Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
Zwei fast verhungerte Hunde gerettet
Kira und Luna waren so abgemagert, dass ihnen der Tod drohte. Es ist nicht der erste Tierquäler-fall in diesem Jahr
„Was ist denn nur mit den Menschen los?“: Die Greizer Tierheimleiterin Elke Becker ist sichtlich sauer und wütend. Und sie hat einen guten Grund dazu, besser gesagt: zwei Gründe. Sie hören auf die Namen Luna und Kira und sind die zwei neusten Zugänge im Greizer Tierheim.
Doch sie sind natürlich nicht die Ursache für Beckers Wut. Die ist vielmehr in den Umständen begründet, aus denen die beiden Hunde in Greiz gerettet werden mussten. „Polizei und Veterinäramt haben uns gerufen“, erinnert sich die Tierheimleiterin. Als man am betreffenden Gebäude ankam, stellte man schnell fest, dass „es völlig unaufgeräumt war“, wie Becker diplomatisch sagt. Doch viel schlimmer war der Zustand, in dem man die beiden Vierbeiner vorfand.
Besitzer lebte schon seit Monaten nicht mehr im Haus
Zuerst kam ihr Luna entgegen: „Sie hatte völlig vereiterte Augen, war total ausgehungert und abgemagert. Auch ihre Zähne haben eine Fehlstellung, weswegen sie sich immer selbst verletzt“. Sechs Jahre ist die französische Bulldogge alt, ihr Zustand war so erbärmlich, dass man sie sofort ins Tierheim schaffte und begann sie aufzupäppeln.
Da wussten Elke Becker und ihr Team noch nicht, dass Lunas Mischlings-tochter Kira, die zuvor noch in einem der Räume eingesperrt war, noch viel ärger dran war. „Bei ihr war es noch viel schlimmer. Sie war völlig dehydriert, komplett ausgehungert.“Für die Tierheimleiterin steht fest: „Nur noch ein paar Tage und beide wären tot gewesen“. Beide hätten ein völliges Bild des Jammers geboten, von dem sie sich im Tierheim nun langsam erholen.
Richtig wütend wurde sie dann aber, als sich herausstellte, dass die Eigentümerin der Hunde gar nicht mehr im Haus lebte und sich auf jemanden verließ, der sie versorgen sollte – was jedoch offensichtlich nicht klappte. „Sie ist seit Dezember aus dem Haus raus und hat die Hunde einfach dort gelassen.“Auch wenn sie weiß, dass eine schwierige Familiengeschichte hinter dem Tierdrama steckt, für die Tierfreundin steht fest: „Entschuldigen kann man das nicht. Wenn ich einen Hund habe, kann ich doch nicht einfach ausziehen und mich auf Dritte verlassen. Wenn ich gehe, geht der Hund mit.“
Zumal es Hilfe gibt, wie sie betont: „Wir sind doch im Tierheim die Letzten, die in solchen Fällen keine Unterstützung leisten, wenn man uns fragt. Wir sind da für die Tiere
und man muss uns nur kontaktieren – auch in schweren Situationen.“Es lasse sich immer eine Lösung, auch zum Wohl des Tieres, finden. Sorge bereitet Elke Becker auch, dass die Fälle, in denen Tiere einfach zurückgelassen werden, zuzunehmen scheinen. „Sonst haben wir im Jahr vielleicht ein, zwei. Jetzt sind wir erst im April und haben schon drei. Wo soll das hinführen?“Sie erinnert sich an einen Fall in Ronneburg, in dem eine amerikanische Bulldogge einfach im leeren Haus zurückgelassen wurde, während
der Eigentümer umzog. Auch in Zeulenroda sei in diesem Jahr ähnliches passiert.
„Ich mache mir langsam Sorgen um die Tiere, die können sich nicht wehren oder selbst helfen. Wenn ich Probleme habe, schaffe ich mir doch kein Tier an und lasse es dann im Stich“, ist sie immer noch empört über die Erlebnisse.
Zumindest für Luna und Kira hat die Sache nun aber ein erstes Happy End. Während die jüngere Kira zwar schon zugenommen hat, aber noch „fremdelt“und sich mit der
Eingewöhnung etwas schwer tut, ist Luna trotz ihrer Erkrankungen bereits wieder ein verspielter Vierbeiner, der auch den Reporter zutraulich empfängt. Sie sollen jetzt im Tierheim wieder zu Kräften kommen und auch noch einmal vom Tierarzt untersucht werden. Ob eventuell Operationen anstehen, weiß man noch nicht. Dann hofft man, die beiden Hunde in liebende Hände abzugeben, bei denen sie es besser haben als vorher. Verdient hätten es die beiden Hunde auf jeden Fall.