Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
Callcenter-dienstleister meldet Insolvenz an
Nach der Holding haben am Montag mehrere Tochtergesellschaften Insolvenz angemeldet, darunter auch die Geraer
Der Callcenter-betreiber Tricontes360, der auch einen Standort in Gera betreibt, hat Insolvenz angemeldet. Worüber Geraer Mitarbeiter vor etwa einer Woche aus einem Mitarbeiterschreiben erfuhren und unsere Redaktion informierten, bestätigte am Montag die Kanzlei Reimer des vorläufigen Insolvenzverwalters Tjark Thies.
Ende vergangener Woche hatte mit der Tricontes360 Verwaltung Hamburg Gmbh die Holding der Gruppe Insolvenz angemeldet, als erste von 15 betroffenen Gesellschaften mit insgesamt rund 2400 Mitarbeitern, wie es in der Pressemitteilung heißt.
Bislang keine Rückmeldung zum Geraer Standort
Kurz darauf meldete auch die Tricontes Hamburg Gmbh Insolvenz an, auch hier ist Tjark Thies vorläufiger Insolvenzverwalter. „Zumindest 13 weitere Tochtergesellschaften werden am 6. und 7. Februar 2023 die Anträge stellen. Ausländische Tochter- und Enkelgesellschaften sind vorerst nicht betroffen“, heißt es aus der Kommunikationsagentur „Das Amt“, die für die Kanzlei Reimers tätig ist.
Am Montagnachmittag tauchte die Tricontes360 Gera Gmbh in den Insolvenzbekanntmachungen auf. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde auch hier Tjark Thies
bestimmt. „Üblicherweise wird in Gruppeninsolvenzen derselbe Verwalter bestellt. Die Entscheidung liegt aber bei dem Gericht“, heißt es von der Kanzlei Reimer. Neben Gera waren am Montag bis 15.30 Uhr auch für die Standorte in Augsburg, Bremerhaven, Frankfurt/oder, Hof, Itzehoe, Neubrandenburg und Münster sowie auf Rügen Insolvenzverfahren eröffnet worden.
Die Standorte der Gruppe werden als eigenständige Gmbhs betrieben, heißt es auf Nachfrage, so auch der in Gera.“
Konkrete Nachfragen zum Geraer Standort gestalteten sich bislang schwierig, Kontaktversuche seit Anfang voriger Woche zur Standortleitung, zu Vertretern des Betriebsrats und zur zentralen Unternehmenspressestelle waren bislang erfolglos. E-mail-anfragen, etwa zur Zahl der betroffenen Mitarbeiter im Geraer Callcenter und zum weiteren Vorgehen blieben unbeantwortet.
Der Geraer Standort in der Hainstraße wurde 2008 gegründet und zählte 2014, damals noch als D+S communication center Gmbh, über 500 Beschäftigte. Mittlerweile soll es nach Informationen unserer Zeitung noch etwa die Hälfte davon sein.
Zu den Hamburger Gesellschaften hieß es zunächst, dass der Betrieb uneingeschränkt weiterlaufe. Die Gehälter der Beschäftigten werden über eine Insolvenzgeldvorfinanzierung gesichert. Im Mitarbeiterschreiben, das unserer Redaktion vorliegt und nicht konkret auf den Geraer Standort eingeht, ist von einer in den vergangenen Wochen „dramatisch verschlechterten“finanziellen Lage und von kurzfristig und überraschend gescheiterten Verhandlungen mit einem Hauptgesellschafter die Rede. Nun hätten Januargehälter nicht rechtzeitig gezahlt werden können, die Mitarbeiter werden in dem Schreiben darauf vorbereitet, dass dies noch zwei bis drei Wochen dauern könnte. Über die Insolvenzgeldvorfinanzierung würden dann voraussichtlich auch die Gehälter für Februar und März gezahlt, heißt es in dem Schreiben.
Zu den Gründen für die Insolvenz kann auf Nachfrage zu diesem frühen Zeitpunkt noch nichts gesagt werden. Tjark Thies analysiere derzeit mit einem Spezialistenteam seiner Kanzlei die Lage und die Perspektiven der Unternehmen.
Beraten werde die insolvente Gesellschaft von Helge Hirschberger von der Kanzlei Möhrle Happ Luther. „Unser Ziel ist es, die Unternehmen kurzfristig zu stabilisieren, die überaus motivierten und loyalen Beschäftigten sowie die exzellenten Kunden mitzunehmen und allen Beteiligten zu signalisieren, dass die Insolvenz eine große Chance darstellt, das Unternehmen langfristig zu erhalten“, so Thies. Und Hirschberger ergänzt: „Wir beraten tricontes360 bereits seit längerer Zeit. Nach meinem Eindruck ist tricontes360 ein innovatives und zukunftsfähiges Unternehmen in einer extrem kompetitiven Branche. Einer Sanierung sehe ich mit großer Zuversicht entgegen.“