Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
Torwart, Trainer, Funktionär
Der Geraer Heiko Linke wird mit Dfb-ehrenamtspreis des KFA Ostthüringen ausgezeichnet
Gera. Der Geraer Heiko Linke erhält den Dfb-ehrenamtspreis 2023 des KFA Ostthüringen. Der 57-Jährige, der derzeit als Öffentlichkeitsund Sponsorenverantwortlicher bei Fußball-thüringenligist TSV Gerawestvororte fungiert, gilt als fußballerischer Allrounder.
Seit 16 Jahren ist er fast ununterbrochen als Funktionär oder Übungsleiter tätig. 2006 hatten Andreas Gareis und Mike Brümmer den einstigen Schlussmann gefragt, ob er sich nicht vorstellen könnte, bei den C-junioren des damaligen 1. FC Gera 03 als Torwarttrainer zu fungieren. „Ich habe zugesagt. Damit war mein Fußballfeuer wieder entfacht. Das lodert bis heute“, sagt er.
Bis zum Sommer 2010 blieb er ein 03er, wechselte nach dem Insolvenzverfahren zum TSV Gera-westvororte. „Michael Pannach hat mich angerufen. Er hat mich als Sportlichen Leiter in den Vorstand geholt“, erinnert sich der studierte Diplom-kaufmann der Nahrungsmittelwirtschaft, der seine Kontakte nutzte, um den Verein aus Scheubengrobsdorf
mit jungen Spielern zu versorgen. „Mit Benjamin Hinz und Marcus Schneider waren schon zwei einstige 03er in der Saarbach-arena am Ball. Damals haben wir das Vereinsmotto Jung und Gersch eingeführt und den Verein nach und nach aus der Kreisoberliga in die Thüringenliga geführt. Ich habe viel Aufbau-arbeit geleistet, auch Maximilian Dörlitz nach Gera zurückgebracht. Christopher Wolf, Maximilian Kurth und Tim Richter waren die nächsten, die den Weg in die Westvororte gegangen sind.“
Das Konzept ging auf, auch als Auffangbecken für Studenten aus Jena, Leipzig oder Zwickau zu fungieren, die zwar nicht dreimal in der
Woche trainieren können, aber trotzdem ambitioniert Fußball spielen wollten. 2018 gab Heiko Linke die sportliche Leitung an Philipp Schlebe weiter, auch weil er selbst eine kleine Pause brauchte.
Als Youngster plötzlich im Tor der Wismut-ligamannschaft
„Mittwochabend kam einmal meine im Abiturstress stehende Tochter Josi zu mir und fragte mich, ob ich ihr bei einem Referat helfen könnte. Da habe ich gesagt, dass es jetzt nicht geht. Donnerstag hatte ich aber Training, Freitag Vorstandssitzung, Sonnabend Spiel und am Sonntag musste ich den Spielbericht schreiben. Das war für mich ein Alarmsignal. Ich brauchte unbedingt eine Funktionärspause, auch wenn ich die Facebook-seite des Vereins weiter betreute.“Nach dem Wechsel im Präsidium kehrte er in den Vorstand zurück, agierte als Vizepräsident, zwischenzeitlich auch als Vorstand Sport, ehe er sich auf Öffentlichkeitsarbeit und Sponsorengewinnung konzentrierte.
Selbst hatte Heiko Linke mit sieben Jahren in Langenberg mit dem Fußball begonnen, wechselte zur BSG Wismut. Mit 19 Jahren stand er 1984 urplötzlich im Kader der Geraer Liga-mannschaft, weil mit Andreas Drechsler einer der beiden etatmäßigen Keeper mit seiner damaligen Ehefrau, der Weitsprungweltmeisterin Heike Drechsler auf einer mehrwöchigen Dtsb-auszeichnungsreise auf Kuba weilte. Im Spiel bei Vorwärts Dessau am 14. Oktober 1984 verletzte sich Dirk Gottschalk am Kopf, so dass Heiko Linke in den Kasten musste.
„Zwei Monate zuvor hatte ich noch am Stadionzaun gestanden und mir Autogramme geholt. Dann stand ich auf einmal mit Gerhardt Hoppe, Matthias Kaiser, Thomas Töpfer, Uwe Neuber und Martin
Trocha gemeinsam in einem Team.“Die Tv-bilder von der 2:5-Niederlage – damals ein Fernsehspiel im Fußball-panorama – bekam er nie zu Gesicht. „Als das im Ddr-fernsehen lief, waren wir noch auf der Rückfahrt“, so der Schlussmann, der sich kurz darauf im Training eine Handgelenksfraktur zuzog und außerdem zum Armeedienst eingezogen wurde. Die junge Laufbahn war unterbrochen.
Knapp zehn Jahre später heuerte er beim TSV Gera-westvororte an, zog weiter zum Landesklässler SV Elstertal Bad Köstritz, bevor er die Torwart-handschuhe endgültig an den Nagel hängte. Bei der SG Gerawestvororte will er seinen Teil zum Thüringen-klassenerhalt beitragen.
„Es wird schwer. Aber das neue Trainergespann und die Spieler werden alles geben. Aufgabe des Vorstands ist es, die Bedingungen zu schaffen, damit es auch in der Landesklasse weitergehen könnte“, sagt Heiko Linke und betont, dass Gera-westvororte der einzige Verein ohne Bahnhof in der Thüringenliga ist. „Dass wir dort oben spielen, daran habe auch ich mitgewirkt. Darauf bin ich stolz.“