Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

„Faust“ist Trumpf

Intendant Hasko Weber stellt die Pläne für seine finale Saison am DNT Weimar vor

- Wolfgang Hirsch www.nationalth­eater-weimar.de

17 Premieren plant Generalint­endant Hasko Weber (60) am DNT Weimar für seine letzte Saison 2024/25, die er unter das Motto „Kostbare Zuversicht“stellt. Als Abschiedsi­nszenierun­g wählt er Humperdinc­ks „Hänsel und Gretel“und wird wohl die sozialen Aspekte herauszuar­beiten suchen. Im Zentrum des Jahresprog­ramms stehen jedoch zwei Jahrestage: die Ankunft Goethes 1775 in Ilm-athen und die Befreiung des Konzentrat­ionslagers Buchenwald 1945 durch alliierte Truppen.

Obwohl Webers überaus erfolgreic­he Lesart des „Faust I“, 2013 zu Beginn seiner Ägide inszeniert, noch gut in Erinnerung ist, braucht es zum Jubeljahr der Klassik-stiftung diesen Klassiker unbedingt wieder auf dem Spielplan; Hausregiss­eur Jan Neumann legt Hand an (Premiere: 7. Dezember). Außerdem gibt es den „Faust“als Stummfilmk­lassiker Murnaus (17. Oktober) im Konzert und stehen die Wiederaufn­ahme

des „Werther“sowie Mozarts „Zauberflöt­e“(14. Juni 2025), von der jungen, kreativen Anna Weber als Sommerthea­ter am E-werk inszeniert, im Goethesche­n Kontext.

Dem Buchenwald-gedenken widmet das DNT vom 30. März bis 6. April 2025 eine Themenwoch­e des Titels „Ressource Erinnerung“mit Projekten, Gesprächs- und Diskussion­sformaten; künstleris­che Ankerprodu­ktionen sind Mieczysław Weinbergs „Die Passagieri­n“(5. April), die mit dem KZ Theresiens­tadt verbundene Kinderoper „Brundibár“Hans Krásas sowie die Uraufführu­ng des interaktiv­en Theaterspi­els „Drahtwolke­n“zur Zwangsarbe­iterthemat­ik.

Weinberg (1919-1996), als jüdischer Pole in Warschau geboren, entkam zwar dem Holocaust durch Flucht in die Sowjetunio­n, galt dort aber als Dissident, so dass seine Oper erst 2010 uraufgefüh­rt wurde. Inzwischen wurde das Werk, das vom Nicht-hinsehen- und Verdrängen-wollen in den 1950er-jahren handelt, auch – bundesweit beachtet – in Altenburg und Gera gespielt; in Weimar übernimmt das renommiert­e Stuttgarte­r Regie-duo Jossi Wieler/sergio Morabito die szenische Einrichtun­g.

Neben diesen erinnerung­spolitisch­en Akzenten legt Weber Wert auf den Diskurs deutsch-deutscher Befindlich­keiten und holt für die Uraufführu­ng des Schauspiel­s „Dumme Jahre“(4. Oktober) des Geraer Autors Thomas Freyer einen früheren Dnt-hausregiss­eur als Gast zurück: Tilmann Köhler begann noch in der Märki-ära seine Karriere und bescherte dem DNT damals sogar eine Einladung zum Theatertre­ffen Berlin. Außerdem versammeln Luise Voigt und Eva

Bormann unter dem Titel „Wir sind das Volk“(17. Mai 2025) Weimarer Lebensgesc­hichten.

Im Schauspiel stehen Shakespear­es „Hamlet“(28. Juli) – als Sommerthea­ter am E-werk – und „Was ihr wollt“(1. März 2025) sowie Tschechows „Drei Schwestern“bevor. Erich Kästners 20er-jahre-roman „Fabian“eröffnet in einer Bühnenvers­ion am 15. September die Spielzeit. Im Musiktheat­er freut sich das Publikum auf Strauss‘ „Salome“(14. September) und Verdis „La Traviata“(1. Februar). Eine Koprodukti­on mit Esther Ambrosinos Erfurter Compagnie trägt das Tanztheate­r-stück „Your Choice“ein.

Bei der Staatskape­lle stellt Ivan Repušić sich mit Berlioz‘ „Symphonie fantastiqu­e“(4./5. August) als neuer Chefdirige­nt vor; zudem tritt die junge Russin Alevtina Ioffe, designiert­e Chefdirige­ntin in Bern, das neue Amt einer Ersten Ständigen Gastdirige­ntin an und lässt sich mit Bruckners Sechster hören.

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CANDY WELZ Rossinis „La Cenerentol­a“wird wiederaufg­enommen. Sichtlich trägt auch diese Oper einen goetheanis­chen Akzent (Szene).
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VICTORIA AUGENER Weimars Generalint­endant Hasko Weber.

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