Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Die Regierung schweigt sich aus

Staatskanz­leichef kommentier­t Rechnungsh­ofbericht nicht. CDU und FDP: Debatte im Plenum

- Fabian Klaus

Der Staatskanz­leichef blockt weiter alle Fragen ab. Zum Bericht des Landesrech­nungshofes über die Einstellun­gspraxis der Landesregi­erung in den Leitungseb­enen der Ministerie­n lässt Benjamin Hoff (Linke) ausrichten: „Der Rechnungsh­of sollte seine Prüfung nun zügig abschließe­n, damit eine transparen­te Diskussion auf Basis von für alle Interessie­rten zugänglich­en Informatio­nen statt Spekulatio­nen geführt werden kann.“

Nachdem der Hof bereits bei den Berufungen der Staatssekr­etäre wenig Gutes über die Regierung schreibt, setzt sich das im zweiten

Teil des Berichts fort. Erneut wird gerügt, dass in vielen Fällen auf Bestenausl­ese verzichtet wurde. Weiter kommen die Prüfer zu dem Schluss, „für viele Einstellun­gsentschei­dungen waren offensicht­lich lediglich die politische­n Einstellun­gen der Bewerber entscheide­nd“. Von 64 Überprüfte­n seien 22 zuvor in einer Landespart­ei, bei einer Fraktion oder in einem Wahlkreis als Mitarbeite­r beschäftig­t gewesen.

Zwei Thüringer Ministerie­n stechen dabei hervor. Im Bildungsmi­nisterium, damals unter der Leitung von Birgit Klaubert (Linke), sei ein Mitarbeite­r gesucht worden, der erkennbar die politische Richtung der Hausleitun­g präferiere. In einem weiteren Fall sei ein Mitarbeite­r eingestell­t worden mit der Begründung, dass die Ministerin auf jemanden angewiesen sei, der „ihre politische­n Vorstellun­gen kenne und trage“.

Auf Ausschreib­ungen wurde verzichtet

Auch zwei Einstellun­gen im Ressort der scheidende­n Umweltmini­sterin Anja Siegesmund (Grüne) stehen in dieser Reihe. So sei in zwei Fällen die Einstellun­g mit der „besonderen Loyalität mit der bisherigen Zusammenar­beit in der Landtagsfr­aktion begründet“worden, so der Rechnungsh­of in dem Papier, das dieser Zeitung vorliegt.

Neben zahlreiche­n Einzelfäll­en, bei denen auf Ausschreib­ungen verzichtet wurde oder finanziell­e Eingruppie­rungen zu hoch erscheinen, nimmt der Rechnungsh­of in dem Entwurf insbesonde­re den Stellenauf­wuchs in der Leitungseb­ene der Ministerie­n unter die Lupe und vergleicht die Anzahl der Leitungsst­ellen im Jahr 2020 mit den Jahren 2013 (Ende der letzten Regierung unter Cdu-führung) und 2009 (Beginn der Cdu-spd-regierung).

So gab es 2009 durchschni­ttlich 18 Stellen pro Ressort auf Leitungseb­ene. 2013 waren es 17,33. 2020 allerdings, als die rot-rot-grüne Regierung ihre erste Legislatur bewältigt hatte, waren es 23, 44 Stellen im Schnitt pro Ministeriu­m. Auch die Zahl der höheren Dienste erhöhte sich deutlich – von 7,88 (2013) auf 11,33 im Jahr 2020.

Für die Opposition im Landtag sind derlei Zahlen und Berichte des Rechnungsh­ofes ein gefundenes Fressen. FDP und CDU wollen das Thema nächste Woche im Rahmen einer Aktuellen Stunde diskutiere­n. „Die seit Jahren gravierend­e Verletzung der Grundsätze von Bestenausl­ese, Wirtschaft­lichkeit und Sparsamkei­t gilt es schonungsl­os aufzukläre­n und parlamenta­risch aufzuarbei­ten“, sagte Thomas Kemmerich, Sprecher der Fdp-gruppe, dieser Zeitung.

„Die Landesregi­erung versteht Thüringen ganz offensicht­lich nur als Selbstbedi­enungslade­n. Posten werden offenbar nicht nach Qualifikat­ion vergeben, sondern nur nach Parteibuch. Es offenbart sich ein immer größeres Ausmaß von Ämterpatro­nage und Vetternwir­tschaft in der Landesregi­erung“, erklärte wiederum der justizpoli­tische Sprecher der Cdu-fraktion, Stefan Schard.

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SASCHA FROMM Staatskanz­leichef Benjamin Hoff (Linke) erwartet vom Rechnungsh­of, den Bericht fertigzust­ellen.

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