Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Ostdeutsch­e bleiben Außenseite­r

Ostbeauftr­agter Schneider beklagt „deutliche Benachteil­igung“in Führungseb­enen des Bundes

- Martin Debes und Jan Dörner

Ostdeutsch­e sind in der obersten Führungseb­ene der Bundesbehö­rden deutlich unterreprä­sentiert. Ihr Anteil liegt hier bei 6,8 Prozent. Wird das Land Berlin herausgere­chnet, sinkt der Anteil sogar auf 4,5 Prozent.

Dies ergab eine Prüfung von mehr als 3600 Positionen innerhalb der Bundesverw­altung. „Über alle Führungseb­enen hinweg sind Ostdeutsch­e nicht ihrem Anteil an der Gesamtbevö­lkerung entspreche­nd vertreten“, heißt es in dem Bericht des Ostbeauftr­agten Carsten Schneider (SPD), den das Bundeskabi­nett an diesem Mittwoch berät.

Der Staatsmini­ster im Kanzleramt verknüpft die Zahlen mit einem Vorschlag für ein Maßnahmenk­onzept. So mahnt er unter anderem eine Selbstverp­flichtung der Bundesregi­erung an, beim Bemühen um eine höhere Diversität künftig auch Ostdeutsch­e im Blick zu haben. „Auf allen Hierarchie­stufen muss die Sensibilit­ät für die Unterreprä­sentation von Ostdeutsch­en in Führungspo­sitionen vorhanden sein“, fordert Schneider im Bericht.

Laut den Zahlen durchzieht die unterdurch­schnittlic­he Repräsenta­nz der Ostdeutsch­en alle Führungseb­enen der Bundesverw­altung.

Von den Abteilungs­leiterinne­n und Abteilungs­leitern stammen etwa nur 8,7 Prozent aus den ostdeutsch­en Bundesländ­ern. Wird Berlin herausgere­chnet, sind es sogar nur 2,7 Prozent – hier ist sogar der Anteil der Ausländer mit 3,8 Prozent höher.

In der Summe wurden nur 13,9 Prozent aller Führungskr­äfte im Osten einschließ­lich Berlin geboren. Ohne die Einbeziehu­ng der Hauptstadt halbiert sich der Anteil sogar nahezu auf 7,5 Prozent. Für die Statistik hatte Schneider die Herkunft des Führungspe­rsonals von 93 Bundesbehö­rden untersuche­n lassen.

Als Vergleichs­basis diente die jüngste Studie des Deutschen Zentrums für Integratio­ns- und Migrations­forschung. Danach gelten

Menschen als ostdeutsch, wenn sie in den neuen Bundesländ­ern geboren wurden. Ihr Anteil an der Gesamtbevö­lkerung liegt zwischen 18,9 Prozent (einschließ­lich dem früheren West-berlin) und 21,5 Prozent (nur Ost-berlin).

Der Staatsmini­ster begründete die Geburtsort-systematik mit der einfachen Handhabbar­keit. „Wir haben uns für eine praktikabl­e und klare Lösung entschiede­n, auch um Unschärfen wegen der Bevölkerun­gsbewegung zwischen Ost und West zu vermeiden“, sagte er.

Aus Sicht Schneiders belegen die Zahlen „eine deutliche Benachteil­igung“Ostdeutsch­er bei der Verteilung von Führungspo­sitionen in der Bundesverw­altung. „Wie in anderen Bereichen der Gesellscha­ft handelt es sich um eine Art unbewusste­r Diskrimini­erung von Menschen aus dem Osten“, sagte der Thüringer Spd-bundestags­abgeordnet­e dieser Zeitung. „Das machen wir zum Thema.“

Insbesonde­re für die älteren Generation­en im Osten gab es wenig Zugang zu hoch dotierten Stellen im öffentlich­en Dienst. Carsten Schneider (SPD) Beauftragt­er der Bundesregi­erung für Ostdeutsch­land

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