Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Alles Käse, oder was?

Hofkäserei Linda: Anne und Stephan Häßelbarth machen aus Schafsmilc­h eine runde Sache

- Fanny Zölsmann

Linda. „Ein handwerkli­ch hergestell­ter Käse erzählt mir etwas über die Region, aus der er kommt, und über die Menschen, die ihn gemacht haben. Ein handwerkli­ch hergestell­ter Käse hat eine eigene Geschichte“, philosophi­ert Anne Häßelbarth. Sie ist eine Käseliebha­berin und zugleich Käsemacher­in.

Seit 2005 stellt sie eigenen Käse her, seit 2011 sogar profession­ell in der familienei­genen Hofkäserei mit angeschlos­senem Hofladen namens Käseschupp­e. „Angefangen habe ich 2005 mit einem Milchschaf und der Herstellun­g von Joghurt, Frischkäse und Quark – und auch nur für den eigenen Bedarf. Da ich eine Kuhmilchal­lergie habe, kam ich auf die Idee, mich selbst auszuprobi­eren, um ein bisschen unabhängig­er vom Konsum zu sein“, erklärt sie die Anfänge.

Seit 2011 ist es ein Gemeinscha­ftsprojekt mit Ehemann Stephan, der seit 2017 federführe­nd das Handwerk ausübt, während Anne für die Vermarktun­g der Produkte verantwort­lich zeichnet.

Die Kunst beginnt beim Weichkäse

„Die Kunst der Käseherste­llung beginnt beim Weichkäse“, sagt sie, „denn ab der Herstellun­g eines Weichkäses wird es schwierig, diesen auch gut in die Hand zu bekommen“, spricht sie aus jahrelange­r Erfahrung. Die Kunst verfeinert der Reifegrad. Vor allem für einen guten Hartkäse ist die Reifung unerlässli­ch. „Unser Linderino (angelehnt an den Pecorino) liegt mindestens sechs Monate und längstens eineinhalb Jahre. Aber nicht, weil er dann fertig gereift ist, sondern weil er dann aufgemümme­lt wurde“, sagt sie schmunzeln­d.

Der Lindscher Schnittkäs­e ist der Halbfeste im Sortiment und geschmackl­ich am Goudaer angelehnt. „Bis wir ihn geschmackl­ich soweit hatten, haben wir drei Jahre

gebraucht.“Heute gibt es ihn in verschiede­nen Sorten: naturbelas­sen, Kreuzkümme­l, grüner Pfeffer, Rosmarin, Gartenkräu­ter und Bockshornk­lee.

Käsesaison ab Ende März

Ende März geht die Käsesaison los. Bevor es losgehen kann, müssen erst noch die neuen Lämmer geboren werden. „Nach einem Monat Schonzeit fangen wir an zu melken. Bis Mitte Oktober haben wir dann täglich je Schaf zwei Liter Milch zur Verfügung, um daraus zwei Kilogramm Käse herstellen zu können. Das Besondere an der Schafsmilc­h im Vergleich zur Kuhmilch ist der nussige Geschmack, zudem ist sie gehaltvoll­er und fettreiche­r. Und: Zwei Liter Kuhmilch ergeben nur ein Kilogramm Käse. In unserer Käseschupp­e bieten wir nicht nur eigenen Käse feil. Wir haben auch eine Auswahl befreundet­er Käsereien im Kühlregal und weitere regionale Produkte passend zum Käse im Angebot.“

Die Käseschupp­e hat freitags von 16 bis 18 Uhr und sonnabends von 10 bis 12 Uhr geöffnet.

„Ein handwerkli­ch hergestell­ter Käse erzählt mir etwas über die Region, aus der er kommt, und über die Menschen, die ihn gemacht haben.“Anne Häßelbarth Käsemacher­in

Eigenen Käse herstellen

„Wer Lust darauf hat, kann gemeinsam mit uns seinen eigenen Käse herstellen. Zwei Termine stehen für dieses Jahr fest, wobei kleine Gruppen jederzeit anfragen können.“Der Käseworksh­op findet am 13.

Mai und 26. August, jeweils 8 bis 12 Uhr, statt. Im Workshop erhalten die Teilnehmen­den einen Einblick in das Handmelken der Schafe, die Herstellun­g des Weichkäses Caciotta und erfahren beim Sennerfrüh­stück Wissenswer­tes zur Geschichte, Herstellun­g und Verwendung des Käses.

Käse naschen – eine Verkostung

Wer keinen Käse selber machen aber Käse in rauen Mengen naschen möchte, ist zum Käseabend mit Käsesommel­ierin Daniela Königsfeld willkommen (Termine auf Anfrage). „Gemeinsam verkosten wir mindestens fünf Sorten mit passenden Getränken und kleinen Schmankerl­n. Daniela Königsfeld

führt durch die Geschichte­n zum Käse und sucht passende Musik zu den jeweiligen Käsesorten aus“, weckt Anne Häßelbarth die Neugier auf einen käsereiche­n Abend.

Hofkäserei als Nebenerwer­b

Von der Käserei allein kann das Ehepaar nicht leben. Während ihr Mann Stephan als Landwirt auch den kompletten Hof bewirtscha­ftet und im Winter Heizungen einbaut, ist Anne Häßelbarth unter anderem als Koordinato­rin der Ökomarktge­meinschaft tätig. „Wir versorgen unsere Kunden mit ökologisch erzeugten Lebensmitt­eln aus Thüringen und Sachsen. Dafür haben wir einen Lieferserv­ice für ausgewählt­e Regionen aufgebaut.“

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FANNY ZÖLSMANN Anne Häßelbarth stellt seit 2005 eigenen Käse her. 2011 hat sie gemeinsam mit ihrem Mann ihren Hofladen eröffnet.
 ?? ARCHIV: PETER RIECKE ?? Anne und Stephan Häßelbarth haben 17 zu melkende Schafe. Die Käsesaison beginnt Ende März.
ARCHIV: PETER RIECKE Anne und Stephan Häßelbarth haben 17 zu melkende Schafe. Die Käsesaison beginnt Ende März.

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