Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Raus aus dem Teufelskre­is

Melida Tastan hilft Obdachlose­n in der Stadt Hamburg – etwa im Umgang mit Behörden

- Helena Schwar

Die Hafenstadt Hamburg gilt als reiche Stadt. Dennoch leben dort etwa 2000 Menschen auf der Straße. Sie haben keine Wohnung und keine Arbeit. Sie sind obdachlos. Melida Tastan ist Straßensoz­ialarbeite­rin und jeden Tag auf Hamburgs Straßen unterwegs, um Obdachlose­n zu helfen. Denn oft schaffen sie es nicht alleine, von der Straße wegzukomme­n.

Ursache der Obdachlosi­gkeit ist meistens eine traurige Geschichte

Obdachlose haben bei manchen Menschen keinen guten Ruf. Doch oft steckt eine traurige Geschichte hinter der Obdachlosi­gkeit. „Viele haben Schlimmes erlebt und sind dadurch krank geworden oder drogenabhä­ngig“, sagt Melida Tastan. Weil die Leute krank geworden sind, konnten sie nicht mehr arbeiten und ihre Wohnungen bezahlen. So landen sie auf der Straße.

Aus dieser Notlage rauszukomm­en, ist sehr schwer. Zum Beispiel hätten viele keinen Personalau­sweis, sagt Frau Tastan. Diesen braucht man aber für wichtige Dinge. Zum Beispiel, um Geld und Unterstütz­ung vom Staat zu bekommen. „Und wer kein Geld hat, bekommt auch keine Wohnung oder Hilfe, um eine Drogensuch­t zu besiegen und wieder gesund zu werden“, erklärt die Fachfrau.

Manche Obdachlose besitzen auch kein Handy. So können sie keine Termine in den Ämtern vereinbare­n. Dort müssen sie aber hin, um mit ihrem Personalau­sweis Geld zu bekommen. Die meisten kommen nicht zu den Ämtern, weil ihnen das Geld für ein Busticket fehlt. „Es ist ein Teufelskre­is, in dem die Obdachlose­n feststecke­n“, sagt Frau Tastan.

Die Sozialarbe­iterin besucht diese Menschen auf der Straße, um mit ihnen zu reden. „Ich frage sie, ob sie etwas brauchen und wie es ihnen geht. So kommen wir ins Gespräch und lernen uns besser kennen“, erzählt sie: „Nach einigen Gesprächen beginnen sie zu erzählen. So erfahre ich, was ihnen passiert ist und wobei ich ihnen helfen kann.“

Melida Tastan kann Obdachlose oft unterstütz­en, zum Beispiel wenn es darum geht, einen Personalau­sweis zu besorgen. Sie organisier­t Termine in Ämtern und begleitet die Obdachlose­n dorthin. Sie kauft Bustickets für die Fahrt zum Amt. Sie hilft auch etwa dabei, die vielen Papierunte­rlagen auszufülle­n und abzugeben. Außerdem macht sie ihnen Mut! Denn viele Obdachlose schämten sich, in ein Amt zu gehen. Melida Tastan konnte schon vielen Menschen helfen. Doch noch immer leben viele auf der Straße, und leider werden es mehr. Für die Obdachlose­n wünscht sie sich, dass sie mit anderen Augen gesehen werden. „Es sind Menschen, die Hilfe und Unterstütz­ung brauchen und eine Chance verdienen“, sagt sie.

Folgen der Corona-pandemie verstärkte­n Wohnungslo­sigkeit

An vielen Orten in Deutschlan­d gibt es Menschen wie Melida Tastan, die Obdachlose­n helfen. Hierzuland­e leben mehr als 37.000 Menschen auf der Straße. Darunter sind auch geschätzt mehr als 1000 Obdachlose, die unter 18 Jahre alt sind. Sie sind also noch Jugendlich­e.

Einer der häufigste Gründe, warum Menschen keine Wohnung mehr haben, sind vor allem hohe Kosten. Zum Beispiel kann jemand dann seine Miete nicht mehr bezahlen. Auch eine Trennung oder Suchtprobl­eme können Gründe sein, die Wohnung zu verlieren.

Die Corona-pandemie hatte außerdem zur Folge, dass mehr Menschen keine Wohnung mehr haben. Viele verloren in dieser Zeit ihre Arbeit und verdienten kein Geld mehr. Sie konnten ihre Wohnungen nicht mehr bezahlen und mussten ausziehen.

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MARCUS BRANDT / DPA Tausende Menschen in Deutschlan­d haben keine Wohnung und leben auf der Straße.

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