Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
Ein Treffer wie einst Sparwasser
Gerhardt Hoppe als Ehrengast in Gera. Der 72-Jährige spricht über Mode, fünf gestohlene Jahre und sein Ec-finaltor
Lutz Lindemann hakte ihn unter. Harald Irmscher und Uli Göhr waren an seiner Seite. Fußball-größen von einst gaben sich beim Geraer Oldie-turnier ein Stelldichein. Erstmals als Ehrengast in der Panndorfhalle: Gerhardt Hoppe. „Wer kann schon von sich behaupten, in einem Europapokalfinale gestanden zu haben und dann auch noch ein Tor geschossen zu haben“, sagte Lutz Lindemann, mit Christian Müller der Mann am Mikro, über seinen früheren Jenaer Mannschaftskameraden.
Das Tor am 13. Mai 1981 in Düsseldorf im Europapokalfinale gegen Dynamo Tbilissi ist sein „Sparwasser“-tor, nur eine Nummer kleiner, wie er mit einem Schmunzeln sagt. Der Magdeburger, auch schon Ehrengast in Gera, hatte 1974 bei der Fußball-wm im deutsch-deutschen Duell das Tor zum 1:0 erzielt – Sparwasser und der Sieg gegen die bundesdeutsche Auswahl wurden eins.
Auch Gerhardt Hoppe wird immer wieder auf seinen Treffer im Ec-finale angesprochen. Dass sich die Leute an das Tor erinnern, kein Kunststück, sagte er. „Als Verteidiger habe ich nicht so oft getroffen, in
Düsseldorf ja. Es war ein schönes Tor, der Pass kam von Eberhard Vogel. So habe ich einen Ball nie wieder getroffen.“Das hänge ihm an, meint er. „Man erinnert sich an mich.“Doch die Jenaer hielten das 1:0 nicht, verloren gegen Tbilissi mit 1:2. Der Einzug ins Endspiel, für den FC Carl Zeiss der größte Erfolg und die größte Niederlage zugleich. In der DDR-ZEIT hatte der 1. FC Magdeburg den Europapokal gewonnen und nur noch Jena und Lok Leipzig kamen in ein Endspiel. Doch bis Gerhardt Hoppe, „die guten Jahre in Jena“erleben durfte, lief einiges Wasser die Weiße Elster und die Saale hinunter.
Geldumtausch in Norwegen brachte ihm viel Ärger ein
Am Geraer Wintergarten wuchs er auf. Sein Vater nahm ihn mit zum Fußball an den „Steg“. Bei Wassil Kirkow jagte er dem runden Leder hinterher, ging zur BSG Wismut, der „Schlaks“wie sie ihn riefen und später wegen seiner Schussstärke den Spitznamen „Faden“hinzufügten, fiel auf, spielte in der Ersten und mit 21 Jahren wechselte er zum FC Carl Zeiss, wurde in die Olympia-auswahl berufen, Und dann passierte, was nicht passieren durfte. Aus heutiger Sicht kein großes
Ding, damals ein Politikum. Bei einem Spiel der Olympia-elf in Arendal tauschte er an der Rezeption des Hotels DDR- gegen Westgeld, was einigen Ärger nach sich zog. „Ich habe an der Rezeption getauscht, weil ich keine Lust hatte, in die Stadt zu gehen.“Der Umtauschkurs hatte nicht gestimmt, als die Norweger das mitbekamen, wollte er das Geld zurücktauschen, doch die Maschinerie war schon angelaufen,
der Geldwechsel als Devisenvergehen bewertet. Wieder in Jena, wurde er vorgeladen und ihm mitgeteilt. Raus aus der Auswahl, zurück nach Gera, als „Zugabe“, Einberufung zum Grundwehrdienst bei der Nationalen Volksarmee.
„Mir sind fünf Jahre meiner Fußballerlaufbahn verloren gegangen“, sagt er. Fußball spielte er unterklassig, mehr durfte er zunächst nicht. Wieder in seiner Geburtsstadt, spielte er bei der BSG Wismut, die in die Ddr-oberliga aufstieg. Mittendrin Verteidiger oder Vorstopper Gerhardt Hoppe. „Fünf Spieltage vor Saisonende, da war ein Wechsel eigentlich gar nicht erlaubt, kamen die Funktionäre auf mich zu, boten mir an, wieder für Jena zu spielen.“
Eigentlich wollte er nicht, nach der Vorgeschichte, 28 war er auch schon, ein Spätstarter, doch es war abzusehen, die Geraer würden nach der Saison 1977/78 wieder absteigen – also doch wieder Jena. Und die guten Jahre begannen: Ddr-pokalsieg 1980, Ec-finale 1981. Den Kontakt nach Gera und Jena hält er über Udo Korn und Harald Irmscher.
Schkeuditz, wo er seit über 20 Jahren wohnt, sei ja nicht aus der Welt. Seine Frau Kerstin führt eine Modeagentur und alle vier Wochen geht es zum Einkauf von Designermode nach Bologna oder Mailand. Gera ist nicht Mailand, aber zum Oldie-turnier ist er gern gekommen. „Niveau, Aufmachung. Alles klasse. Respekt!“, sagt er und bekennt. Er sei kein Hallenspieler. „Ich brauche Platz zum Spielen, den habe ich in der Halle nicht.“Sagt es und lacht und schaut wie sich der FC Carl Zeiss Jena gegen die Stadtauswahl Gera macht.