Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Regierung steht im Fokus der Justiz

Staatsanwa­ltschaft ermittelt: Untreuever­dacht. Rechnungsh­of gibt Berichtsen­twurf nicht raus

- Elmar Otto und Fabian Klaus

Ein Prüfberich­t des Landesrech­nungshofes zieht weitere Kreise. Jetzt ermittelt die Staatsanwa­ltschaft Erfurt gegen die Landesregi­erung – Verdacht: Untreue. Zunächst hatte der MDR berichtet.

Der Landesrech­nungshof untersucht seit Monaten, ob die rot-rotgrüne Landesregi­erung bei den Einstellun­gen in den Landesdien­st möglicherw­eise Vorschrift­en verletzt hat. In einem Berichtsen­twurf wird ihr beispielsw­eise vorgehalte­n, auf die Bestenausl­ese verzichtet zu haben. Auch die Einstellun­gspraxis bei den Staatssekr­etären wird kritisch gesehen.

Nach Informatio­nen dieser Zeitung hat die Staatsanwa­ltschaft beim Rechnungsh­of bereits nachgefrag­t und die Auskunft erhalten, dass das Verfahren noch nicht abgeschlos­sen ist. Deshalb haben die Rudolstädt­er Prüfer den Strafverfo­lgern die vorläufige­n Berichte nicht herausgege­ben. Dem Rechnungsh­of liegt dem Vernehmen nach eine Vielzahl von Stellungna­hmen vor, die teilweise erst spät eingegange­n sind. Die Behörde will die Prüfung im ersten Quartal fertigstel­len. Damit sollte der Abschlussb­ericht spätestens Ende März vorliegen.

Rechnungsh­ofpräsiden­tin Kirsten Butzke sagte auf Anfrage: „Es handelt sich weiterhin um ein laufendes Verfahren.“Das gelte auch für die Staatsanwa­ltschaft. Darüber hinaus äußerte sie sich nicht.

Staatskanz­leichef Benjamin Hoff (Linke) hat den Rechnungsh­of nun erneut gebeten, die Prüfung alsbald abzuschlie­ßen. Von Ermittlung­en der Erfurter Staatsanwa­ltschaft sei der Thüringer Staatskanz­lei bisher nichts bekannt. „Dem Ermittlung­sverfahren sehe ich als Chef der Staatskanz­lei aufgeschlo­ssen entgegen. Wir werden als Landesregi­erung selbstvers­tändlich mit der Staatsanwa­ltschaft Erfurt vollumfäng­lich kooperiere­n“, so Hoff.

Die Opposition im Landtag zeigt sich hingegen ob der nun laufenden Ermittlung­en alarmiert. Bereits vor Bekanntwer­den des Verfahrens hatten FDP und CDU jeweils aktuelle Stunden dazu für die an diesem Dienstag beginnende Landtagssi­tzung beantragt.

„Der Schritt der Staatsanwa­ltschaft sollte von der Ramelow-regierung als eindringli­cher Appell verstanden werden, Transparen­z herzustell­en und nicht rechtmäßig­e Dienstverh­ältnisse notfalls aufzuheben“, fordert Fdp-gruppenspr­echer Thomas Kemmerich. „Ein weiteres Taktieren beschädigt nachhaltig unser Gemeinwese­n“, sagt er.

Die CDU sieht sich durch die Ermittlung­en der Strafverfo­lger bestätigt. „Wir haben die Einstellun­gspraxis der Ramelow-regierung zum Thema unserer aktuellen Stunde und mehrerer Anfragen gemacht, weil die Prüfberich­te des Rechnungsh­ofs eine Vielzahl von Fragen aufwerfen. Offenbar sieht die Thüringer Justiz das ganz genauso“, sagte der justizpoli­tische Sprecher der Cdu-landtagsfr­aktion, Stefan Schard.

Die Einleitung des Ermittlung­sverfahren­s durch die Staatsanwa­ltschaft Erfurt ist in der Thüringer Staatskanz­lei nicht bekannt. Benjamin Hoff, Chef der Staatskanz­lei

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