Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
Zellfertigung gestartet
Chinesisches Unternehmen CATL nimmt in Arnstadt die erste Zellfabrik Westeuropas in Betrieb
Amt Wachsenburg. Im neuen Werk des chinesischen Unternehmens CATL im Gewerbegebiet Erfurter Kreuz ist die Fertigung angelaufen. „Wir haben die ersten Zellen an ein großes deutsches Unternehmen des Automobilbaus ausgeliefert“, bestätigte der Europa-chef des Unternehmen, Matthias Zentgraf, gestern im Festzelt auf dem Firmengelände.
Er erinnerte an den Abschluss des Vertrages zur geplanten Investition im Juli 2018 im Berliner Kanzleramt. Im Oktober 2019 habe man am Erfurter Kreuz den ersten Spatenstich vorgenommen und dann habe die Pandemie viele Prozesse ausgebremst und verzögert. „Doch heute feiern wir die Inbetriebnahme der ersten Lithium-ionen-zellfertigung in Westeuropa“, zeigte sich Zentgraf sichtlich zufrieden.
Der Manager ging auch noch einmal auf die jüngste Kontrolle der Baustelle durch den Zoll und die Polizei ein. „Ich habe um 10.10 Uhr in meinem Büro in München durch einen Anruf von der Großkontrolle erfahren und mich sofort ins Auto gesetzt und bin hierher gefahren“, sagte Zentgraf. Er habe selbst mit dem Einsatzleiter sprechen wollen. Die Probleme bei einer ersten Kontrolle im Oktober 2022 hätten sich daraus ergeben, dass chinesische Beschäftigte von an Bau und Ausrüstung beteiligter Unternehmen in der Pandemiezeit nicht nach China zurückkehren konnten. Jetzt habe man einen Mechanismus geschaffen, der Vorkommnisse ausschließe.
Wenn die Großserienfertigung im neuen Werk läuft, werden hier im Jahr 30 Millionen Zellen erzeugt, das seien zwei Zellen pro Sekunde, so Zentgraf. Damit könne man dann rund 185.000 Elektroautos
mit einer 75-Kilowattbatterie ausrüsten. Allerdings würden dafür gegenwärtig noch Voraussetzungen geschaffen, etwa durch eine Stromleitung, die noch gebaut wird, oder die Solarpaneele auf dem Dach der Fabrik. Perspektivisch wollen man auch grünen Wasserstoff nutzen, der über eine Leitung aus dem Speicher in Kirchheilingen ins Gewerbegebiet kommen soll.
Die Entscheidung, das erste europäische Werk des Unternehmens in Thüringen zu bauen, sei letztlich auch ein Verdienst von Zentgraf, zeigte sich Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) überzeugt. Die Investition von 1,8 Milliarden Euro in den Standort am Erfurter
Kreuz und damit im Zentrum von Europa sei ein Ausblick in eine gute Zukunft. Ebenso wie die Ankündigung, dass alle Industriebetriebe in Thüringens größtem Industriegebiet eine baldige Kohlendioxidneutralität anstreben.
„Thüringen kann Zukunft und es wird sie auch machen“, erklärte die scheidende Umweltministerin Anja Siegesmund (Grüne). Dieses Werk stehe für saubere Mobilität, davon künde auch die Photovoltaikanlage auf dem Dach, die in zwei Monaten in Betrieb gehen soll. Wenn man das erklärte Ziel erreichen wolle, bis 2035 aus den Verbrennermotoren auszusteigen, brauche man dafür eine Vielzahl an Batteriezellen und
diese kämen jetzt aus dem Werk am Erfurter Kreuz, so Siegesmund.
Als Erfolgsgeschichte für Thüringen bezeichnete Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) die Ansiedlung von CATL. Er dankte allen, die daran beteiligt waren, diese Investition zu ermöglichen.
In den Reinräumen der Fabrik sei es notwendig, auch die Feuchtigkeit auf zwei Prozent zu begrenzen, so der Produktionsmanager der Zellfertigung, Marcus Reinhardt, bei einer Besichtigung. Derzeit habe jeder neu eingestellte deutsche Mitarbeiter in der Fertigung einen chinesischen Mentor, der ihn einarbeite. Das dauere 25 Tage und ende danach mit einer Prüfung.