Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Wer vertritt künftig meinen Wahlkreis in Berlin?

- Nils R. Kawig kommentier­t die Ideen einer Wahlrechts­reform

Das Ziel ist klar, aber der Weg dorthin noch ziemlich nebelig: Die Ampelkoali­tion in Berlin will den Bundestag verkleiner­n. Ab kommender Woche soll ein Gesetzentw­urf beraten werden. So weit, so gut.

Aber der Teufel steckt im Detail. Nach allem, was über die Reformplän­e von SPD, Grünen und FDP bekannt ist, droht ein Schaden an der Demokratie, wenn künftig nicht mehr gewährleis­tet sein sollte, dass der Wahlkreis-sieger in den Bundestag einziehen darf. Denn maßgeblich für die Sitzzahl einer Partei soll allein das Ergebnis der Zweitstimm­en sein. So würde die Landeslist­e deutlich auf- und die Erststimme stark abgewertet.

Richtig ist, dass das Bläh-parlament in Berlin dringend abspecken muss. Es ist mit aktuell 736 Abgeordnet­en aus dem Leim gegangen, zumal seine Normgröße laut Wahlgesetz nur 598 Mandate vorsieht – also rechnerisc­h zwei Abgeordnet­e je Wahlkreis. Aber Überhang- und Ausgleichs­mandate sorgen seit Legislatur­en dafür, dass der Bundestag zu den größten Parlamente­n weltweit angewachse­n ist. Ganz klar: eine Steuervers­chwendung.

Deshalb gebührt den Politikern der Ampel-fraktionen Respekt. Sie packen ein heißes Eisen an und könnten sich selbst die Finger verbrennen, wenn Einzelne von ihnen nach der Reform nicht mehr ins Parlament einziehen würden.

Bekannt ist, dass eine Verschlank­ung des Bundestags bisher meist am Widerstand der Unionspart­eien gescheiter­t ist. Und auch diesmal stehen CDU und CSU wieder auf der Bremse. Das ist nur dann akzeptabel, wenn am Ende des Verfahrens etwas Besseres herauskomm­t, als die Ampel vorschlägt. Sonst wäre es Zeit- und Geldversch­wendung.

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