Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
Auf Betriebstemperatur
Mit dem Kia Niro EV im Winterbetrieb: Beim Garagen-treff wird ein Uralt-witz hervorgekramt – Testrunde ein Erfolg
Gera. Manch einer geht zum Lachen in den Keller. Paul und Patrick verdrücken sich in die Garage. Kein Mucks, nur ein Lichtlein funzelt nach draußen. Klopf! Klopf! Das Tor schwingt auf. Auf meine Frage: „Bier und Boliden? Heute etwa nicht?“, ernte ich nur ein müdes Lächeln. Paul und Patrick stiefeln nach draußen, umrunden den Kia.
Paul bringt einen Uralt-witz an: Was sind denn die größten Feinde des Sozialismus? Und schiebt die Antwort hinterher: Frühling. Sommer. Herbst und Winter.
Patrick lacht und hat auch einen auf Lager.: Was ist der größte Feind eines Elektroautos? Antwort: Der Winter. So ganz unrecht hat er freilich nicht. Die Akkus mögen es muckelig wie in Pauls Garage. Und der Schlaumeier hat auch einen guten Tipp parat. „Musst du vorglühen wie ich und mein Diesel, dann schaffst du die Langstrecke.“
Auch da hat er nicht unrecht und ich doziere: Wird eine Ladesäule über das bordeigene Navi angewählt, bringt das Fahrzeug die Batterie an kalten Tagen schon mal auf die optimale Temperatur, damit die volle Ladeleistung erzielt werden kann. Paul nickt und sein Blick bleibt an der grau gefärbten C-säule hängen. Eine aerodynamische Finesse, hört er von mir. Spezielle Öffnungen lassen nämlich die Luft, die die Karosserie eng umfließt, vorn in die C-säule hinein- und hinten wieder herausströmen. Dadurch verwirbelt die Luft am Heck weniger, die Säule macht den Kia strömungsgünstiger – gut für die Reichweite.
Ich bin in meinem Element: Der Dachhimmel besteht aus recyceltem Papier, die Sitze aus Eukalyptusblättern, der Lack der Türverkleidungen ist frei von Benzol, Toluol und Xylol. Wieder ein Nicken. „Wie fährt er sich“, will er wissen und nimmt auf der Beifahrerseite Platz.
Los geht es. Auf elektrisch leisen Sohlen. Ich wechsele von Eco auf Sport, da ist der Niro noch eine Spur griffiger. Alternativ lässt sich Normal und Snow als Fahrstufen wählen. Ich lasse den E-niro ganz entspannt an die rote Ampel rollen und beschleunige hernach kräftig, der E-schub gefällt, den Spurt von 60 auf 100 Stundenkilometer erledigt das Elektro-suv in 3,6 Sekunden. Überholangst. Fehl am Platz.
Zurück im Garagenhof zeigt Paul auf einen Reifenstapel, ob ich Verwendung hätte oder wen wüsste. Ich verspreche, mich umzuhören, mein Bestes zu geben, wohl wissend, dass das Beste oft nicht gut genug ist. Ich mach’ mich vom Acker. Paul steckt noch einmal den Kopf ins Auto. „Wie weit kommst du eigentlich?“Bis Leipzig oder Erfurt hin und zurück geht immer. „Auch im Winter?“Auch im Winter.