Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
Ostdeutsche bleiben Außenseiter
Ostbeauftragter Schneider beklagt „deutliche Benachteiligung“in Führungsebenen des Bundes
Ostdeutsche sind in der obersten Führungsebene der Bundesbehörden deutlich unterrepräsentiert. Ihr Anteil liegt hier bei 6,8 Prozent. Wird das Land Berlin herausgerechnet, sinkt der Anteil sogar auf 4,5 Prozent.
Dies ergab eine Prüfung von mehr als 3600 Positionen innerhalb der Bundesverwaltung. „Über alle Führungsebenen hinweg sind Ostdeutsche nicht ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung entsprechend vertreten“, heißt es in dem Bericht des Ostbeauftragten Carsten Schneider (SPD), den das Bundeskabinett an diesem Mittwoch berät.
Der Staatsminister im Kanzleramt verknüpft die Zahlen mit einem Vorschlag für ein Maßnahmenkonzept. So mahnt er unter anderem eine Selbstverpflichtung der Bundesregierung an, beim Bemühen um eine höhere Diversität künftig auch Ostdeutsche im Blick zu haben. „Auf allen Hierarchiestufen muss die Sensibilität für die Unterrepräsentation von Ostdeutschen in Führungspositionen vorhanden sein“, fordert Schneider im Bericht.
Laut den Zahlen durchzieht die unterdurchschnittliche Repräsentanz der Ostdeutschen alle Führungsebenen der Bundesverwaltung.
Von den Abteilungsleiterinnen und Abteilungsleitern stammen etwa nur 8,7 Prozent aus den ostdeutschen Bundesländern. Wird Berlin herausgerechnet, sind es sogar nur 2,7 Prozent – hier ist sogar der Anteil der Ausländer mit 3,8 Prozent höher.
In der Summe wurden nur 13,9 Prozent aller Führungskräfte im Osten einschließlich Berlin geboren. Ohne die Einbeziehung der Hauptstadt halbiert sich der Anteil sogar nahezu auf 7,5 Prozent. Für die Statistik hatte Schneider die Herkunft des Führungspersonals von 93 Bundesbehörden untersuchen lassen.
Als Vergleichsbasis diente die jüngste Studie des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung. Danach gelten
Menschen als ostdeutsch, wenn sie in den neuen Bundesländern geboren wurden. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung liegt zwischen 18,9 Prozent (einschließlich dem früheren West-berlin) und 21,5 Prozent (nur Ost-berlin).
Der Staatsminister begründete die Geburtsort-systematik mit der einfachen Handhabbarkeit. „Wir haben uns für eine praktikable und klare Lösung entschieden, auch um Unschärfen wegen der Bevölkerungsbewegung zwischen Ost und West zu vermeiden“, sagte er.
Aus Sicht Schneiders belegen die Zahlen „eine deutliche Benachteiligung“Ostdeutscher bei der Verteilung von Führungspositionen in der Bundesverwaltung. „Wie in anderen Bereichen der Gesellschaft handelt es sich um eine Art unbewusster Diskriminierung von Menschen aus dem Osten“, sagte der Thüringer Spd-bundestagsabgeordnete dieser Zeitung. „Das machen wir zum Thema.“
Insbesondere für die älteren Generationen im Osten gab es wenig Zugang zu hoch dotierten Stellen im öffentlichen Dienst. Carsten Schneider (SPD) Beauftragter der Bundesregierung für Ostdeutschland