Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
Toiletten aus Meeresfischer-netzen
Entwicklungs- und Fertigungsstätte der Toi Toi/dixi Group in Gerstungen mit Neuerungen
Die weltweit 5000 Mitarbeiter zählende Toi Toi & Dixi Group, die einen Umsatz von mehr als 700 Millionen Euro erwirtschaftet, bekennt sich zum Firmenstandort Gerstungen und investiert dort. Einen Blick hinter die Kulissen boten Geschäftsführer Christian Roller, Werkleiter Marcus Hartung, Chefchemiker Tym Woriescheck und weitere Führungskräfte in dieser Woche Gerstungens Bürgermeister Tim Rommert (parteilos).
Der erlebte nicht nur das weltweit erste vollelektrische Servicefahrzeug zur Reinigung und Auslieferung von Toilettenkabinen, sondern auch die moderne Kunststoff-rotationsformanlage zur Herstellung der Toiletten-kabinen.
Geschlossenes System steht auf drei Säulen
Der Firmen-standort im Gewerbegebiet Untertor steht als geschlossenes System auf drei Säulen und beschäftigt knapp 150 Menschen, nicht zuletzt in der eigenen Konstruktionsabteilung. Im Kunststoffbereich wird in drei Schichten produziert. Etwa 36 bis 40 Kabinen pro Schicht ergo 16.000 bis 17.000 im Jahr werden in der Gemeinde im Wartburgkreis hergestellt. Neuerdings gibt es auch grüne Kabinen. Sie bestehen nach Firmenangaben zu einem Drittel aus recycelten Fischernetzen und zur Hälfte aus re
cycelten Kunststoff. Auch Toi Toi/ Dixi hat mit fragilen Lieferketten durch die wirtschaftlichen Eruptionen im Zuge des Krieges in der Ukraine zu schaffen. Vor dem Krieg, berichtet Arbeitsplaner Marcus Dach, lieferte Mercedes anstandslos die gewünschte Zahl an Fahrgestellen des Modell Sprinter, die in Gerstungen für Transport und Service der mobilen Toiletten aufgebaut werden. Mittlerweile geschieht dies auf Zuteilung.
Betrug die Lieferzeit einst etwa vier Monate, liegt sie jetzt bei 14 Monaten. Deshalb kauft das Unternehmen nun auch Fahrzeuge von Iveco. Den Spezialaufbau realisieren die Gerstunger von der Pike auf mit eigener Konstruktion und „goldenen Händen“im Betrieb. Der
Umstieg von Diesel auf Elektro-motoren hat längst begonnen. Dieses Jahr werden in Gerstungen 13 Diesel-fahrzeuge auf E-betrieb umgerüstet. Noch macht der Dieselantrieb der Wc-transporter etwa 65 Prozent aus. In absehbarer Zeit wird die Waage aber kippen. Das betrifft auch die Nutzlast der Lastwagen. Weil es immer weniger Personal mit großem Lkw-führerschein gibt, wird die Flotte überwiegend auf Fahrzeuge mit 3,5 Tonnen-nutzlast ausgelegt.
In Krisen- und Kriegszeiten treffen mehr Aufträge ein
Toi Toi/dixi profitiert wirtschaftlich von Krisen, von Katastrophen, auch vom Krieg. Immer dann werden mehr mobile Toiletten oder
-Container gebraucht, berichtet Geschäftsführer Christian Roller. Das Containergeschäft macht 20 bis 30 des Umsatzes aus.
Eine besondere Rolle im Unternehmen kommt Chemiker Tym Woriescheck zu. Er sorgt mit zertifizierten Eigenrezepturen dafür, dass die Toi Toi/dixi-toiletten im Betrieb nicht zu anrüchigen, sondern nach Zitrone duftenden Örtchen werden. Ein Baustein: In die Plastikteile der Kabinen werden bei der Herstellung antibakterielle Additive (Silberionen) verarbeitet – vom Toilettensitz bis zum Fäkaltank. Mit dem neuen Toi Hygiene Plus legt das Unternehmen gerade richtig los. Die Gerstunger Toi Toi/diximannschafts schaut jedenfalls optimistisch in die Zukunft.