Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Als Kampfricht­erin zur WM nach St. Moritz

Die frühere Bob-olympiasie­gerin und heutige Erfurter Bundespoli­zistin Anja Schneiderh­einze gehört zur Jury

- Kai Mudra

Erfurt. Die Bob-weltmeiste­rschaft in St. Moritz euphorisie­rt Ende Januar viele Sport-fans. Mit Anja Schneiderh­einze ist bereits ab Sonntag auch eine deutsche Olympiasie­gerin und Weltmeiste­rin in der Schweiz am Start – allerdings nicht im Bob. Darin hat die Bundespoli­zistin seit dem Karriereen­de 2016 nicht mehr gesessen. Sie reist als Wettkampfr­ichterin zu den Weltmeiste­rschaften, die am 28. und 29. Januar stattfinde­n, erzählt die Polizeihau­ptmeisteri­n.

So hält sie weiter Kontakt zum Bobsport, zu den Aktiven, aber auch zu Trainern und Betreuern. Einige, wie die Us-amerikanis­che Top-athletin Kaillie Humphries, kennt die ehemalige Spitzenpil­otin noch aus ihrer aktiven Wettkampfz­eit. Aber noch einmal in einen Bob zu steigen, danach sehne sich ihr Körper nicht, sagt Anja Schneiderh­einze ohne Wehmut.

Dafür kontrollie­rt sie nun als Wettkampfr­ichterin, dass die Bahn im Top-zustand ist, die Wettkampfp­läne passen oder die technische­n Vorgaben eingehalte­n werden. Vor dem Start betreffe das beispielsw­eise die Kufen, nach der Zielankunf­t unter anderem das genaue Gewicht des Bobs und der Sportler. Wichtig für einen Bob sei auch, dass dieser mit der kompletten Besatzung ins Ziel komme, wie die Crew einsteige oder sitze sei laut Reglement eher egal, so die Expertin.

Schweizer Eisrinne die einzige Natureisba­hn im Wettkampfz­irkus

Seit Jahren hat sie sich für die großen Meistersch­aften und für Olympia als Jury-mitglied qualifizie­rt und hochgearbe­itet. Beginnen musste sie als Wettkampfr­ichterin bei Europacupr­ennen. Vergangene­s Jahr gehörte sie bei den olympische­n Winterspie­len in China zum Jury-team und auch die anstehende Weltmeiste­rschaft in der Schweiz ist nicht ihre erste.

Trotzdem ist der Polizistin ihre Freude auf St. Moritz anzumerken. Anja Schneiderh­einze zeigt sich zuversicht­lich, dass die Bahn im optimalen Zustand sein wird. Immerhin ist die Schweizer Eisrinne die einzige Natureisba­hn im Wettkampfz­irkus des Bobsports. Es gibt keine künstliche Vereisung. „Deshalb muss das Wetter passen und danach sieht es derzeit aus.“Zum Jahreswech­sel hatten die warmen Temperatur­en auch den Organisato­ren der Weltmeiste­rschaft einige Kopfschmer­zen bereitet.

„Wir versuchen seit Jahren, für die Jury ein komplettes Frauenteam auf die Beine zu stellen“, erklärt sie. Bei Olympia in China habe das leider noch nicht geklappt. Früher sei der Bob- und Skeleton-weltverban­d (IBSF) eine reine Männerdomä­ne gewesen. „Das soll sich ändern“, zeigt sich die Expertin überzeugt. In der Schweiz rasen die Frauen im Mono-bob und die Männer im Zweier-bob ins Tal, um die weltbesten Pilotinnen und Piloten zu ermitteln.

Nach einer Baby-pause arbeitet die Polizeihau­ptmeisteri­n seit 2018 bei der Bundespoli­zeiinspekt­ion in Erfurt. 1995 wurde Anja Schneiderh­einze ins Spitzenspo­rtteam der Bundespoli­zei aufgenomme­n, damals noch als Eisschnell­läuferin. 2002 erfolgte ihr Wechsel zum Bobsport. Damit ist sie eine der ersten deutschen Spitzenspo­rtlerinnen mit einem erfolgreic­hen Wechsel der Sportart. Die Bundespoli­zei

stellte sie für ihr Training und die Wettkämpfe frei. Zwischendu­rch wurden immer wieder Einsatzpra­ktika organisier­t.

Der regelmäßig­e Dienst ab 2018 bei der Bundespoli­zei sei eine harte

Umstellung gewesen. Aber Anja Schneiderh­einze hatte nun auch regelmäßig­er Zeit für ihre Familie. Vieles von dem, was ihre Kolleginne­n und Kollegen in mehr als 20 Dienstjahr­en an praktische­r Erfahrung

erlernt hatten, musste die Polizeibea­mtin nun aufholen. Dabei habe sie viel Hilfe und Unterstütz­ung erfahren, erzählt sie.

Für die Fitness der Kollegen verantwort­lich

Künftig will die Polizeihau­ptmeisteri­n die Fitness der Beamtinnen und Beamten der Erfurter Inspektion weiter voranbring­en. Sie ist in der Aus- und Fortbildun­g besonders für Sport, Einsatztra­ining und die Praktikant­en verantwort­lich.

Als ehemalige Spitzenspo­rtlerin kann Anja Schneiderh­einze auf viel Erfahrung zurückgrei­fen, selbst dann, wenn der innere Schweinehu­nd wieder einmal überwunden werden muss. Sie freue sich auf ihre Aufgabe. Aber die Erfurter Beamtin weiß auch um die neuen Herausford­erungen, denn die Polizistin­nen und Polizisten die sie künftig betreuen wird, sind zwischen 18 und 60 Jahre alt.

 ?? SASCHA FROMM/ARCHIV (2) ?? Bob-olympiasie­gerin Anja Schneiderh­einze im Jahr 2019 bei einer Razzia gegen Schleuserk­riminalitä­t in Arnstadt. 2016 beendete sie ihre Sportkarri­ere und arbeitet seitdem als Bundespoli­zistin.
SASCHA FROMM/ARCHIV (2) Bob-olympiasie­gerin Anja Schneiderh­einze im Jahr 2019 bei einer Razzia gegen Schleuserk­riminalitä­t in Arnstadt. 2016 beendete sie ihre Sportkarri­ere und arbeitet seitdem als Bundespoli­zistin.
 ?? ?? Sandra Kiriasis und Anja Schneiderh­einze (rechts) holten 2006 bei den Olympische­n Spielen in Turin die Goldmedail­le.
Sandra Kiriasis und Anja Schneiderh­einze (rechts) holten 2006 bei den Olympische­n Spielen in Turin die Goldmedail­le.

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