Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
Erfolgreiches Gastdirigat von Mario Venzago
Jenaer Philharmonie spielt Werke von Schubert, Schumann und Honneger
Jena.. Am Pult der Jenaer Philharmonie stand am vergangenen Donnerstag Mario Venzago, bis 2021 Chefdirigent des Berner Symphonieorchesters. Auf die Ouvertüre zu Franz Schuberts selten gespielter Oper „Fierrabras“folgte Arthur Honeggers 3. Sinfonie („Liturgique“), vom Dirigenten mit Genauigkeit und „innerem Feuer“gestaltet.
Der Protestant Honegger nutzte in seiner 1945 und 1946 entstandenen Sinfonie Sequenzen der katholischen Totenmesse. Gleich zu Beginn, im grellen „Dies irae“mit seinen schrillen Dissonanzen, entfesselte das Orchester einen Sturm des Entsetzens, der ein Gefühl der Ohnmacht gegenüber einem unausweichlichem Schicksal ahnen lässt.
Im zweiten Satz, einem „Gebet ohne Hoffnung“, reihen sich Choralfragmente aneinander, ehe am Schluss in einem Flöten-solo ein „Vogelgesang“erklang. Neben dem düsteren Adagio waren es vor allem die Schmerzensschreie im eigenwilligen „Dona nobis pacem“, die „unter die Haut gingen“. Erst ganz am Ende bricht sich die Friedenssehnsucht mit einem innigen Gesang des Cellos, dem Spiel der Solovioline und der Flöten-soli Bahn.
Mario Venzago hatte sich entschieden, direkt auf die Honeggersinfonie den Luther-choral „Ein feste Burg ist unser Gott“folgen zu lassen. Doch auch ohne dieses starke Hoffnungszeichen wäre Honeggers „liturgische Sinfonie“als ergreifende Komposition des 20. Jahrhunderts in starker Erinnerung geblieben.
Mit Schumanns 3. Sinfonie ließen Mario Venzago und die Jenaer Philharmonie das Konzert „romantisch“ausklingen. Ob im mitreißenden Kopfsatz, im Scherzo, das an einen Ländler erinnert, ob im lyrisch-kantablen dritten Satz oder im prächtigen vierten und erst recht im lebhaften Finalsatz, immer beeindruckte die Ausgeglichenheit in allen Instrumentengruppen. Mario Venzago spannte den großen sinfonischen Bogen und achtete zugleich auf feinste Details. Bravo!