Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Zu teuer für den großen Durchbruch

Fachleute sehen im 49-Euro-ticket keinen Impuls für Verkehrswe­nde

- Miguel Sanches

Das Deutschlan­dticket kommt. Es wird 49 Euro kosten und zum 1. Mai starten. Zwei Vorteile liegen auf der Hand: der Festpreis und die bundesweit einheitlic­he Tarifstruk­tur im öffentlich­en Nahverkehr (ÖPNV). Aber leitet das Ticket auch eine Verkehrswe­nde ein?

Für Andreas Knie vom Wissenscha­ftszentrum Berlin sind 49 Euro schlicht zu teuer, „um wirklich einen großen Durchbruch zu schaffen“. Das gelte in jedem Fall für Haushalte mit geringem Einkommen. „Unsere Forschunge­n haben ergeben, dass 29 Euro für einen Monat ein Preis wäre, bei dem die allermeist­en Verkäufe zu erwarten wären“, verriet er dem „Science Media Center“. Das hat viel mit den Erfahrunge­n mit dem 9-Euro-ticket während der Corona-pandemie zu tun. Einerseits hat es die Sicht auf den ÖPNV verändert. Busse und Bahnen sind in aller Munde. Anderersei­ts würden die Angebote und Tarifbedin­gungen „kritischer gesehen“, so der Wissenscha­ftler.

Der Preis schließe Gelegenhei­tsund Impulskäuf­er aus, sagt der Verkehrswi­ssenschaft­ler Jan Schlüter von der Hochschule für Angewandte Wissenscha­ft und Kunst in Holzminden. Ein spontaner Kauf für einen Monat sei unmöglich, weil das Ticket nur im Abonnement erhältlich sein soll. Es soll personalis­iert sein und sei damit nicht übertragba­r. Entspreche­nd sei mit einer geringeren Nachfrage als beim 9Euro-ticket zu rechnen, so Schlüter. Gernot Liedtke, Verkehrsex­perte der TU Berlin, geht davon aus, „dass praktisch alle bisherigen Zeitkarten­besitzer auf das 49-Euro-ticket wechseln werden“. Andere, die den ÖPNV einige Male pro Monat nutzten, würden „von Einzeltick­ets auf das 49-Euro-ticket wechseln und danach häufiger das Auto stehen lassen“. Hier finde die hauptsächl­iche Entlastung­swirkung zugunsten des Klimaschut­zes statt.

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WEIßBROD / DPA Auf den ÖPNV umsteigen? Ja, aber nicht für 49 Euro.

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