Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
Ein Leben für den Tanz
Der Greizer Tanzlehrer Genadij Skorbogatovas erlebte zu seinem 65. Geburtstag eine ganz besondere Überraschung seiner Schülerinnen und Schüler
Greiz. „Schon beim Tanztraining mit unseren Jugendlichen habe ich gespürt, dass heute irgendetwas anders ist“, gestand Genadij Skorbogatovas, Chef der Greizer Tanzklassen von Tanz(un)art, lachend, als er anlässlich seines 65. Geburtstages eine große Überraschung erlebte.
Während er im Ballettsaal die jugendlichen Tänzerinnen unterrichtete, positionierten sich draußen vor der Tür 18 der insgesamt 20 Frauen und einen Mann zählenden Tanzgruppe der Erwachsenen. „Wir haben im Fundus die etwa zehn Jahre alten Kostüme unseres damals zur Tanzgala aufgeführten Holländischen Tanzes entdeckt und wollen heute unserem Genadij mit diesem Tanz gratulieren“, sagte Cornelia Kiesewetter flüsternd, die maßgeblichen Anteil an der Vorbereitung hatte.
Das alles hat funktioniert: Endlich öffneten sich nach dem Trainingsende die Türen und die Frauen und der einzige Tänzer, Thomas Hübner, setzten gemeinsam mit den jugendlichen Tänzerinnen zum Gratulationsreigen an. Die Freude darüber war dem Tanzlehrer anzusehen: „Ihr gebt mir die Kraft für diese Aufgabe und das ist das allerwichtigste“, bedankte er sich. „Ich bin sehr glücklich in Greiz tätig zu sein, kann hier alle meine Erfahrungen eins zu eins umsetzen, vor allem auch als Choreograf. Wenn ich im Ballettsaal stehe, fühle ich mich genauso jung wie meine Schüler“, schwärmte Genadij Skorbogatovas von seiner Arbeitsstätte.
Tänzer bewundern seine Geduld
„Der Holländische Tanz war der erste, mit dem sich unsere Erwachsenengruppe öffentlich auf der Bühne zeigte“, erzählte die Tänzerin Cornelia Kiesewetter. „Sie besteht aus Tänzern, die früher schon mal getanzt haben oder auch neu hinzugekommen sind. Wir trainieren zweimal wöchentlich und das hält uns fit.“„Bei Genadij spürt man, dass er fürs Tanzen lebt. Wenn es um die Umsetzung seiner Choreografie geht, kämpft er wie ein Löwe, aber im guten Miteinander“, ergänzte Claudia Schlenther. „Ich bewundere immer wieder seine Geduld bei den Proben“, sagte Simone Schiefner, die, wie viele Eltern und Großeltern der jungen Tänzerinnen und Tänzer, etliche Jahre hinter der Bühne als Helferin engagiert anpackte und seit 2018 der aktiven Erwachsenentanzgruppe angehört.
Der Tanzlehrer, der Tanz(un)art nun seit 2007 führt, ist mit Herz und Seele dabei. „Ich gehöre seit dem
Jahr 2007 dazu und habe noch nie ein böses Wort von ihm gehört. Kritik äußert er ganz diplomatisch, beispielsweise mit den Worten ‚das sieht schon ganz gut aus‘. Wir wissen aber schon, dass wir noch einiges besser umsetzen müssen“, sagte schmunzelnd der Tänzer Thomas Hübner. Natürlich ließ es sich auch die Leiterin der Vogtlandhalle, Melanie Staege, nicht nehmen, dem Jubilar zu gratulieren und für die gute Zusammenarbeit zu danken.
Geboren ist der Jubilar in der aserbaidschanischen Stadt Sumgait. 1979 schloss er sein Studium an der Staatlichen Ballettschule des Landes als Bühnentänzer erfolgreich ab, bekam von 1979 bis 1981 ein Engagement an der Staatsoper in Baku und danach als Solotänzer an der litauischen Staatsoper, bis er 1992 am Geraer Theater ebenfalls als Solotänzer seine Erfüllung fand. Neben dieser Tätigkeit studierte er von 1996 bis 2000 Choreografie an der Berliner Hochschule „Ernst Busch“und war bereits ein Jahr später sogar als Ballettmeister, Choreograf und Trainingsmeister an diesem Thüringer Theater erfolgreich tätig. Seine Frau, Solotänzerin Gabriele Berlinghoff, war während dieser Zeit ebenfalls seine Partnerin auf der Bühne. Tochter Emma ist Rettungssanitäterin und hat auch bei ihm getanzt.
Ich bin sehr glücklich, in Greiz tätig zu sein, kann hier alle meine Erfahrungen eins zu eins umsetzen, vor allem auch als Choreograf. Wenn ich im Ballettsaal stehe, fühle ich mich genauso jung wie meine Schüler. Genadij Skorbogatovas Tanzlehrer
Nachfolge schon im Blick
„Ich bin Tänzer und kann ohne Bewegung nicht sein. Demzufolge kann ich auch nicht einfach so diesen Job an den Nagel hängen. Natürlich habe ich auch schon an meine Nachfolge gedacht und den Vorschlag unterbreitet, dass die Berliner Choreografin Elena Neumann in vielleicht einem Jahr Tanz(un)art weiterführen könnte. Uns verbindet seit vielen Jahren eine enge Zusammenarbeit, insbesondere hat sie die Choreografien fürs Weihnachtsmärchen federführend begleitet“, erklärte Genadij Skorbogatovas.