Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
Suppe statt Champagner in der Kunstgalerie
Bildhauer eröffnet Armenküche auf Zeit
Der bärtige Mann, der sich gerade mit einem Becher Suppe und einem Apfel eingedeckt hat, ist schon auf dem Weg nach draußen, als er sich noch einmal umdreht. „Ihr müsstet für immer bleiben“, sagt er leise zu Dennis Josef Meseg, der hinter einem großen Suppentopf auf einer Warmhalteplatte steht. Meseg lächelt. Das werde sich wohl leider nicht machen lassen, antwortet er. Die Galeristin, in deren Räumlichkeiten er derzeit zu Gast sei, wolle schließlich irgendwann auch wieder
Geld verdienen.
„Aus Galerie wird Armenküche – Suppe statt Champagner“heißt das Projekt des 43 Jahre alten Aktionskünstlers und Bildhauers
Meseg (Foto). Jeden Abend von 17 bis 20 Uhr reicht er in der Update Gallery in Bonn im Januar und Februar Biosuppe an Bedürftige aus.
Die Galeristin habe anfangs ein wenig überrascht reagiert, als er ihr eröffnet habe, keine Bilder oder Skulpturen in ihren Räumen platzieren zu wollen, sagt Meseg. Dann habe sie die Idee aber auch gut gefunden. Ein Anwohner mobilisierte Gewerbeaufsicht und Ordnungsamt. Andere dagegen steuerten voller Begeisterung Obst oder Geldspenden bei.
„Es ist komplett eigenfinanziert aus anderen Projekten“, sagt Meseg. „Ich sehe das als Investition in meine künstlerische Ausbildung. Und ich will ein bisschen was ans Universum zurückgeben.“
Für Meseg selbst ist der Kunstaspekt schon dadurch gegeben, dass er einen bestimmten Raum in eine andere Umgebung verpflanzt hat. „An einem Ort, an dem normalerweise teure Bilder gekauft werden, findet jetzt eine Armenküche statt. Die einen trinken Champagner, die anderen haben nicht mal genug, um sich eine Suppe zu leisten. Galeriebesucher sind in der Regel Besserverdienende, die in Kunst investieren, oft zu edlen Vernissagen eingeladen werden. Genau das wollte ich austauschen“, sagt Meseg.