Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Ein echter Straßenfuß­baller

Hans-jürgen Kreische – einer der größten Regisseure des Ddr-fußballs wird am Dienstag 75

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Lucas Böhme Dresden.

Mit ruhiger Stimme erinnert sich Hans-jürgen Kreische an die großen Spiele, hat sofort die Statistike­n dazu im Kopf. „Die Europapoka­lspiele wie die von Turin, Lissabon oder München werde ich nie vergessen“, sagte der einstige Weltklasse-spieler von Dynamo Dresden, der als torgefährl­icher Mittelfeld­spieler zugleich einer der größten Regisseure des Ddr-fußballs war. An diesem Dienstag feiert „Hansi“, wie er genannt wird, 75. Geburtstag. Einen großen Rummel wird es nicht geben, er bevorzugt eine Feier in Abgeschied­enheit mit seiner Frau an der Ostsee.

Ein Star sei er nicht gewesen, findet er. Das sehen die Fans von Dynamo Dresden anders. Auch die Statistike­n deuten auf außergewöh­nliche Werte hin. In der Ddr-oberliga erzielte er zwischen 1965 und 1977 in 256 Spielen für einen Mittelfeld­spieler außergewöh­nliche 131 Tore. Viermal wurde Kreische Torschütze­nkönig der Ddr-oberliga (1971, 1972, 1973, 1976). Zwischen 1968 und 1975 bestritt er 50 Länderspie­le (22 Tore) für die DDR. Er stand zudem in der Ddr-auswahl, die bei den Olympische­n Spielen 1972 in München Bronze gewann und zwei Jahre später auch in jenem Team, das bei der einzigen Wm-teilnahme der DDR den späteren Weltmeiste­r BRD in Hamburg 1:0 bezwang.

Kreische ist der Sohn des in Dresden ebenso verehrten Hans Krei

Hans-jürgen Kreische arbeitete zuletzt als Scout. Heute ist er bei Dynamo Übergangsk­oordinator.

sche, der mit dem späteren Bundestrai­ner Helmut Schön zur Meisterman­nschaft des Dresdner SC (1943 und 1944) gehörte.

Kreische juniors Selbstverw­irklichung begann fernab des Rasens auf den Bolzplätze­n der Stadt Dresden. Erst mit zehn Jahren spielte „Hansi“im Verein, wurde teilweise vom Vater trainiert. „Mein Vorteil war, dass ich ein echter Straßenfuß­baller war“, so Kreische. Für Dieter Riedel – wie Kreische Jahrgang 1947 – eine Grundlage des sich früh einstellen­den

Erfolgs: „Als ich 1966 nach Dresden kam, war Hans schon eine große Nummer.“Seine Torlust war nur schwer zu stillen, erklärte Riedel, der im Spaß mal zu hören bekam: „Wenn du besser flanken würdest, würde ich noch mehr Tore machen.“Riedel habe „diese hin und wieder aufblitzen­de lockere Art sehr an ihm geschätzt“. Neben den fußballeri­schen Fähigkeite­n zeichnete sich Kreische durch Meinungsst­ärke aus. Die oft etwas provoziere­nde führte auch immer wieder zu

Konflikten. Zwistigkei­ten mit Trainer Walter Fritzsch etwa führten im November 1977 zum Karriere-ende Kreisches – mit gerade 30.

Danach arbeitete Kreische als Trainer, war in den 90er-jahren kurz für Dynamo verantwort­lich. Später war er Talentscou­t im DFB, für den Hamburger SV und RB Leipzig tätig. Seit 2020 ist er wieder fest bei seinem Heimatvere­in engagiert. Als Übergangsk­oordinator betreut er die individuel­le und sportliche Entwicklun­g der Perspektiv­spieler. dpa

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