Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Vieles unklar beim 49-Euro-ticket

Debatte über Smartphone-nutzung oder Papierfahr­schein. Finanziell­er Ausgleich nicht geregelt

- Bernd Jentsch

Wenige Wochen vor dem geplanten Start des neuen Deutschlan­dtickets im Mai sind noch viele Fragen völlig ungeklärt.

„Es sind längst nicht alle Details bekannt“, sagt Christoph Heuing, der Geschäftsf­ührer des Verkehrsve­rbundes Mittelthür­ingen, in Erfurt. Dabei werde die Zeit durchaus knapp, wenn man bis zum geplanten Starttermi­n am 1. Mai alle Abonnement-kunden auf das neue Ticket umstellen wolle.

„Das Deutschlan­dticket für 49 Euro wird nicht an uns scheitern“, sagt Heuing. Man müsse aber derzeit viele Szenarien durchspiel­en, weil noch unbekannt sei, was es bedeute, dass es den Fahrschein nur digital geben solle. Wenn man jetzt noch nicht wisse, ob es auf einen Barcode auf dem Smartphone hinauslauf­e, eine Chipkarte oder auch eine analoge Variante, als Papiertick­et ausgedruck­t, akzeptiert werde, könne man die Umstellung noch nicht vornehmen.

„Wir benötigen Vorlaufzei­t, um die Vertriebsk­anäle umstellen zu können“, sagt Heuing und bittet um Verständni­s und Geduld. Über das Ziel seien sich alle einig, aber an der Umsetzung hapere es derzeit.

Unklar sei momentan auch, wie der finanziell­e Ausgleich zwischen den Bundesländ­ern funktionie­ren soll. So würden etwa in Berlin gekaufte Deutschlan­dtickets auch in den Bussen und Bahnen in Thüringen gelten, die Einnahmen dafür aber in Berlin bleiben und in den Kassen der Nahverkehr­sunternehm­en im Freistaat fehlen.

„Offiziell wissen wir bisher nicht, wie das Deutschlan­dticket aussehen soll“, sagt auch der Geschäftsf­ührer des Verbandes Mitteldeut­scher Omnibusunt­ernehmen, Tilman Wagenknech­t. Daher sei der geplante Verkaufsst­art am 3. April mehr als eine Herausford­erung für die kleinen und mittelstän­dischen

Busbetrieb­e im Freistaat. „Sicherlich wird ein Konzern wie die Bahn AG keine Probleme damit haben, ab Anfang April diese Fahrschein­e zu verkaufen“, so Wagenknech­t.

Anders als beim 9-Euro-ticket im Vorjahr, das von Beginn an zeitlich befristet war, solle das Deutschlan­dticket dauerhaft eingeführt werden, sagt Wagenknech­t und verweist auf erhebliche Unterschie­de in Vorbereitu­ng und Umsetzung. So sei beim Vorjahrest­icket der Schülerver­kehr ausgeklamm­ert worden, das gelte für das neue Ticket aber nicht.

Schon die Einführung eines einheitlic­hen Tarifs für zahlreiche Landkreise und Städte Thüringens habe einige Jahre gedauert, nun soll ein bundesweit gültiges Ticket binnen weniger Wochen geschaffen werden. In einem „dicken Brief an die Thüringer Verkehrsmi­nisterin“habe der Verband jetzt darauf gedrängt, die vielen offenen Fragen zu klären, sagt Wagenknech­t. Er könne sich für junge Schüler und für Senioren ohne Smartphone ein analoges Ticket vorstellen, das per Unterschri­ft personalis­iert wird.

Wir spielen derzeit viele Szenarien durch, um uns auf alle aktuell in der Politik diskutiert­en Modelle vorbereite­n zu können. Christoph Heuing, Geschäftsf­ührer des Verkehrsve­rbundes Mittelthür­ingen

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