Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
Probleme mit Bahninfrastruktur
Leistungen nicht erbracht: Land behält Millionen von Regionalbahnanbietern in Thüringen ein
Erfurt. Das Vorjahr hat Bahnreisenden auch in Thüringen einiges abverlangt. Verspätete oder ausgefallene Züge auf den Regionalstrecken, fehlendes Personal oder Dreck waren einige der Probleme. Hinzu gekommen sind teils übervolle Regionalbahnen, weil viele Menschen das 9-Euro-ticket für ihre Ausflüge oder zum Berufspendeln genutzt haben.
Elf Millionen Euro weniger gehen an die Regionalbahnanbieter
Der Freistaat hat als Konsequenz dieser Misslichkeiten gegenüber den regionalen Bahnbetreibern Millionen von Euro einbehalten oder als Strafe zurückgefordert, berichtet der MDR. Das zuständige Infrastrukturministerium gibt die Summe mit rund elf Millionen Euro an, betont aber, dass bisher nur die Monate von Januar bis November berechnet seien. Die Jahresbilanz werde erst im Februar folgen.
Unter anderem seien rund 4,8 Millionen Euro für sogenannte Schlechtleistungen einbehalten worden. Weitere drei Millionen Euro würden für nicht erbrachte Zugleistungen, beispielsweise bei Ausfällen, einbehalten, erklärte eine Ministeriumssprecherin.
Der Freistaat lässt sich die Unterstützung des Regionalverkehrs im Vorjahr insgesamt rund 255,5 Millionen Euro kosten. Diese Summe sei für die neun Eisenbahnverkehrsunternehmen vorgesehen, die im Freistaat den Regionalverkehr übernommen haben.
Als besondere Herausforderung im vergangenen Jahr machte das Infrastrukturministerium die Probleme
der Bahntochter DB Netz aus, weil durch fehlendes oder erkranktes Fachpersonal beispielsweise immer wieder Stellwerke lahmgelegt wurden und das zu kompletten oder teilweisen Streckensperrungen geführt habe. Auch das kurzfristige Auswechseln von defekten Bahnschwellen auf einigen Streckenabschnitten hatte Verspätungen und Zugausfälle zur Folge.
Das Jahr sei nicht einfach gewesen, erklärt Stefan Dietrich, Sprecher der Abellio Rail Mitteldeutschland Gmbh, die in Thüringen Regionalstrecken betreibt. Das 9Euro-ticket habe zu hohem Passagieraufkommen geführt, was längere
Ein- und Ausstiegszeiten und damit auch Verspätungen zur Folge hatte. Wegen der Zugausfälle und Verspätungen, weil Strecken gesperrt waren, um kurzfristig defekte Schwellen zu wechseln oder Stellwerke ohne Personal geschlossen werden mussten, verhandelt beispielsweise Abellio nach Angaben des Unternehmenssprechers mit der Bahntochter DB Netz über finanzielle Ausgleichsleistungen.
Pünktlichkeit erreichte zwischen Juni und August ihren Tiefstand
Nach Angaben des Infrastrukturministeriums lag im Vorjahr die Pünktlichkeit unter der des Jahres 2021.
Die schlechtesten Werte seien zwischen Juni und August ermittelt worden, zu der Zeit, als das 9-Euroticket angeboten wurde.
Wegen der Probleme bei der Bahninfrastruktur, vor allem der der DB Netz AG habe sich der Freistaat an die Bundesnetzagentur gewandt, erklärt die Ministeriumssprecherin. Thüringen spricht von massiven Problemen bei der Verfügbarkeit der Eisenbahninfrastruktur als Folge des Personalmangels. Weil aber kein direktes Vertragsverhältnis mit dem Infrastrukturbetreiber bestehe, sei die Bundesnetzagentur um Unterstützung gebeten worden, um zügig Abhilfe zu schaffen.