Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

So plant der Meister ohne Lewandowsk­i

Nach dem Abgang des Polens steht der FC Bayern ohne klassische­n Mittelstür­mer da

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Maik Rosner München.

Wenn der Tross des FC Bayern an diesem Montag in die USA fliegt, um dort erstmals seit der Corona-pandemie auf Pr-tour zu gehen, beginnt auch eine Reise ins Ungewisse. Seit dem frühen Samstagmor­gen hat die Transfersa­ga um Robert Lewandowsk­i ein Ende gefunden. Der Weltfußbal­ler wird zwar auch in den Vereinigte­n Staaten für den FCB werben, allerdings für seinen neuen Verein FC Barcelona. Angeblich lassen sich die Katalanen den Wechsel 45 Millionen Euro Ablöse plus bis zu fünf Millionen Euro Boni kosten. Einnahmen aus dem bereits zweiten Verkauf von Tv-rechten sollen dem hoch verschulde­ten Club den Kauf Lewandowsk­is ermögliche­n.

Dem FC Bayern bringt der Deal zwar viel Geld ein, allerdings eben auch jene Reise ins Ungewisse, die einem Experiment gleichkomm­t. Noch nie seit seinem Bundesliga­aufstieg 1965 hat der deutsche Branchenpr­imus auf einen klassische­n Mittelstür­mer in seinem Kader verzichtet. Doch genau danach sieht es nun aus. Ein Spieler, der Lewandowsk­i auch nur ansatzweis­e ersetzen könnte, ist auf dem Transferma­rkt nicht in Sicht. Zudem klingt bei den Münchnern an, Lewandowsk­is Aufgaben lieber „auf mehrere Schultern verteilen“, wie es Sportvorst­and Hasan Salihamidz­ic formuliert. Allen voran wohl auf jene von Zugang Sadio Mané, 30, der zuletzt beim FC Liverpool zeitweilig in die Rolle der zentralen Spitze schlüpfte, diese aufgrund seiner Körpergröß­e von nur 1,74 Meter aber ganz anders als Lewandowsk­i (1,85 Meter) und eher selten unter Zuhilfenah­me des Kopfballve­rpflichtun­g

Acht Jahre spielten Robert Lewandowsk­i (li.) und Thomas Müller zusammen beim FC Bayern. Nun hat sich der Pole am Samstag aus München von seinen Mitspieler­n verabschie­det.

spiels interpreti­erte. Zudem wird der auch nur 1,76 Meter große und als Stürmer schon erprobte Serge Gnabry nach seiner Vertragsve­rlängerung

bis 2026 ebenfalls als wichtiger Teil der Offensive eingeplant.

Priorität bei weiteren Transferak­tivitäten genießt nun die geplante

von Matthijs de Ligt, 22, von Juventus Turin. Beim Innenverte­idiger könnte es wohl auf rund 75 Millionen Euro Ablöse hinauslauf­en. Zudem stehen noch die Verpflicht­ungen von RB Leipzigs Mittelfeld­spieler Konrad Laimer, 25, und des Sturmtalen­ts Mathys Tel, 17, von Stade Rennes im Raum. Tel soll langsam aufgebaut werden und ist selbstrede­nd nicht als sofortiger Ersatz für Lewandowsk­i eingeplant. Und ein solcher wird nach derzeitige­m Stand auch eher nicht mehr verpflicht­et.

Dabei scheint es seit den Zeiten von Gerd Müller festgeschr­ieben zu sein, dass ein ausgewiese­ner Fachmann fürs Toreschieß­en zur Münchner Belegschaf­t zählen muss, und sei er so klein wie Müller (1,76 Meter). Das erlaubte ihnen auch, ihre grundlegen­de Spielidee über die Jahrzehnte beizubehal­ten, bei der die Bälle am Ende flach oder hoch vor das Tor gespielt werden, wo ein Mittelstür­mer wartet, um sie zu verwerten.

Lewandowsk­i ist das allein in der Bundesliga-saison 2020/21 41 Mal gelungen, womit er sogar den 2021 verstorben­en Gerd Müller um einen Treffer überbot. Insgesamt kam Lewandowsk­i in seinen acht Münchner Jahren auf 344 Tore in 375 Spielen. „Wir müssen eben umverteile­n“, sagt Lewandowsk­is langjährig­er Offensivpa­rtner Thomas Müller. Der deutsche Nationalsp­ieler scheint gespannt zu sein, ob und wie das gelingt. Er sagt: „Wir müssen schauen, dass wir weiter erfolgreic­h bleiben. Ich bin mir sicher, dass sich die Statik unseres Offensivsp­iels ein bisschen verändert.“Aber beim FC Bayern wissen sie seit Gerd Müller ja, dass man auch mit einem kleinen Stürmer erfolgreic­h sein kann.

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