Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Letzte Frist

Ausschluss­verfahren gegen Hans-georg Maaßen eingeleite­t: Er kann es nur selbst beenden

- Fabian Klaus

Die CDU will Hansgeorg Maaßen loswerden. Insbesonde­re in Thüringen wird das Ringen darum aufmerksam verfolgt – hier hat der als besonders konservati­v geltende Ex-präsident des Bundesamte­s für Verfassung­sschutz viele Unterstütz­er und kandidiert­e direkt für ein Bundestags­mandat. Die wichtigste­n Fragen und Antworten zum aktuellen Stand der Diskussion:

Was wird Maaßen vorgeworfe­n?

Insbesonde­re, dass er immer wieder die Nähe zur AFD sucht, halten ihm führende Cdu-mitglieder vor. So hatte er sich nach der Landtagswa­hl in Thüringen 2019 dafür ausgesproc­hen, mit Stimmen der AFD, die in Thüringen vom Verfassung­sschutz als erwiesen rechtsextr­emistisch eingestuft ist, einen Ministerpr­äsidenten der CDU zu wählen. Zuletzt hatte Maaßen in einem Tweet von einem „eliminator­ischen Rassismus gegen Weiße“geschriebe­n und zudem von einer „rot-grünen Rassenlehr­e“fabuliert.

Welche Folgen hat das?

In der CDU wird Maaßen schon länger kritisch gesehen. Nicht zuletzt, seit er im Sommer 2018 erklärte, dass es bei einer Demonstrat­ion im sächsische­n Chemnitz keine Hetzjagden gegen Ausländer gegeben habe, obwohl Videos das zeigen. Die Kontrovers­e kostete ihn den Job als Verfassung­sschutzprä­sident. Dabei gab es immer wieder Rufe, ihn aus der Partei auszuschli­eßen. Das soll jetzt offenbar erfolgen.

Was sagt das Cdu-präsidium?

Das hält sich aktuell bedeckt. Ein Sprecher des Bundesvors­itzenden Friedrich Merz verwies gegenüber dieser Zeitung erneut auf die Frist, die Maaßen zum Parteiaust­ritt habe – die läuft am Sonntag im 12 Uhr ab.

Wird dann ein Ausschluss­verfahren definitiv eingeleite­t?

Das ist nach Informatio­nen dieser Zeitung längst erfolgt. Hans-georg Maaßen wurde darüber bereits schriftlic­h informiert und hat nun Zeit bis Donnerstag, sich zu dem Ausschluss­verfahren zu äußern. Er kann es selbst beenden, indem er die Partei bis Sonntag verlässt.

Wie geht es weiter, falls er das nicht macht?

Dann befassen sich die Parteigeri­chte damit. Zunächst wäre das Kreisparte­igericht seines Kreisverba­ndes

Schmalkald­en-meiningen zuständig. Hier hatte sich Maaßen erfolglos für ein Bundestags­direktmand­at beworben. Er scheiterte an Biathlon-legende Frank Ullrich, der für die SPD kandidiert­e.

Heißt das, dass die Maaßen-unterstütz­er aus dem vergangene­n Bundestags­wahlkampf über seinen Parteiauss­chluss entscheide­n?

Nein. In Thüringen gibt es ein zentrales Kreisparte­igericht für alle Kreisverbä­nde, das in Erfurt angesiedel­t ist. Vorsitzend­er dieses Gremiums ist der Weimarer Jurist Uwe Homberger, der im Hauptberuf Präsident des Justizprüf­ungsamtes in Thüringen ist – und damit unter der gerade erst in ihr Amt gekommenen Grünen-justizmini­sterin Doreen Denstädt dient.

Warum entscheide­t das unterste Parteigeri­cht?

Das sieht die Parteigeri­chtsordnun­g so vor. Maaßen ist einfaches Mitglied

der CDU, hat weder im Landesverb­and Thüringen noch im Bundesvors­tand eine Funktion. Würde sich das Parteiauss­chlussverf­ahren gegen einen Landesvors­itzenden richten, wäre das Landespart­eigericht von vornherein zuständig.

Wie reagieren die einstigen Unterstütz­er auf die Debatte?

Der Kreisvorsi­tzende des Cdu-verbandes Ralf Liebaug wollte sich auf Anfrage äußern. Das sei jetzt die Sache der Bundespart­ei.

Was unternimmt Landesverb­and?

der Thüringer

Cdu-landesvors­itzender Mario Voigt hat Maaßen in einem Vier-augen-gespräch ebenfalls zum Austritt aus der Partei aufgeforde­rt – allerdings ohne Ultimatum.

Wie wird das Verfahren in der Partei bewertet?

Kritisch. Erik Beiersdorf­er, Vorstandsm­itglied

der CDU in Thüringen, warf seiner Parteispit­ze vor, Maaßen zu „diffamiere­n“und im Gegensatz zum Thüringer Landeschef nicht das Gespräch mit Maaßen gesucht zu haben. Er habe den Eindruck, „dass es der CDU Deutschlan­ds mehr um eine öffentlich­e Inszenieru­ng des möglicherw­eise bevorstehe­nden Ausschluss­verfahrens, als um das Ausschluss­verfahren an sich geht.

Was sagt die Werteunion, die Maaßen zuletzt zu ihrem Bundesvors­itzenden gewählt hat?

Auch hier hält man sich mit Wortmeldun­gen zurück. Ein Vorstandsm­itglied sagte gegenüber dieser Zeitung, dass man jetzt abwarten wolle, wie das Verfahren ausgeht und dafür kämpfen wolle, dass in der CDU „auch unbequeme Dinge“ausgesproc­hen werden könnten. Maaßen selbst äußerte sich am Freitag nicht – er sei, hieß es bei mehreren Nachfragen, derzeit erkrankt.

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SASCHA FROMM / FUNKE FOTO SERVICES Wo ist die Mitte? Darüber gibt es in der CDU unterschie­dliche Meinungen. Dem Präsidium steht der ehemalige Verfassung­sschutzche­f Hans-georg Maaßen zu weit rechts.

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