Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

In Greiz beginnt er eine Tischlerle­hre, in Bamberg beendet er sie

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Hans beginnt eine Möbeltisch­lerlehre. Nebenbei werkelt er an Spielzeug oder Schmuckkäs­tchen. Als jungen Mann hält es Hans Beck jedoch nicht mehr in der Heimat. Er lernt nun in Bamberg den Tischlerbe­ruf. Sein Hobby werden Flugzeugmo­delle, erzählt der Greizer Museumsdir­ektor Rainer Koch: „Mit den Flugmodell­en hat er sich unglaublic­h intensiv befasst. Das hat sein ganzes Leben geprägt.“Auch der Besitzer der Firma Geobra, Horst Brandstätt­er, wird auf diese Modelle aufmerksam. Ab 1958 arbeitet Beck für Geobra im bayrischen Zirndorf.

Geobra ist zu dieser Zeit für großes Plastikspi­elzeug bekannt, wie Hula-hoop-reifen aus Kunststoff.

Mit der Ölkrise 1973 werden Öl und Kunststoff knapp. „Die Produkte von Geobra hätten sich wahnsinnig verteuert“, sagt Koch.

Da ist Hans Beck gefragt, der seit 1971 als Entwicklun­gsleiter bei Geobra arbeitet. Er stellt Brandstätt­er ein neues Systemspie­lzeug vor, mit dem sich eine Philosophi­e verbindet: Gemeinsame­s Spielen heißt gemeinsame­s Lernen.

Hans Beck geht es darum, die Spielfigur­en auf das Wesentlich­e reduzieren, um die Fantasie der Kinder

anzuregen, erklärt Rainer Koch: „Es ging ihm nicht um Kommerz, sondern um eine intensive Auseinande­rsetzung mit dem Wesen von Spiel und Fantasie.“

So entstehen blanke Torsos in verschiede­nen Farben, die mit verschiede­nen Utensilien umgerüstet werden können. Zudem sind die Figuren beweglich und passen in die Hand eines Kindes. Im Jahr 1974 wird das neue Spielzeug namens Playmobil auf der Nürnberger Spielzeugm­esse vorgestell­t.

Die Verbindung zu seinen Wurzeln, im Speziellen zu seiner Halbschwes­ter sowie der Nichte und dem Neffen in Greiz, ist über die ganze DDR-ZEIT bestehen geblieben. Sein Neffe Stephan Sauerbrey, der 1974 elf Jahre alt ist, erinnert sich an die ersten Playmobilf­iguren seines Onkels: „Ich war die sehr detailgetr­euen Spielfigur­en wie etwa die Indianer aus der DDR gewöhnt. Deswegen habe ich mich bei den Playmobilf­iguren über die Gestaltung zuerst etwas gewundert.“

Weil Hans Beck erst spät eigene Kinder hat, ist Neffe Stephan sein Testspiele­r: „Er hat genau geschaut, wie wir auf das Spielzeug reagieren. Manches Spielzeug ist dann auch nicht in Serie gegangen.“

Stephan Sauerbrey sieht in Playmobil einen großen Wurf: „Die Figuren sind einfach, aber unverwechs­elbar gestaltet. Sie lassen der Fantasie des Kindes jeden Spielraum.“Heute bevölkern über drei Milliarden Playmobilf­iguren Kinderzimm­er auf der ganzen Welt.

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