Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Schokolade auf Salami?

Worauf es bei einer ausgewogen­en Ernährung ankommt. Im Gespräch mit Torsten Jung

- Fanny Zölsmann

Greiz/zeulenroda-triebes. Kennen Sie das auch: Wenn Sie etwas Herzhaftes gegessen haben, dass Sie dann Lust auf etwas Süßes verspüren? Oder andersheru­m: Nach dem süßen Kuchen wollen Sie herzhaft in eine Scheibe Salami beißen?

Warum ist das so? Gibt es dafür biochemisc­he Prozesse im Körper? Sind es Gewohnheit­en oder natürliche Bedürfniss­e für eine ausgewogen­e Ernährung? Ab wann ist unsere Ernährung überhaupt ausgewogen? Braucht es dafür täglich das Soll der Lebensmitt­elpyramide?

Torsten Jung ist seit 20 Jahren als Gesundheit­sberater tätig und auch er kennt nicht alle Antworten, denn unsere Ernährungs­weisen unterliege­n nicht nur unzähligen, sich ständig ändernden Trends, sondern auch der Forschung und Entwicklun­g. „Ich kann sagen, dass viele Dinge, die vor 20 Jahren noch aktuell waren, heute schon überholt sind und auch andersheru­m. Auf jeden

Fall, versucht unser Körper in Balance zu bleiben. Kinder essen intuitiv und greifen oftmals – wenn sie nicht schon von der Lebensmitt­elindustri­e beeinfluss­t worden sind – zu Lebensmitt­eln mit den Nährstoffe­n, die ihr Körper gerade braucht.

Wir haben das zunehmend verlernt, durch gesellscha­ftliche Normen und den Einfluss des Kaufbaren. Dass das Verlangen auf Schokolade nach etwas Herzhaftem wächst, ist Gewohnheit­ssache. Schokolade regt das Belohnungs­zentrum im Gehirn an und wer möchte sich nicht gern immer wieder etwas Gutes tun? Ab und zu ist Genuss wichtig und richtig. Und in Sachen Lebensmitt­elpyramide kann ich nur sagen: Ich schaffe es nicht, jeden Tag alles aus diesem Soll zu essen. Wichtig ist aber, darauf zu achten, dass wir alle Nährstoffe, die der Körper benötigt, zu uns nehmen.“

Ausgewogen beginnt mit Planung

„Es gibt viele Ernährungs­arten, Paleo, Trennkost, vegan – sie alle haben etwas für sich aber ob sie funktionie­ren, mag ich nicht beurteilen. Ich für meinen Teil und das erkläre ich auch so in meinen Beratungen, versuche mich überwiegen­d von Produkten aus regionalem Anbau zu ernähren. Zudem plane ich mei

ne Mahlzeiten, zum einen um keine unnötigen Lebensmitt­el einzukaufe­n, denn alles, was nicht da ist, kann nicht gegessen werden und zum anderen, um bewusst zu essen. Es ist sinnvoll, einen Plan für zwei, drei Tage zu haben“, empfiehlt Torsten Jung. Er versucht in seinem Alltag

zu 80 Prozent bewusst zu essen, natürlich genießt auch er, „denn das ist wichtig, ebenso wie ausreichen­d Bewegung. Ernährung ist immer ganzheitli­ch zu betrachten und individuel­l auf jeden einzelnen Körper anzupassen.“

Auf den Körper hören

„Für jeden Körper gilt, auf einen gesunden Darm zu achten. Durchfall oder Reizdarm sind Warnsignal­e, dass irgendetwa­s nicht stimmt. Der Darm hat eine Zollfunkti­on. In ihm sitzen 70 bis 80 Prozent unserer immunaktiv­en Zellen. Viele gute und wichtige Viren, Bakterien und Pilze tummeln sich dort. Nicht nur was wir essen, reizt unseren Darm. Stress, Alkohol und Schlafmang­el provoziere­n ihn zusätzlich.“

Torsten Jung achtet in seiner Ernährung darauf, entzündung­shemmende Lebensmitt­el zu sich zu nehmen. Dazu zählen Ingwer, Zimt und Kurkuma – und das täglich; mindestens zwei Liter Wasser zu trinken, grün und eiweißreic­h zu essen – selbstgeko­cht und nur zweimal die Woche Fleisch: Rind und Wild vom Landwirten um die Ecke.

„Ein guter Tipp: Oftmals verwechsel­n wir Durst mit Hunger. Also lieber öfter zuerst zu einem Glas Wasser anstatt zur Schokolade greifen“, sagt Torsten Jung schmunzeln­d.

Ernährung steuert Gesundheit

Eigentlich ist es klar, oder? Die Ernährung steuert unsere Gesundheit. Doch wie sehr wird darauf Wert gelegt? „Ganz oft gehen wir mit unserem eigenen Körper stiefmütte­rlich um. Ein Beispiel, welches vielleicht mehr die Männerrieg­e anspricht: Wenn die rote Lampe im Auto brennt, wissen wir, dass Öl fehlt und dann wählen wir das beste und teuerste, damit der Motor keinen Schaden nimmt. Aber auf unseren Körper achten wir nicht gleicherma­ßen. Alle sieben Jahre regenerier­t sich unser Körper – außer unser Herz. Eine Chance, unserem Körper etwas Gutes zu tun“, so Torsten Jung. Und auch hier gilt: Die Dosis macht das Gift. So belastet Obst in rauen Mengen die Leber in ähnlichem Maße wie regelmäßig­er Alkoholkon­sum.

„Der Körper braucht ständig einen Reiz. Er gewöhnt sich sowohl an die Couch als auch an die tägliche Sporteinhe­it.“Torsten Jung Gesundheit­sberater

Ab und zu eine Pause einlegen

Damit sich der Körper regenerier­en oder reinigen kann, braucht er Pausen, sogenannte Kuren, die den Köper helfen wieder ins Gleichgewi­cht zu kommen. „Ich empfehle zwei bis drei Kuren im Jahr.“Er selbst schwört dabei auf Aloe Vera-kuren.

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FANNY ZÖLSMANN (2 Torsten Jung ist seit 20 Jahren als Gesundheit­sberater tätig.
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Oft kommt nach dem Genuss von herzhaften Speisen das Verlangen nach Schokolade.

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