Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
Begründer der Archäologie
Er gilt als einer der Begründer der modernen Archäologie und als Entdecker Trojas: Johann Ludwig Heinrich Julius Schliemann wäre gestern 200 Jahre alt geworden. Wir sprachen mit dem Greizer Museumsleiter Rainer Koch über ihn.
1. Welche Bedeutung hat Schliemann heute noch?
Er ist für die Entwicklung der Archäologie zur ernstzunehmenden Wissenschaft bedeutsam. Natürlich ist er ein Kind seiner Zeit. Für mich hat er eine große Rolle gespielt, um mich mit Themen der Geschichte und Archäologie auseinanderzusetzen, geprägt durch das Buch „Der Traum von Troja“von Heinrich Alexander Stoll. Schliemann war für den Übergang von der Schatzgräberei zur Wissenschaft unabdingbar. Seine Arbeit war die Basis für den Diskurs über Fragestellungen der Geschichtswissenschaft und Archäologie als Wissenschaft. Man erkannte in der Folge, dass Fundort und -situation wichtiger sind, als der Wert auf dem Kunstmarkt. Es geht um die Geschichtlichkeit eines Objekts, seines Kontexts und nicht seines materiellen Werts.
2. Er nahm Objekte vom Fundort weg. Wie sehen Sie das?
Die Problematik ist mir bewusst geworden, als ich in Berlin den Pergamonaltar sah und 1993 vor Ort in der Türkei auf dem einsamen Berg mit der weitläufigen Landschaft stand. Dort verstand ich eindrücklich, dass ein Objekt oder Denkmal wichtig ist für die regionale Identität und Kultur.
3. Wie ist die Situation heute?
Alle Bodenfunde sind Eigentum des Landes. Zuständig ist das Landesamt für Bodendenkmalpflege. Es gibt die Möglichkeit, als ehrenamtlicher Bodendenkmalpfleger tätig zu werden. Ihr Engagement ist gar nicht hoch genug zu bewerten.
Es fragte Tobias Schubert