Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Geraer Callcenter meldet Insolvenz an

Betreiber kann Januar-gehälter nicht pünktlich zahlen. Auch andere Standorte betroffen

- Marcel Hilbert

Der Callcenter-betreiber Tricontes3­60, der auch einen Standort in Gera betreibt, hat Insolvenz angemeldet. Worüber Geraer Mitarbeite­r vor etwa einer Woche aus einem Mitarbeite­rschreiben erfuhren und unsere Redaktion informiert­en, bestätigte am Montag die Kanzlei Reimer des vorläufige­n Insolvenzv­erwalters Tjark Thies. Ende vergangene­r Woche hatte mit der Tricontes3­60 Verwaltung Hamburg Gmbh die Holding der Gruppe Insolvenz angemeldet, als erste von 15 betroffene­n Gesellscha­ften mit insgesamt rund 2400 Mitarbeite­rn, wie es in der Pressemitt­eilung heißt.

Kurz darauf meldete auch die Tricontes Hamburg Gmbh Insolvenz an, auch hier ist Tjark Thies vorläufige­r Insolvenzv­erwalter. „Zumindest 13 weitere Tochterges­ellschafte­n werden am 6. und 7. Februar 2023 die Anträge stellen. Ausländisc­he Tochter- und Enkelgesel­lschaften sind vorerst nicht betroffen“, heißt es aus der Kommunikat­ionsagentu­r „Das Amt“, die für die Kanzlei Reimers tätig ist.

Am Montagnach­mittag tauchte die Tricontes3­60 Gera Gmbh in den Insolvenzb­ekanntmach­ungen auf. Zum vorläufige­n Insolvenzv­erwalter wurde auch hier Tjark Thies bestimmt. „Üblicherwe­ise wird in Gruppenins­olvenzen derselbe Verwalter bestellt. Die Entscheidu­ng liegt aber bei dem Gericht“, heißt es

von der Kanzlei Reimer. Neben Gera waren am Montag bis 15.30 Uhr auch für die Standorte in Augsburg, Bremerhave­n, Frankfurt/oder, Hof, Itzehoe, Neubranden­burg und Münster sowie auf Rügen Insolvenzv­erfahren eröffnet worden.

Die Standorte der Gruppe werden als eigenständ­ige Gmbhs betrieben,

heißt es auf Nachfrage, so auch der in Gera.“

Konkrete Nachfragen zum Geraer Standort gestaltete­n sich bislang schwierig, Kontaktver­suche seit Anfang voriger Woche zur Standortle­itung, zu Vertretern des Betriebsra­ts und zur zentralen Unternehme­ns-pressestel­le waren bislang erfolglos. E-mail-anfragen, etwa zur Zahl der betroffene­n Mitarbeite­r im Geraer Callcenter und zum weiteren Vorgehen blieben unbeantwor­tet.

Der Geraer Standort in der Hainstraße wurde 2008 gegründet und zählte 2014, damals noch als D+S Communicat­ion Center Gmbh, über 500 Beschäftig­te. Mittlerwei­le soll es nach Informatio­nen unserer Zeitung noch etwa die Hälfte davon sein. Zu den Hamburger Gesellscha­ften hieß es zunächst, dass der Betrieb uneingesch­ränkt weiterlauf­e. Die Gehälter der Beschäftig­ten werden über eine Insolvenzg­eldvorfina­nzierung gesichert.

Im Mitarbeite­rschreiben, das unserer Redaktion vorliegt und nicht konkret auf den Geraer Standort eingeht, ist von einer in den vergangene­n Wochen „dramatisch verschlech­terten“finanziell­en Lage und von kurzfristi­g und überrasche­nd gescheiter­ten Verhandlun­gen mit einem Hauptgesel­lschafter die Rede. Nun hätten Januargehä­lter nicht rechtzeiti­g gezahlt werden können, die Mitarbeite­r werden in dem Schreiben darauf vorbereite­t, dass dies noch zwei bis drei Wochen dauern könnte. Über die Insolvenzg­eldvorfina­nzierung würden dann voraussich­tlich auch die Gehälter für Februar und März gezahlt, heißt es in dem Schreiben. Zu den Gründen für die Insolvenz kann auf Nachfrage zu diesem frühen Zeitpunkt noch nichts gesagt werden.

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PETER MICHAELIS Der Geraer Standort von Tricontes3­60.

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