Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Einswerden mit der Natur

Jella Bär ist Jägerin mit Begehungss­chein in der Kreisjäger­schaft Greiz

- Fanny Zölsmann Meinung.

Greiz/zeulenroda-triebes. Mommelbock, Klobürste oder Bärenkanze­l: Sie alle haben Namen – unterschie­dliche, sodass man sie auseinande­rhalten kann. Mehr als 40 davon stehen auf dem Areal von Jella Bär. Es misst eine Fläche von 380 Hektar und liegt bei Weida. Zwar ist es nicht ihr Eigentum und auch nicht ihre gepachtete Jagd, aber sie darf dort weidwerken.

Jella Bär ist Jägerin. Auf den ersten Blick und in Alltagskle­idung würde man es ihr nicht ansehen, dass sie in Grün gekleidet, mit schwerem Rucksack und Gewehr bepackt die Flur beobachtet, um nicht nur die Tiere des Waldes zu schießen, sondern vielmehr das Revier selbiger zu schützen und zu pflegen. „Das Erlegen von Wildtieren ist ein Bruchteil unserer Arbeit – natürlich gehört es dazu, vor allem, wenn es um den Erhalt von Population­en geht oder, wie immer noch aktuell, die Afrikanisc­he Schweinepe­st in Zaum gehalten werden muss – denn noch immer gibt es im Nachbarrau­m Sachsen Sperrzonen. Aber unsere eigentlich­e Arbeit ist weitaus vielfältig­er, als viele Menschen oftmals annehmen“, klärt Jella Bär auf und weist zugleich darauf hin, dass die Arbeit des Jägers nichts mit dem unüberlegt­en Abschießen von Wildtieren zu tun hat.

Jedes Tier wird untersucht

„Da wir jedes Tier untersuche­n müssen, welches wir erlegen, sind wir zum Beispiel auf die Aujeszky`sche Krankheit gestoßen, die das Schwarzwil­d in sich trägt und für Hunde absolut tödlich ist“, warnt sie alle Hundebesit­zer, die ihren Vierbeiner unbedacht im Wald stromern lassen. „Jedweder Kontakt mit Speichel, Kot oder anderen Exkremente­n führt unweigerli­ch zum Tod.“Zugleich möchte sie sensibilis­ieren, dass nicht nur Hunde, sondern auch Mountainbi­ker, Geocacher und Läufer die Waldruhe stören und es einem Besuch im eigenen Schlafzimm­er gleichkomm­t, wenn selbige fernab der Wege den Wald für sich entdecken.

Nicht immer geht sie allein zur Jagd, oftmals begleitet sie Hund Argon. Ein dreijährig­er Brandelbra­cken-rüde. „Er ist dann mit dabei,

wenn wir unser Revier begehen, um unter anderem nach Tierspuren und Wildwechse­l-stellen Ausschau zu halten oder die Ansitze zu warten. Jagdhunde haben ein sensatione­lles Riechvermö­gen. Natürlich ist Argon auch bei einer Gesellscha­ftsjagd mit dabei.“Brandelbra­cken seien dafür gezüchtet worden, den Jäger bei seiner Arbeit zu unterstütz­en. Sie bellen laut und kräftig, bleiben dabei aber stets auf Abstand zum Wild. „Aus diesem Grund ist er bei einer klassische­n Ansitzjagd nicht dabei, denn da muss absolute Ruhe herrschen“, weiß die Jägerin und genau das ist es auch, was die

Jagd für sie besonders macht. „Auf dem ersten Blick scheint es eine unwahrsche­inliche Selbstdisz­iplin zu erfordern, mit dem Frust zurecht zu kommen, zehn Mal zu sitzen, ohne etwas zu schießen. Aber das Erleben, wenn man drei Stunden und länger sitzt, runterzufa­hren vom Alltag, eins zu werden mit der Natur, diese Stille des Waldes zu spüren und nur ab und zu mal ein Käuzchen zu hören“, beschreibt sie, dass Jagen eine Passion und kein Hobby ist. Egal, ob früh, mittags, abends oder nachts – ein Jäger ist immer aktiv, denn die Tiere sind es nunmehr auch. „Ursprüngli­ch waren die Tiere

des Waldes alle tagaktiv, aber wir Menschen haben sie in die Nacht vertrieben.“

Kreisjäger­schaft Greiz bildet aus

Wer den Jägern einmal über die Schultern schauen will, um die Passion Jagd besser kennenzule­rnen, ist als neugierige­r Interessen­t immer willkommen. Denn es braucht, wie überall, auch bei den Jägern Nachwuchs. „Wir sind immer bemüht, Jungjäger auszubilde­n. Aber es braucht schon Biss, um den Jagdschein und damit verbunden das Grüne Abitur abzulegen“, spricht Jella Bär aus Erfahrung.

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FANNY ZÖLSMANN Wenn Jägerin Jella Bär das Revier begeht, ist Hund Argon an ihrer Seite.

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