Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
Fachkräftesuche im Silicon Valley
Thüringer Wirtschaftsdelegation wirbt für attraktive Jobperspektiven in Thüringen
Wetterbedingt musste die Usa-reise einer 30-köpfigen Thüringer Unternehmensund Hochschuldelegation zwar um anderthalb Tage verkürzt werden – Texas als letzte Station wird zurzeit von schweren Winterstürmen heimgesucht. Dennoch ist Wirtschaftsstaatssekretärin Katja Böhler (SPD), die die Delegation anführte, mit der Bilanz sehr zufrieden und das Anliegen dieser Reise nicht vom Winde verweht worden. So konnten Böhler und Unternehmensvertreter bei Gesprächen im Silicon Valley deutlich machen, dass Thüringen Software- und It-fachleuten aus den USA attraktive Jobperspektiven zu bieten hat.
Hintergrund ist die Tatsache, dass Us-giganten wie Microsoft, Meta, Amazon und der Google-mutterkonzern Alphabet die Entlassung von insgesamt rund 50.000 Beschäf- tigten angekündigt haben, gleichzeitig allein in Thüringen hunderte Stellen für Software-ingenieure unbesetzt sind. „Der größte Teil derer, die dort jetzt auf Jobsuche gehen, wird zwar schnell wieder etwas finden“, sagt Böhler. „Thüringen aber könnte vor allem für diejenigen, die aus dem Ausland in die Staaten kamen und deren Aufenthaltstitel vom Job abhängt, interessant sein.“
Für diese Fachkräfte könne die Entlassung Anlass sein, eine Übersiedlung nach Thüringen in Erwägung zu ziehen. Diese Ansicht teile auch die Deutsch-amerikanische Außenhandelskammer, die zugesagt habe, Thüringer Unternehmen bei der Suche nach Fachkräften aus dem It-bereich zu unterstützen. „Die Kammer ist sehr gut in der Itbranche
vernetzt“, sieht die Staatssekretärin dafür eine ideale Voraussetzung. Zudem wolle die Kammer auf ihrer Website das englischsprachige Stellenportal der Thüringer Fachkräfte-agentur Thaff verlinken. „Die Chancen, die Thüringen bietet, sollen auch vermittelt werden.“
Für die Attraktivität Thüringens spricht aus Böhlers Sicht unter anderem der exzellente Ruf des Freistaats im Bereich der Photoniktechnologien, der sich bei der am Donnerstag beendeten Optikmesse Photonics West in San Francisco neuerlich bestätigt habe: Die 30 Aussteller aus Thüringen gehörten
zu den führenden in der Branche. „Die Thüringer Unternehmen können stolz darauf sein, wie sie sich in den vergangenen Jahren entwickelt haben. Thüringen gilt in der Welt etwas“, betont Böhler – und das in einer Branche, die in den kommenden Jahren zweistellige Zuwachsraten erwarte.
Potenzial für Kooperationen sieht Böhler auch im Bereich der Ausbildung. Dabei hat die Staatssekretärin gar nicht selbst für das weltweit geschätzte deutsche System der dualen Ausbildung werben müssen: Mit Gesprächspartnern wie Tasha Boerner Horvath, die für die Demokraten in der kalifornischen
Staatsversammlung sitzt und zwölf Jahre in Jena lebte, begegnete sie leidenschaftlichen Fürsprechern dieser Form der Berufsausbildung. Horvath habe eine Art College für eine duale Ausbildung nach deutschem Vorbild gegründet und angekündigt, mit einer Delegation nach Thüringen zu kommen, um Möglichkeiten der Zusammenarbeit bei der Qualifizierung von Fachkräften auszuloten.
Katja Böhler: „Fachkräftemangel besteht hier wie dort, es geht uns nicht ums Abwerben. Aber wir können sicher dazu beitragen, in den USA Fachleute nach deutschem Vorbild auszubilden.“