Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
Bauerfeind-neubau in Gera auf Eis
Stadt will Bäume auf Grünfläche roden. Naturschützer befürchten Tatsachen vor Baurecht
Die Pläne des Unternehmens Bauerfeind für einen Produktionsneubau auf der großen Grünfläche am Berg in Bieblach/ost liegen seit Herbst vorigen Jahres auf Eis. „Wir warten noch auf Unterlagen aus dem Planungsbüro des Unternehmens“, sagte diese Woche auf Zeitungsnachfrage Geras Baudezernent Michael Sonntag (parteilos).
Unterdessen befürchten Naturschutzverbände in Gera, dass auf der Grünfläche schon Tatsachen geschaffen werden könnten, ehe das notwendige Baurecht hergestellt ist. „Wir werden das Problem am 18. Januar im Naturschutzbeirat thematisieren“, kündigt Matthias Röder vom Grünen Haus Gera an. Der Grund: Die Stadt Gera will auf der Grünfläche im großen Stil Bäume fällen. Um den Bebauungsplan zu realisieren, „sind Baumfällarbeiten nötig. Da sich der Bewuchs der Grünanlage in den letzten Jahren so stark weiterentwickelt hat, dass er nach Thüringer Waldgesetz nun als Wald eingestuft wird, ist für die Durchführung der Fällarbeiten eine Genehmigung nötig“, heißt es auf Zeitungsnachfrage aus dem Rathaus. Die Genehmigung für die Fällarbeiten habe die Stadt beantragt, eine Entscheidung stehe noch aus.
Das Staatliche Forstamt Weida hat auf Zeitungsnachfrage bestätigt, dass ein Antrag von der Stadt Gera eingegangen ist. Im Unterschied zum Geraer Rathaus spricht die staatliche Forstaufsicht aber nicht von beabsichtigten Fällarbeiten, sondern ausdrücklich von einer geplanten Rodung auf einer Fläche von acht Hektar. Ziel der Rodung sei es, den Boden für eine andere Nutzungszweck frei zu machen, in
dem auch Baumstümpfe und Wurzelstöcke entfernt werden. Das müsse allerdings nicht heißen, dass das komplette Wäldchen verschwindet. Einzelne Bäume oder Baumgruppen könnten stehen bleiben und gegebenenfalls als Grünersatz für eine Baumaßnahme dienen, so die Forstbehörde.
Eine Genehmigung für die beabsichtigte Rodung gibt es vom Staatlichen Forstamt aber vorerst nicht. Man habe sich mit der Naturschutzbehörde abgestimmt, die Genehmigung könne erst erteilt werden, wenn die notwendigen Voraussetzungen dafür geklärt sind, heißt es aus der Behörde in Weida. Das wiederum bedeutet für die Stadt Gera:
Erst muss der rechtsgültige Flächennutzungsplan geändert werden, der die angedachte Baufläche in Bieblach/ost ausdrücklich als Grünfläche ausweist. Als ökologischer Ersatz soll an anderer Stelle, südlich von Lusan, Ackerland als Grünzone für Ausgleichsmaßnahmen bestimmt werden. Erst wenn diese beabsichtigten Änderungen des Flächennutzungsplans vom Stadtrat beschlossen und vom Thüringer Landesamt genehmigt sind, kann Baurecht auf der Fläche geschaffen werden. Heißt: Auch erst dann könnte das teils angepflanzte und teils wild angewachsene Wäldchen von der Stadt gerodet werden.
Offen ist, ob die Bauerfeind AG
noch an den Investitionsplänen auf der grünen Wiese in Bieblach/ost festhält. „Wir sind nach wie vor auf der Suche nach einer Fläche, auf der ein Neubau möglich ist und die sich für eine gewerbliche Nutzung eignet. Dazu müssen selbstverständlich alle rechtlichen Anforderungen erfüllt werden“, hat das in Zeulenroda-triebes ansässige Unternehmen am Freitag auf Zeitungsnachfrage mitgeteilt. Und weiter: „Bislang gibt es für das Gewerbegebiet „Bieblacher Berg“kein Baurecht. Wir nutzen in den bereits angemieteten Räumen im Gewerbepark Keplerstraße Möglichkeiten, unsere Produktionskapazitäten zu erweitern.“