Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
Doppeltes Spiel
Beim Freitagskonzert der Jenaer Philharmonie erklingen Werke von Gabrieli, Schütz, Brahms und Dutilleux
Jena. Das Konzert der Jenaer Philharmonie am Freitag, dem 27. Januar steht ganz im Zeichen der Zahl „Zwei“und der mit ihr verwandten Bezeichnungen „doppelt“und „zweigeteilt“. Zu Beginn des Abends werden zwei Canzonen für Blechbläserensemble des venezianischen Meisters der Mehrchörigkeit Giovanni Gabrieli erklingen. So erhalten die Blechbläser des Orchesters Gelegenheit, ihr immenses Können zu präsentieren.
Danach werden Lena Neudauer (Violine) und Julian Steckel (Violoncello), beide gefragte Solisten und Kammervirtuosen, mit dem Jenaer
Philharmonischen Orchester unter Simon Gaudenz das Doppelkonzert in a-moll von Johannes Brahms spielen. Im August 2011 hatte Simon Gaudenz das Konzert schon einmal mit diesen beiden Solisten und dem Euroclassic-festivalorchester Pirmasens aufgeführt. Beim erfolgreichen Gastspiel der Jenaer Philharmonie am Freitag in Pirmasens spielten wiederum Lena Neudauer und Julian Steckel die Solo-parts. In Brahms‘ Doppelkonzert gehe es, so Simon Gaudenz, nicht um Konzertieren im Sinne eines Wettstreits, vielmehr werde von Freundschaft, Vertrautheit und Gemeinsamkeit erzählt. Auf ein Musizieren in diesem Geiste darf sich das Jenaer Publikum besonders freuen. Der zweite Teil des Konzerts wird vom Knabenchor der Jenaer Philharmonie unter Berit Walther mit der doppelchörigen Psalmvertonung „Jauchzet dem Herrn, alle Welt“von Heinrich Schütz eröffnet. Schütz hatte noch bei Giovanni Gabrieli in Venedig studiert und das Prinzip der Doppel- und Mehrchörigkeit in die deutsche Musik eingeführt. Zum Abschluss des Konzerts wird Henri Dutilleux‘ zweite Sinfonie „Le Double“erklingen. Sie wurde 1959 vom Boston Symphony Orchestra unter Charles Münch aus der Taufe gehoben.
Einem kleinen Orchester aus zwölf verschiedenen Instrumenten steht das große Orchester gegenüber. Im Dialog beider Orchester werden amorphe Schatten geworfen und undeutliche Erinnerungen apostrophiert, wird mit Vorahnungen und Nachklängen gespielt. Dutilleux sprach von einem „Spiel mit Spiegelungen und kontrastierenden Farben“. Gaudenz, der Dutilleux noch persönlich kennenlernen durfte, betont den „an Metamorphosen erinnernden, variationsreichen Stil“, mit dem gezeigt werde, dass „jede Seite auch eine Gegenseite“hat und „spielerisch ein Farbenreichtum“entsteht, der Dutilleux‘ zweite Sinfonie in die Nähe der großen Instrumentalkompositionen von Ravel und Debussy rückt.