Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
Zur WM nach Orlando
Lisa Kunert steckt viel Zeit und Energie ins Cheerleading, lernt sogar von einem Us-coach
Gera. Alles begann mit Kim Possible. Die Comicfigur hatte es Lisa Kunert angetan, die Geraerin schaute sich die Abenteuer der Cheerleaderin liebend gern an, verfolgte ihre Auftritte – wie sie ganz nebenbei auch noch die Welt rettete.
Als dann ihre Mutter die kleine Lisa bei Great Gera Skates anmeldete, tat sie ihr einen großen Gefallen – und das Mädchen war auf Anhieb begeistert vom Cheerleading, dem Mix aus Tanz, Akrobatik und Turnen. Zehn Jahre später ist Lisa Kunert noch immer Cheerleaderin, hat es nicht bereut, dran zu bleiben, fliegt im April zur Weltmeisterschaft nach Orlando.
Es ist der größte sportliche Erfolg der 17-Jährigen, Lohn ihres Fleißes, ihres Ehrgeizes und ihrer Liebe zum Cheerleading. Gemeinsam mit den Jenaerinnen Sofie Meinhardt, Antonia Vogler und Victoria Vogler bildet sie eine von insgesamt sieben Stunt-groups, die sich im Juniorwettbewerb im Level 5 bei der WM in Florida der Jury vorstellen.
Wichtig sei, die Elemente sauber und synchron zu zeigen, die turnerischen Elemente müssen sitzen und auch das Cheering wird bewertet. „Wir müssen uns nicht aufmuntern“, sagt sie und schmunzelt. „Es geht darum, das Publikum mitzunehmen, zu begeistern, für sich einzunehmen.“So wie es die Cheerleader beim American Football oder Basketball zelebrieren.
Mit drei Jenaerinnen bei der WM in den USA in einer Gruppe
Seit Sommer vorigen Jahres trainiert das Quartett gemeinsam, hatte sich per Video erfolgreich bei den Trainern des Verbandes beworben, wurde zu einer ersten Sichtung eingeladen und für gut befunden. Die Weltmeisterschaft kann kommen, seither wird zwischen Gera und Jena gependelt, um zu üben.
Erst am vergangenen Wochenende trainierten die Ostthüringerinnen beim Auswahl-lehrgang in Alsfeld. Acht Stunden auf den Beinen beziehungsweise in der Luft, eine Stunde Mittagspause zwischen den vierstündigen Einheiten, am Abend noch Teambuilding, „Da hast du keine Probleme mit dem Einschlafen“, sagt Lisa Kunert.
Fast jeden Tag tut die Abiturientin etwas für ihren Sport, kommt zum Vereinstraining, spult zu Hause ihr Programm ab, macht Vorübungen, die wichtig sind, die sitzen müssen. „Lisa ist eine vorbildliche Sportlerin. Sie weiß, was sie erreichen
möchte, tut dafür eine ganze Menge“, sagt Trainerin Isabell Dähne. Gerade ihre turnerischen Leistungen hat sie in den vergangenen zwei Monaten gesteigert, immer wieder am Rückwärtssalto gearbeitet.
Doch Sportlerin allein scheint nicht genug. Lisa Kunert ist auch Trainerin im Verein, leitet mit die Rookies, die Anfänger an. „Ich bin die etwas strengere Hand im Trainerteam“, sagt sie und lacht. Warum nicht auch von anderen abrufen, was man sich selbst abverlangt. „Der Mix im Trainer-team stimmt“, sagt Isabell Dähne, es macht den Verein stolz, wieder eine Wm-starterin zu haben.
Jüngst war Einkleidung, schwarzweiß die Sportsachen, weiß die Uniform
mit schwarz-rot-goldenen Streifen an den Ärmeln. Doch es hat alles seinen Preis, geschenkt bekommt sie nichts, muss überall zuzahlen, bei der Einkleidung, den Lehrgängen, den Reisekosten – da kommen über 2000 Euro zusammen. „Über Sponsoren, die Lisas Wm-abenteuer unterstützen möchten, würden wir uns natürlich sehr freuen“, sagt Isabell Dähne.
Bleibt die spannende Frage: Wie wird es ausgehen in Orlando? „Bei der WM 2022 kam die deutsche Gruppe auf Rang vier.“Mehr möchte Lisa Kunert gar nicht sagen. Aus den USA, Finnland und Schweden komme die stärkste Konkurrenz. Doch die deutsche Gruppe muss sich nicht verstecken.
Der Verband hat extra einen Uscoach für die Lehrgänge einfliegen lassen. „Jesse ist cool, bringt sehr viel Erfahrung mit, seine Tipps sind Gold wert.“Und was frappierend sei, „die Tipps, die er gibt, setzt man um – und es funktioniert sofort.“
Sagt es und klopft mit dem Zeigefinger auf ein kleines schwarzes Buch, das sie von einer Vereinskameradin geschenkt bekam. „Da notiere ich alles, was ich in der Wmvorbereitung erlebe, was in Orlando geschieht, was mir die Trainer an Tipps geben.“Isabell Dähne schaut auf das Büchlein. „Wir freuen uns schon, wenn wir mehr von unserer Wm-starterin erfahren werden.“