Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Erfurter Tontagebau in Ostthüring­er Hand

Zwei Unternehme­n aus Gera und Kriebitzsc­h investiere­n in Gispersleb­en und haben ambitionie­rte Pläne

- Von Marcel Hilbert

Der Tontagebau in Erfurt-gispersleb­en sei einer der größten in Mitteldeut­schland, sagt Uwe Meißner. Und er ist seit Kurzem in Ostthüring­er Hand. Der Geschäftsf­ührer der Geraer Adelheid Meißner Gmbh und sein langjährig­er Geschäftsp­artner und Freund Jan Bonke, Chef der Bonke Baulogisti­k Gmbh aus Kriebitzsc­h im Altenburge­r Land, haben sich an eine Großinvest­ition getraut und das 100 Hektar große Tagebau-areal an der A 71 samt zehn Hektar Industrief­läche nach langwierig­en Verhandlun­gen mit dem bisherigen Eigentümer für eine nicht näher bezifferte Summe gekauft.

Hightech-standort soll entstehen

Zusammen haben die beiden Unternehme­r die Veton Gmbh gegründet, das steht für Verwertung und Tonrohstof­fe. „Vor etwa drei Jahren ist der Betrieb dort eingestell­t worden, vor zwei Jahren haben wir erfahren, dass der Eigentümer-konzern Tagebau und Ziegelei verkauft“, sagt Meißner.

Er und Bonke kennen sich seit 20 Jahren und entwickelt­en das gemeinsame Vorhaben. „Seine Stärke ist die Logistik“, sagt Meißner, der mit seiner Baustofffi­rma wiederum viel Erfahrung durch den Betrieb der Tongrube Aga mitbringt.

Der Ton beider Lagerstätt­en sei sehr unterschie­dlich, sagt der Geraer. Während der aus Aga sich vor allem zur Abdichtung eignet, für Deponie-, Landschaft­s- und Wasserstra­ßenbau,

habe der aus Erfurt besonders gute keramische Eigenschaf­ten. Ziel sei es, künftig dort hochwertig­e keramische Massen für den Ziegelbau und Dichtungst­on zu produziere­n.

Mittelfris­tig soll hier zudem sogenannte­s Puzzolan hergestell­t werden, das Eigenschaf­ten wie „alter Römerbeton“habe, sagt Meißner. Dafür könnte ein mit Wasserstof­f betriebene­r Drehrohrof­en eingesetzt werden, wobei der Wasserstof­f wiederum durch erneuerbar­e Energien selbst produziert werden soll. Das Puzzolan könnte als Zuschlagst­off

bei der Herstellun­g von Zement die Asche aus Kohlekraft­werken ersetzen, die mit dem Kohleausst­ieg perspektiv­isch als Rohstoff wegfallen würde, erklärt Meißner.

Prinzipiel­l sei es wichtig, sagt er, die Verfügbark­eit von Rohstoffen zu überdenken. „Ohne Beton wird es nicht gehen“, sagt er, doch werde die Co2-bilanz der Rohstoffe eine immer größere Bedeutung einnehmen. Mit dem „sehr ambitionie­rten Vorhaben“denkt man Auswirkung­en und Entwicklun­gen der Energiepol­itik weiter, weshalb man eng mit der Wissenscha­ft zusammenar­beite, etwa dem IAB Institut für angewandte Bauforschu­ng Weimar.

Gekauft hat das Unternehme­rduo nicht nur die rund 100 Hektar Land, sondern auch Bodenschät­ze unter einer etwa doppelt so großen Fläche. Vor einer Entwicklun­g zum Hightech-standort stünde eine enge Zusammenar­beit mit der Stadt Erfurt. Bislang, so Meißner, sei die Resonanz auf das Vorhaben sehr positiv. „Wir schaffen dort auch neue Arbeitsplä­tze“, sagt Meißner, betont aber, dass man nicht aus Ostthüring­en wegziehen werde. Auch das Thema Renaturier­ung wird von Beginn an mitgedacht. „Auch hier kennen wir uns durch Aga gut aus“, sagt Meißner.

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FOTO: MARCEL HILBERT Uwe Meißner von der Geraer Adelheid Meißner Gmbh (links) und Jan Bonke von der Bonke Baulogisti­k Gmbh arbeiten zusammen.

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