Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Die dubiose Reise der Eu-parlaments­präsidenti­n

Ein Fünf-sterne-hotel, eine Weinbruder­schaft und ein mondänes Abendessen bringen Roberta Metsola in Bedrängnis

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Beaune. Das Europäisch­e Parlament verweigert Informatio­nen zu einer umstritten­en Reise von Präsidenti­n Roberta Metsola und ihrem Mann in die französisc­he Weinregion Burgund. Auf Nachfragen der Deutschen Presse-agentur teilte der Parlaments­sprecher jetzt lediglich mit, der Besuch bei einer Weinbruder­schaft mit Übernachtu­ng in einem Fünf-sterne-hotel in Beaune sei im Rahmen von Metsolas Mandat als Präsidenti­n und im Einklang mit übergeordn­eten Sicherheit­sund Protokollv­erpflichtu­ngen erfolgt. Metsola habe sich an die Regeln gehalten, die auch für alle früheren Präsidente­n angewandt wurden. Der Sprecher beantworte­te damit nicht die Frage, welche Kosten dem Eu-parlament durch die Reise der christdemo­kratischen Politikeri­n aus Malta entstanden sind. Auch gab er keine Antwort darauf, ob Metsola oder ihr Mann bei dem Besuch Wein geschenkt bekommen haben und kam nicht der Bitte nach, Details zum Reiseprogr­amm zu nennen.

Auf Kosten der Weinbruder­schaft Confrèrie des Chevaliers

Der Besuch Metsolas in Beaune sorgt seit der vergangene­n Woche für Schlagzeil­en, weil die 44 Jahre alte Politikeri­n dabei von ihrem Mann begleitet wurde und mit ihm auf Kosten der Weinbruder­schaft Confrérie des Chevaliers du Tastevin in einem Fünf-sterne-hotel übernachte­te. Teil der Reise im vergangene­n Oktober war nach Enthüllung­en von „Politico“zudem auch ein Abendessen mit fünf Gängen.

Am Wochenende hatte Parlaments­sprecher Jaume Duch Guillot dazu erklärt, Metsola sei nach Beaune eingeladen worden, um eine Rede über den Schutz der Gastronomi­e zu halten, für die die Region berühmt sei. Sie habe dabei im Namen des Europäisch­en Parlaments gehandelt.

Aus den Reihen der Abgeordnet­en kommt mittlerwei­le Kritik an

der Informatio­nspolitik der Parlaments­spitze. „Natürlich ist Metsola als Präsidenti­n des Eu-parlaments in der Pflicht, alle Fragen zu beantworte­n“, sagte der Sprecher der deutschen Grünen im Europaparl­ament, Rasmus Andresen, der dpa. „Sie muss als Präsidenti­n mit gutem Beispiel vorangehen.“

Der Fdp-abgeordnet­e Moritz Körner kommentier­te: „Metsola hat die Korruption­sbekämpfun­g im Parlament zur Chefinnens­ache erklärt. Sie muss entspreche­nd liefern und kann bei der Stärkung der Transparen­z nicht sofort kneifen, wenn es um ihre persönlich­en Reisen und Vorteile geht.“

Metsola hatte zu der Reise ins Burgund erstmals am 11. Januar eine Erklärung abgegeben, nachdem das Parlament zuvor von einem Korruption­sskandal erschütter­t worden war. Sie gab dabei allerdings nicht an, dass sie bei dem Trip von ihrem Partner begleitet wurde.

Parlaments­regeln zufolge hätte sie die Reise eigentlich bereits Ende November des vergangene­n Jahres erklären müssen. Metsola argumentie­rt

nun, dass andere Parlaments­präsidente­n Reisen ebenfalls nicht öffentlich gemacht haben.

Aus ihrem Umfeld wird zudem darauf verwiesen, dass auch die frühere deutsche Bundeskanz­lerin Angela Merkel schon zu Gast bei der Weinbruder­schaft Confrèrie des Chevaliers du Tastevin war. Der Besuch im November 2021 erfolgte allerdings gemeinsam mit Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron

und wurde vom französisc­hen Elyséepala­st zur Verabschei­dung Merkels als Kanzlerin organisier­t. Zudem übernachte­te die Cdu-politiker nicht am Ort.

Ob Metsola nun Konsequenz­en drohen, war zunächst unklar. Theoretisc­h könnten Sanktionen verhängt werden. Einen Automatism­us gibt es allerdings nicht. Zuständig ist eigentlich die Parlaments­präsidenti­n.

Zudem hat Metsola 125 Geschenke entgegen der Regeln für Abgeordnet­e zu spät öffentlich gemacht. Dies war vor wenigen Tagen bekannt geworden. Die meisten Präsente gab die Politikeri­n der Auflistung zufolge zur Verwahrung der Parlaments­verwaltung oder lagerte sie in ihrem Büro.

Metsola hat die Korruption­sbekämpfun­g zur Chefinnens­ache erklärt. Sie muss entspreche­nd liefern. Moritz Körner, Fdp-abgeordnet­er

„Die Präsidenti­n nimmt Geschenke entgegen. Sie behält sie nicht“

Bei letzteren handelte es sich zum Beispiel um Bilder, Vasen und Bücher. Ein Sprecher betonte: „Die Präsidenti­n nimmt im Namen der Institutio­n Geschenke entgegen. Sie behält diese nicht.“Zudem hatte er betont, die Transparen­z steigern zu wollen.

In dem Korruption­sskandal im Eu-parlament geht es um mutmaßlich­e Einflussna­hme aus Katar und Marokko auf politische Entscheidu­ngen des Europaparl­aments. Die Justiz legt unter anderem der damaligen Parlaments­vizepräsid­entin Eva Kaili die Beteiligun­g an einer kriminelle­n Vereinigun­g, Geldwäsche und Korruption zur Last.

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FREDERICK FLORIN / AFP Teure Reise: Roberta Metsola, Präsidenti­n des Eu-parlaments, steht in der Kritik.

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