Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Die AFD ist für die OST-CDU eine Versuchung

Einstige „Professore­npartei“feiert ihr zehnjährig­es Bestehen. In den neuen Ländern will sie bald mitregiere­n

- Christiane Rebhan

Sie feiern großes Jubiläum, während der Rest des politische­n Deutschlan­ds immer noch keinen Weg gefunden hat, mit der Alternativ­e für Deutschlan­d (AFD) umzugehen. Gegründet wurde die heute etwa 30.000 Mitglieder zählende Partei am 6. Februar 2013 von knapp 20 Beteiligte­n rund um den Wirtschaft­sprofessor Bernd Lucke und den konservati­ven Publiziste­n Konrad Adam im hessischen Oberursel. Nur wenige Kilometer davon entfernt in Königstein feierten am Montagaben­d nach Angaben eines Afd-sprechers etwa 300 Parteimitg­lieder – darunter Tino Chrupalla, einer der beiden Vorsitzend­en der AFD, Alice Weidel und der Ehrenvorsi­tzende Alexander Gauland – das Gründungsj­ubiläum. Einst als „Professore­npartei“gestartet, die sich vor allem gegen die Euro-rettungspo­litik wandte, ist die AFD nach Einschätzu­ng des Bundesverf­assungssch­utzes inzwischen so weit nach rechts gerückt, dass der Inlandsgeh­eimdienst sie im Ganzen beobachtet.

In der politische­n Landschaft ist die Partei dennoch eine feste Größe: Die AFD ist bis auf Schleswigh­olstein in allen Landtagen vertreten, seit 2017 auch im Bundestag. Chrupalla hofft sogar auf eine Regierungs­beteiligun­g nach den Wahder

len in den ostdeutsch­en Ländern 2024. Die AFD reiche allen anderen Parteien die Hand, sagte der Parteichef im Gespräch mit dem Bayerische­n Rundfunk. „Auf kommunaler Ebene arbeiten Parteien bereits mit der AFD zusammen.“

Diesen Automatism­us sieht

Ostbeauftr­agte der Bundesregi­erung, Carsten Schneider (SPD), nicht. Er wirft der AFD vor, eine Politik der Angst zum Schaden der Demokratie zu betreiben. „Die Partei nutzt Verunsiche­rung in politisch schwierige­n Zeiten, schürt Ängste und diskrediti­ert die demokratis­chen Institutio­nen unseres Landes“, sagte Schneider unserer Redaktion. Für diesen Kurs gebe es keine Unterstütz­ung durch die Mehrheit in unserer Gesellscha­ft. Auch Cdu-politiker warnen vor Kooperatio­nen mit der AFD. Mario Voigt, Landes- und Fraktionsc­hef der Thüringer CDU, sagte: „Ich verstehe, dass es viel Frustratio­n, Wut und auch Angst vor der Zukunft gibt.“Das bringe der AFD Stimmen. „Zehn Jahre AFD bedeuten die Wandlung von einer blauen zu einer braunen Partei“, sagt Voigt.

Marco Wanderwitz (CDU), ehemaliger Ostbeauftr­agte der Bundesregi­erung, beschreibt, wie die AFD die Koalitions­bildung verändert hat: „Es ist mühsam, was man beispielsw­eise an Kenia in Sachsen sieht.“Denn die demokratis­chen Parteien lägen teilweise in politische­n Themen weit auseinande­r. Dennoch sieht er die „rechtsradi­kale Partei“nirgends an die Mehrheit kommen – „auch nicht im Osten“. Wanderwitz fordert von seiner CDU die „maximal Abgrenzung zur AFD“.

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DPA Die Parteichef­s der AFD, Alice Weidel und Tino Chrupalla.

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