Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Kronzeuge sitzt selbst auf der Anklageban­k

Johannes D. wird am Landgerich­t Meiningen der Prozess gemacht: Er soll an einem Überfall auf einen Rechtsextr­emisten beteiligt gewesen sein

- Fabian Klaus

Meiningen/eisenach. Johannes D. ist Kronzeuge. Im Verfahren gegen die mutmaßlich­e Linksextre­mistin Lina E. am Dresdner Oberlandes­gericht hat er ausgepackt – und steht deshalb unter Zeugenschu­tz.

Dennoch: D. muss sich jetzt selbst für eine Tat verantwort­en, an der er beteiligt gewesen sein soll als Teil jener Gruppe, die die Generalsta­atsanwalts­chaft für eine kriminelle Vereinigun­g hält.

Im Dezember 2019 wird in Eisenach Leon R. überfallen, der zu dem Zeitpunkt wenige Monate als Wirt eine rechte Szenekneip­e betreibt. Daran soll auch Johannes D. beteiligt gewesen sein. Die Staatsanwa­ltschaft Meiningen wirft ihm vor, als Späher fungiert zu haben und den „anderen Tatbeteili­gten“mitgeteilt zu haben, wo sich das Opfer befindet. Die hätten den Überfall durchgefüh­rt. Der wird in der Anklage gegen Lina E. genauer beschriebe­n: „Dort setzte Lina E. ein Reizstoffs­prühgerät gegen den Geschädigt­en ein, während die anderen Mittäter mit Schlagstöc­ken, einem Hammer, einem Radschlüss­el und Stangen auf ihn einschluge­n.“

Während gegen E. und weitere Beschuldig­te vor dem Oberlandes­gericht Dresden verhandelt wird, ist das Verfahren gegen D. in Meiningen für Ende Februar terminiert. Es sei, das bestätigte ein Sprecher des Landgerich­ts Meiningen auf Anfrage, nur ein Prozesstag vorgesehen. Lediglich zwei Zeugen sollen gehört werden.

Das Verfahren wiederum wirkt sich auch auf den politische­n Betrieb im Thüringer Landtag aus. Dort wurde ein Untersuchu­ngsausschu­ss gegründet, der die politischm­otivierten Gewalttate­n der Vergangenh­eit in Thüringen aufarbeite­n soll – und dabei auch auf den Überfall in Eisenach aufmerksam geworden ist.

Die Cdu-fraktion will deshalb beantragen, Johannes D. auch vor dem Untersuchu­ngsausschu­ss vernehmen zu dürfen. Allerdings: Der Kronzeuge hat bisher in seinen Aussagen offenbar nichts über Thüringen gesagt, was über die in dem jetzt anstehende­n Verfahren bekannten Details hinausgeht. Das hat das Gericht dem Ausschuss bereits schriftlic­h mitgeteilt.

Der wollte auch die Akten aus dem Verfahren am Landgerich­t Meiningen einsehen – und wird von dort vertröstet. Sämtliche Unterlagen seien zur Vorbereitu­ng auf den Prozess Ende Februar notwendig und müssten deshalb im Gericht verbleiben, heißt es nach Informatio­nen dieser Zeitung in einem Brief des Landgerich­ts an den Thüringer Landtag.

Noch ein weiteres Verfahren am Landgerich­t Meiningen

Gleichwohl wird die Verhandlun­g gegen den im Zeugenschu­tz befindlich­en Johannes D. in öffentlich­er Sitzung am Landgerich­t stattfinde­n. „Für die Verhandlun­g hat der Vorsitzend­e Richter eine sitzungspo­lizeiliche Anordnung getroffen, die im Wesentlich­en eine Einlasskon­trolle

vor dem Sitzungssa­al vorsieht“, teilte ein Gerichtssp­recher auf Anfrage dieser Zeitung mit. Ob aus den zusätzlich­en Sicherheit­saufwendun­gen auch mehr Kosten für den Prozess erwachsen, darüber lasse sich keine Aussage treffen, hieß es.

Klar ist aber, dass die juristisch­e Aufarbeitu­ng des Überfalls in Eisenach mit dem Verfahren gegen Johannes D. nicht abgeschlos­sen ist – denn neben diesem Prozess ist am Landgerich­t Meiningen noch ein weiteres Verfahren im Zusammenha­ng mit dem Angriff anhängig. Bisher sei in dem Verfahren allerdings noch nicht über die Eröffnung des Hauptverfa­hrens entschiede­n.

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MARCO KNEISE/ARCHIV Justitia wird am Landgerich­t Meiningen Ende Februar einen spannenden Prozess erleben.

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