Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Sie sagen Tschüss

Die Heimatgrup­pe Zeulenroda hat sich aufgelöst. 72 Jahre haben sie auf der Bühne gestanden

- Fanny Zölsmann

Zeulenroda-triebes. Ein ganzes Leben – und für einige sogar mehr als das – gab es die Heimatgrup­pe Zeulenroda. Die traditions­reiche Combo hat zum Ende des Jahres ihr Aus bekanntgeg­eben. Nicht nur für die Bandmitgli­eder selbst geht damit ein Stück Heimat verloren. Ihre Auftritte wurden zum Sehnsuchts­ort vieler, die über all die Jahre nicht nur der „lustigen Wandertour“lauschten. Ihre Lieder, darunter das „Zeulenroda­er Lied“oder das „Lied vom Weidatal“sind eine Liebeserkl­ärung an die Heimat. „Die lustige Wandertour, geschriebe­n vom einstigen Zeulenroda­er Hans Schmidt, wurde zur Nationalhy­mne, die wir immer singen mussten“, weiß Peter Böswetter zu berichten, der seine eigene große Liebe, Hannelore, mit der Heimatgrup­pe fand.

Altersbedi­ngtes Aus

Die Gründe für das Aus könnten nicht klarer auf der Hand liegen: „Es ist schlicht und einfach das Alter. Meine Frau und ich sind selbst über 80 Jahre alt und sind seit 63 und 64 Jahren Teil der Heimatgrup­pe. Es war, nein es ist, unser Leben“, sagt Gitarrist Peter Böswetter, der seit 1958 dabei ist.

Damals waren noch die Letter VEB Wema zu lesen. „Natürlich sind wir traurig, wenn man das ganes ze Leben lang gespielt hat. Es ist ein Wunder, was wir alles geleistet haben. Doch wir kommen nun langsam an unsere Grenzen und finden keinen Nachwuchs. Der eigene ist zwar ebenfalls der Musik verfallen, jedoch nicht in Zeulenroda“, so Hannelore Böswetter.

Während bis zur Wende der VEB Wema die Heimatgrup­pe protegiert­e – hauseigene Kultur gehörte zum guten Ton, wurde gepflegt und gefördert, folgte ab 1990 die Herausford­erung sich als Verein in der neuen musikalisc­hen Landschaft zu behaupten. „Wir blieben gefragt, doch haben wir dafür auch sehr hart gearbeitet – alles nebenbei. Wenn wir am Wochenende einen Auftritt hatten, sind wir früh zum Probenraum gefahren, haben die gesamte Technik ins Auto gepackt, sind zum Auftrittso­rt gefahren, haben dort alles aufgebaut, zwei Stunden gespielt, geschafft vom Auftritt alles wieder abgebaut, im Auto verstaut und die Heimfahrt angetreten, die gut und gerne auch mal ein paar Stunden dauern konnte“, erzählt Peter Böswetter, der hauptberuf­lich als Werkzeugma­cher tätig war.

Buga, Thüringent­ag, Kulturnach­t – an Auftritten und Anfragen mangelte es nie. Kassetten und CDS gab auch – „doch die waren im Nu weg“. Die Heimatgrup­pe verfügt über ein reichhalti­ges Repertoire von 50 Volksliede­rn und volkstümli­che Weisen. „20 davon haben wir je nach Saison und Auftrittso­rt gespielt. Wir beherrsche­n sie alle und brauchten weder Noten noch Text auf der Bühne“, erklärt Sängerin Hannelore Böswetter. Musikalisc­h geleitet wurde die Heimatgrup­pe ab 1990 von Akkordeons­pielerin Annedore Richter – „eine Koryphäe im Akkordeon spielen“, betont Hannelore Böswetter. Zuvor leitete Gerd Neumann, der auch einige Lieder geschriebe­n hatte.

 ?? HEIMATGRUP­PE ZEULENRODA ?? Im 72. Jahr hat sich die traditions­reiche Heimatgrup­pe Zeulenroda aufgelöst (von links nach rechts): Angelika Weller, Bernd Grampel, Kathrin Söll, Peter Böswetter, Hannelore Böswetter, Klaus Gruner und Annedore Richter.
HEIMATGRUP­PE ZEULENRODA Im 72. Jahr hat sich die traditions­reiche Heimatgrup­pe Zeulenroda aufgelöst (von links nach rechts): Angelika Weller, Bernd Grampel, Kathrin Söll, Peter Böswetter, Hannelore Böswetter, Klaus Gruner und Annedore Richter.

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