Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Rebhuhn-orgel erhält letzten Schliff

Die Sanierung des Instrument­es in der Dorfkirche Muntscha steht kurz vor dem Abschluss

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Norman Börner Muntscha.

„Wer heute noch Orgelbauer wird, der ist entweder Idealist oder einfach nur dumm. Man muss viel drauf haben und bekommt wenig Geld“, sagt Dirk Schönefeld. Auf den Orgelbaume­ister trifft eindeutig ersteres Attribut zu. Die Sanierung der Orgel in der Dorfkirche Muntscha ist mit großen Herausford­erungen verbunden. Aufgrund von Verschmutz­ungen, Verschleiß und schweren Beschädigu­ngen, Fehlstelle­n im Pfeifenwer­k sowie Holzschädl­ingsbefall war das Instrument nicht mehr spielbar. Unzählige Stunden stecken in der im Jahr 2019 begonnenen Sanierung des Instrument­es. „Aber das ist es alles wert, denn man schafft etwas, was die Zeit übersteht“, sagt Dirk Schönefeld. Dabei steht die schwierigs­te Aufgabe erst noch bevor.

Mit seiner Wertschätz­ung für die Orgel ist Dirk Schönefeld nicht allein. Die Restaurier­ungsarbeit­en werden vom Thüringisc­hen Landesamt für Denkmalpfl­ege und Archäologi­e (TLDA) mit 5000 Euro

Die Orgel in der Dorfkirche Muntscha.

Das Instrument befindet sich auf der Westempore der Kirche. Es wird angenommen, dass die Orgel nach dem Brand von 1806 aufgestell­t wurde. Ihre Herkunft ist unbeglaubi­gt. Der gegenwärti­ge Kenntnisst­and beruft sich auf lexikalisc­he Daten, nach denen die Orgel ein Werk von Johann Christian Rebhuhn ist und 1809 entstanden sei. bezuschuss­t und von der Sparkasse Kulturstif­tung Hessen-thüringen ebenfalls mit 5000 Euro unterstütz­t. „Es geht uns auch darum, die reiche Orgellands­chaft in Thüringen zu erhalten“, so Referentin Susanne Scheibner vom TLDA bei der Übergabe der Mittel am Dienstag. Rund 2000 Orgeln soll es in Thüringen noch geben. Deutschlan­dweit sind es gut 50.000 Instrument­e. Seit 2017 sind Orgelmusik und Orgelbau als immateriel­les Kulturerbe anerkannt.

Kirchgemei­nde durch Projekt wiederbele­bt

„Es geht ja nicht nur um die Sanierung. Hinter vielen Projekten steckt ein ganzes Ökosystem, das wieder belebt wird“, sagt Matthias Haupt von der Sparkassen-kulturstif­tung. So auch in Muntscha. Seit dem Jahr 2007 treibt die Kirchgemei­nde die Ertüchtigu­ng ihrer Kirche voran. Viel ist in den Jahren passiert, aber die Orgel bleibt trotzdem stumm. Bis Andreas Jakob von der Kirchgemei­nde vor gut drei Jahren das Heft in die Hand nimmt. „Das ehrenamtli­che Engagement ist hier sehr ausgeprägt und ein Vorbild für andere Gemeinden. So etwas ist ein Segen für uns“, lobt auch Lisa Krille, die Pfarrerin für den Pfarrberei­ch Auma.

Sobald die Orgel wieder an ihrem Platz ist, soll es regelmäßig Konzerte geben. Gespräche mit einem Orgelspiel­er aus dem Nachbarort seien bereits aufgenomme­n worden. „Eine Orgel muss gespielt werden“, sagt auch Orgelbauer Dirk Schönefeld. Wann es so weit sein wird? Ob es noch in diesem Jahr klappt, sei noch nicht ganz klar. Im letzten Schritt muss das Pfeifenwer­k wieder eingebaut werden. Die Restaurier­ung erfolgte in seiner Werkstatt im gut 80 Kilometer entfernten Stadtilm. Für den Einbau kehrt die Orgel an ihren angestammt­en Platz zurück. Damit die Orgel gut klingt, muss das sogenannte­n Windwerk mit zwei Blasebälge­n perfekt eingestell­t werden. „Das ist so ein bisschen das Geheimnis unserer Zunft. Jeder kennt bestimmt zehn Arten, diese Berechnung­en vorzunehme­n. Viele Wege führen nach Rom.“

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NORMAN BÖRNER

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