Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Schicksals­ort Hohenwarte- Stausee

Familie Patschke hat sich dem Wasserski verschrieb­en, in dritter Generation setzen Maja und Pepe die Tradition fort

- Andreas Rabel

Die Welle trägt bis zum Hohenwarte-stausee. Nicht nur, weil die außergewöh­nliche Geschichte der Familie dort ihren Anfang nahm. Nein, auch weil Maja und Pepe noch immer viel Zeit im Revier des WSC Saale verbringen – extra viel in der Corona-zeit. Online-schule hat auch Vorteile.

„Wir haben bei Opa und Oma trainiert. Das hat uns gutgetan“, sagt Pepe Leonhardt. Michael Patschke, der Opa der 11- und 14-jährigen Geschwiste­r, ist der Mann im Sportboot zieht die Wasserskif­ahrer an, die Enkel an der Leine, sie queren die Wellen, zeigen Hantel am Fuß, Drehungen, probieren Salti, springen über die selbst gezimmerte Schanze des Wasserspor­tclubs oder umkurven den Slalom-parcours.

Familie Patschke: Nur der Opa stand nie auf Wasserski

Wasserski ist der Sport der Familie. Nur der Opa, der stand nie wirklich auf Wasserski, er organisier­t, kümmert sich, fiebert mit. Nur wenn es zum Wettkampf geht, dann ist der 63-Jährige ein Nervenbünd­el, tigert auf und ab, verschwind­et nicht selten vom Ort des Geschehens. Und wenn die Enkel oder früher seine Zwillinge Michael und Matthias sowie Tochter Nicole mit Medaillen um den Hals heim nach Saalfeld kamen, da war er aus dem Häuschen. „Das ist unser Opa“, sagt Pepe und lacht. Auch als er in der Altersklas­se

U10 alle deutschen Rekorde, also im Slalom, Sprung, Trick-ski und in der Kombinatio­n aufstellte, war die Freude im Hause Patschke riesig. Als er im Sommer bei der U14-EM im griechisch­en Ioannina Silber im Slalom und Bronze im Springen erkämpfte, gab es kein Halten. Auch, weil er bald ein Jahr lang eine Verletzung auskuriere­n musste.

„Das hat mich sehr zurückgewo­rfen“, sagt er noch immer ein wenig traurig, wischt den Gedanken weg und berichtet über sein Training in Italien, im Haus eines Freundes der Familie lebend und doch auf sich allein

gestellt. „Klar haben wir jeden Tag telefonier­t, aber ich musste schon schauen, dass was im Kühlschran­k ist.“Ein Sportlerle­ben ist nicht ohne, zur Selbststän­digkeit erzieht es allemal.

Mit den beiden Medaillen der U14-EM im Gepäck, entschied der Verband, Pepe kommt mit zur U17WM nach Chile. Ein Erlebnis für ihn, die leichte Bräune Zeichen des Aufenthalt­s in Südamerika. Freilich war er als Lernender dort, um die Abläufe kennenzule­rnen, um zu schauen, wie es andere machen. Der 14-Jährige landete im Mittelfeld,

als einer der Besten von den Jüngeren, stellte persönlich­e Bestleistu­ngen auf und wurde im Team Siebenter. Dass er sich im Sprung innerhalb eines Jahres von 22,40 Meter auf 41,60 Meter verbessert­e, das überrascht­e selbst den Vater.

Natürlich komme das nicht von ungefähr. Zeugnis seines Ehrgeizes, Fleißes und Talents. Die Familie, die in Caputh zu Hause ist, steckt viel Zeit, Energie und Geld in den Sport. In seiner Funktion als Bundestrai­ner trainiert Andreas Leonhard die drei Patschkes und Nicole ist inzwischen seine Frau, zog zu ihm an den Schwielows­ee. Eine Wasserski-familie wie sie im Buche steht.

Pepe Leonhardt als einer der Jüngsten zur WM nach Chile

Andreas Leonhard ist studierter Bauingenie­ur, „aber nach einem Leben auf dem Wasser, kann ich nicht im Büro sitzen.“Kündigung des gut bezahlten Jobs und beruflich der Sprung ins kalte Wasser. In Zossen eröffnete der 47 Jährige einen Wasserskip­ark – ein Paradies für Pepe und Maja, die jüngere Schwester steht ihrem Bruder in nichts nach, ist auch deutsche Meisterin, war bei der U14-EM am Start.

Übrigens: auf dem Hohenwarte­stausee absolviert­e Andreas Leonhardt seinen ersten und in Ioannina leider seinen letzten Wettkampf. Nach einem Moped-unfall hätte er fast ein Bein verloren, kämpfte sich zurück, an Leistungss­port war nicht zu denken, fährt jetzt Wasserski, weil es Spaß macht – wie Michael, Matthias und seine Frau Nicole inzwischen auch. Dass die drei Geschwiste­r zum Wasserski kamen, haben sie ihrer Mutter Marion zu verdanken, mehrfache Ddr-meisterin. „Als die Kinder mir beim Fahren zugeschaut haben, wollten sie das auch“, sagt sie. Als sie aktiv war, da setzte sich Michael Patschke senior hinters Lenkrad seines klapprigen Wolga und zuckelte nach Oberhof, an der Leine und auf Skiern seine Marion – Pylonen umkurven.

Dass sich die Wasserski-fahrer auch auf Skiern oder dem Snowboard bewegen können, kein Wunder, die Abläufe beim carven ähneln sich. Stürze tun weh, auf dem Wasser und der Skipiste gleicherma­ßen. Doch anders als Ski alpin oder diverse Snowboard-diszipline­n ist Wasserski nicht olympisch, die Förderung fällt geringer aus, die World Games im Vierjahres­rhythmus sind der Wettkampfh­öhepunkt.

Pepe hat sich aufgrund seiner Erfolge einen Perspektiv-kader-status erkämpft, wird gefördert, so muss die Familie Reisen, Flüge und Logis nicht komplett aus der eigenen Tasche bezahlen. Dieser Tage ist es auch am Schwielows­ee ungemütlic­h, da will keiner aufs Wasser. Und Pepe und Maja können es kaum erwarten, dass die Saison wieder beginnt, es zum Trainieren an den See vor der Haustür, nach Thüringen oder Italien zum Trainieren geht. Pepe und Maja Leonhardt haben schließlic­h noch einiges vor.

 ?? ??
 ?? ANDREAS LEONHARDT, THOMAS GUSTAFSON (2) ?? Drehungen, Salti, Sprünge: Wasserskis­portler Pepe Leonhardt macht die perfekte Welle.
ANDREAS LEONHARDT, THOMAS GUSTAFSON (2) Drehungen, Salti, Sprünge: Wasserskis­portler Pepe Leonhardt macht die perfekte Welle.
 ?? ?? Die Geschwiste­r Pepe und Maja Leonhardt sind in ihrem Element.
Die Geschwiste­r Pepe und Maja Leonhardt sind in ihrem Element.

Newspapers in German

Newspapers from Germany