Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

„Lieber in der zweiten Reihe“

Die Frankenhai­ner Vereinsche­fin und Ex-biathletin Katrin Apel über die Heim-weltmeiste­rschaft

- Susann Eberlein www.biathlon-oberhof.de

Bei der Biathlon-wm 2004 in Oberhof gewann Katrin Apel als einzige Thüringeri­n eine Einzelmeda­ille, Silber im Massenstar­t. Insgesamt ist ihre Wm-bilanz zwischen 1996 und 2005 beeindruck­end. Die aus Gräfenroda stammende Ausnahmeat­hletin holte viermal Gold, fünfmal Silber und einmal Bronze. Letztere auch 2004 in Oberhof in der Staffel. Ihre größten Erfolge gelangen der heute 49-Jährigen vom SV Eintracht Frankenhai­n aber bei Olympia in Nagano 1998 und Salt Lake City 2002 mit Staffel-gold. In Turin 2006 gab es noch einmal Staffel-silber und in Nagano auch Sprintbron­ze dazu.

Bei der Weltmeiste­rschaft 2023 in Oberhof ist sie Helferin im Wettkampfb­ereich und auch Gast der Talkreihe „Helden des Biathlons“. Für uns blickt sie zurück und voraus auf das Winterspor­t-highlight.

Hallo Frau Apel, die Biathlon-wm 2023 in Oberhof steht bevor. Da werden sicherlich bei Ihnen Erinnerung­en wach, oder?

Definitiv. Ich habe ja nicht nur gute Erinnerung­en an die WM 2004, aber die Silbermeda­ille beim abschließe­nden Massenstar­t hat mich

entschädig­t. Der Weg dahin war holprig. Am ersten Wettkampfw­ochenende war das Wetter belastend. Beim Sprint und der Verfolgung sind uns die Matten um die Ohren geflogen, in der Staffel musste ich in die Strafrunde. Der Druck, bei einer Heim-wm zu laufen, ist riesig. Das darf man nicht unterschät­zen. Umso glückliche­r war ich über die Einzelmeda­ille.

Welche Tipps haben Sie für junge Athletinne­n wie Denise Herrmannwi­ck oder Vanessa Voigt aus ihrem Erfahrungs­schatz parat?

Sie sollen bei sich bleiben. Eine Heim-wm kann beflügeln, aber auch belasten. Sie müssen sich auf sich konzentrie­ren und nicht versuchen, in Oberhof irgendetwa­s anders zu machen als bei vorherigen Weltcups. Denise ist erfahren und

weiß, wie sie sich auf Großereign­isse vorbereite­t. Und Vanessa Voigt schätze ich als relativ cool ein.

Sie sind Teil der Talkreihe „Helden des Biathlons“und treten am 13. Februar in Ilmenau auf. Sie gelten als stille, aber sehr aktive Heldin.

Wer mich kennt, weiß, dass ich lieber in der zweiten Reihe stehe und das Rampenlich­t nicht brauche. Ich bin viel im Ehrenamt unterwegs und engagiere mich für den Sport. Während der WM unterstütz­e ich meinen Mann. Mario ist Sachgebiet­sleiter der Kampfricht­er, ich bin seine rechte Hand bei der Koordinier­ung der Einsätze. Wenn ein Kampfricht­er ausfällt, müssen wir für Ersatz sorgen. Zur Not kann ich selbst einspringe­n.

Im Talk werden Sie auf Ihre eigene Karriere zurückblic­ken und analysiere­n die aktuellen Rennen. Sind Sie eigentlich eine harte Kritikerin?

Ich würde mich nicht zu den harten Kritikerin­nen zählen wollen. Ich sehe immer das gesamte Paket und die Gründe, warum es gut oder warum es vielleicht nicht so gut gelaufen ist. Man muss Laufen und Schießen zusammenbr­ingen. Das Material muss passen. Und man braucht auch eine gehörige Portion Glück.

Welche Erwartung haben Sie an die zweite Biathlon-wm in Oberhof?

Ich würde mich über faire und spannende Wettkämpfe, stabiles Wetter und natürlich die ein oder andere Medaille für Deutschlan­d freuen. Es ist super, dass die Fans wieder dabei sind. Biathlon ohne Zuschauer ist nur ein halbes Event. Der Sport lebt von den Fans, die Sportler leben für und von den Fans. Mich hat das unglaublic­h gepusht. Das wünsche ich den Sportlern von heute auch.

 ?? S. FROMM ?? Glücksmome­nt: Im Februar 2004 läuft Katrin Apel in Oberhof zu Wm-silber im Massenstar­t.
S. FROMM Glücksmome­nt: Im Februar 2004 läuft Katrin Apel in Oberhof zu Wm-silber im Massenstar­t.
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