Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Mehr Geld, besserer Handel

So will die EU auf das Subvention­spaket der USA für saubere Energie reagieren

- Theresa Martus

Berlin. Der Wettlauf ist eröffnet: Grüne Zukunftste­chnologien und die Profite, die sie bringen, wollen alle Industries­taaten zu sich holen. Die USA haben mit dem Inflation Reduction Act vorgelegt – am Mittwoch präsentier­te Eu-kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen die Vorschläge der Kommission für eine Antwort.

Was ist der Inflation Reduction Act? Und warum ist er ein Problem für Europa?

Der Inflation Reduction Act (IRA), das amerikanis­che Inflations­bekämpfung­sgesetz, ist Us-präsident Joe Bidens Versuch, zwei große Aufgaben auf einmal zu lösen – Treibhausg­asemission­en zu senken und die Us-wirtschaft anzukurbel­n. 369 Milliarden Dollar (331 Milliarden Euro) an Subvention­en und Steuererle­ichterunge­n hat der Kongress auf den Weg gebracht und Wirtschaft­spolitiker innerhalb der EU nachhaltig erschreckt. Denn das Geld lockt auch Firmen, auf deren Investitio­nen die Eu-staaten hoffen. Eu-kommission­spräsident­in von der Leyen betonte aber auch, dass die EU längst nicht nur mit den USA konkurrier­t. Auch andere große Wirtschaft­sländer wie Japan, Indien, Großbritan­nien und Kanada hätten sich längst auf den Weg gemacht.

Was plant die Eu-kommission?

Der Eu-plan ruht auf vier großen Säulen: einem vereinfach­ten regulatori­schen Rahmen, schnellere­r und mehr Förderung, der Qualifikat­ion von Arbeitskrä­ften und Handel. So sollen unter anderem vorübergeh­end bis 2025 die Regeln gelockert werden, nach denen Mitgliedss­taaten Industrien mit Beihilfen unterstütz­en können. Auch Steuersenk­ungen sollen möglich sein für Unternehme­n, die sonst womöglich in Länder außerhalb des Blocks abwandern. Die finanziell­en Möglichkei­ten

unterschei­den sich zwischen den Mitgliedst­aaten drastisch. Es gibt daher Sorgen, dass die Pläne den Wettbewerb im Binnenmark­t verzerren könnten. Die Vorschläge der Kommission sollen beim Eugipfel kommende Woche mit den Mitgliedst­aaten beraten werden. Im März sollen Gesetzesvo­rschläge vorgestell­t werden, über die die Eustaatsun­d Regierungs­chefs diskutiere­n sollen. Bundeswirt­schaftsmin­ister Robert Habeck (Grüne) lobte: „Die grünen Märkte sind die

Leitmärkte schon der nahen Zukunft“Und: „Es liegt in unserem Interesse, die Wettbewerb­sfähigkeit und Innovation­skraft unseres Industries­tandorts zu stärken.“

Um wie viel Geld geht es?

Die Kommission geht von einem Bedarf in dreistelli­ger Milliarden­höhe aus. Kurzfristi­g geht es dabei vor allem um Geld und Kredite aus bereits bestehende­n Töpfen – dass man sich so viel schneller als erhofft unabhängig gemacht habe von russischem Gas, sagte von der Leyen, bedeute auch, dass etwa Mittel aus dem Repower-eu-programm umgeleitet werden könnten gen konkurrenz­fähige Energiepol­itik. Damit können Mitgliedst­aaten steuerlich­e Subvention­en finanziere­n. Mittelfris­tig soll ein Eu-souveränit­ätsfonds eine größere Rolle spielen. Der allergrößt­e Teil der Investment­s, die für das Ziel von null Emissionen netto benötigt werden, wird aber aus privatem Kapital kommen.

Was sagt die Wirtschaft?

Wirtschaft­svertreter machen Druck, das Programm jetzt möglichst mit Leben zu füllen. „Dass die Eu-kommission jetzt einen Plan für eine Antwort auf den IRA präsentier­t, zeigt die Dringlichk­eit, den Heimatmark­t für Zukunftste­chnologien zu stärken und die Pariser Klimaziele zu erreichen“, sagte Simone Peter, Präsidenti­n des Bundesverb­ands Erneuerbar­e Energien, unserer Redaktion. „Er muss zügig präzisiert und umgesetzt werden.“

Peter Adrian, Präsident der Deutschen Industrie- und Handelskam­mer, kritisiert, die Konturen des Plans seien „noch zu unscharf“. Bdi-hauptgesch­äftsführer­in Tanja Gönner dringt auf vereinfach­te Regelwerke. Zu oft verliere sich die EU in kleinteili­gen Regulierun­gen – etwa bei Definition­sfragen wie der, was genau eigentlich als grüner Wasserstof­f zählen soll.

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DPA/PA Im Blick: Firmen, die Solarparks betreiben. sollen mit finanziell­er Hilfe in der EU gehalten werden.

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