Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
Erfurter Tontagebau in Ostthüringer Hand
Zwei Unternehmen aus Gera und Kriebitzsch investieren in Gispersleben und haben ambitionierte Pläne
Der Tontagebau in Erfurt-gispersleben sei einer der größten in Mitteldeutschland, sagt Uwe Meißner. Und er ist seit Kurzem in Ostthüringer Hand. Der Geschäftsführer der Geraer Adelheid Meißner Gmbh und sein langjähriger Geschäftspartner und Freund Jan Bonke, Chef der Bonke Baulogistik Gmbh aus Kriebitzsch im Altenburger Land, haben sich an eine Großinvestition getraut und das 100 Hektar große Tagebau-areal an der A 71 samt zehn Hektar Industriefläche nach langwierigen Verhandlungen mit dem bisherigen Eigentümer für eine nicht näher bezifferte Summe gekauft.
Hightech-standort soll entstehen
Zusammen haben die beiden Unternehmer die Veton Gmbh gegründet, das steht für Verwertung und Tonrohstoffe. „Vor etwa drei Jahren ist der Betrieb dort eingestellt worden, vor zwei Jahren haben wir erfahren, dass der Eigentümer-konzern Tagebau und Ziegelei verkauft“, sagt Meißner.
Er und Bonke kennen sich seit 20 Jahren und entwickelten das gemeinsame Vorhaben. „Seine Stärke ist die Logistik“, sagt Meißner, der mit seiner Baustofffirma wiederum viel Erfahrung durch den Betrieb der Tongrube Aga mitbringt.
Der Ton beider Lagerstätten sei sehr unterschiedlich, sagt der Geraer. Während der aus Aga sich vor allem zur Abdichtung eignet, für Deponie-, Landschafts- und Wasserstraßenbau,
habe der aus Erfurt besonders gute keramische Eigenschaften. Ziel sei es, künftig dort hochwertige keramische Massen für den Ziegelbau und Dichtungston zu produzieren.
Mittelfristig soll hier zudem sogenanntes Puzzolan hergestellt werden, das Eigenschaften wie „alter Römerbeton“habe, sagt Meißner. Dafür könnte ein mit Wasserstoff betriebener Drehrohrofen eingesetzt werden, wobei der Wasserstoff wiederum durch erneuerbare Energien selbst produziert werden soll. Das Puzzolan könnte als Zuschlagstoff
bei der Herstellung von Zement die Asche aus Kohlekraftwerken ersetzen, die mit dem Kohleausstieg perspektivisch als Rohstoff wegfallen würde, erklärt Meißner.
Prinzipiell sei es wichtig, sagt er, die Verfügbarkeit von Rohstoffen zu überdenken. „Ohne Beton wird es nicht gehen“, sagt er, doch werde die Co2-bilanz der Rohstoffe eine immer größere Bedeutung einnehmen. Mit dem „sehr ambitionierten Vorhaben“denkt man Auswirkungen und Entwicklungen der Energiepolitik weiter, weshalb man eng mit der Wissenschaft zusammenarbeite, etwa dem IAB Institut für angewandte Bauforschung Weimar.
Gekauft hat das Unternehmerduo nicht nur die rund 100 Hektar Land, sondern auch Bodenschätze unter einer etwa doppelt so großen Fläche. Vor einer Entwicklung zum Hightech-standort stünde eine enge Zusammenarbeit mit der Stadt Erfurt. Bislang, so Meißner, sei die Resonanz auf das Vorhaben sehr positiv. „Wir schaffen dort auch neue Arbeitsplätze“, sagt Meißner, betont aber, dass man nicht aus Ostthüringen wegziehen werde. Auch das Thema Renaturierung wird von Beginn an mitgedacht. „Auch hier kennen wir uns durch Aga gut aus“, sagt Meißner.