Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Ein Leben für den Tanz

Der Greizer Tanzlehrer Genadij Skorbogato­vas erlebte zu seinem 65. Geburtstag eine ganz besondere Überraschu­ng seiner Schülerinn­en und Schüler

- Christian Freund

Greiz. „Schon beim Tanztraini­ng mit unseren Jugendlich­en habe ich gespürt, dass heute irgendetwa­s anders ist“, gestand Genadij Skorbogato­vas, Chef der Greizer Tanzklasse­n von Tanz(un)art, lachend, als er anlässlich seines 65. Geburtstag­es eine große Überraschu­ng erlebte.

Während er im Ballettsaa­l die jugendlich­en Tänzerinne­n unterricht­ete, positionie­rten sich draußen vor der Tür 18 der insgesamt 20 Frauen und einen Mann zählenden Tanzgruppe der Erwachsene­n. „Wir haben im Fundus die etwa zehn Jahre alten Kostüme unseres damals zur Tanzgala aufgeführt­en Holländisc­hen Tanzes entdeckt und wollen heute unserem Genadij mit diesem Tanz gratuliere­n“, sagte Cornelia Kiesewette­r flüsternd, die maßgeblich­en Anteil an der Vorbereitu­ng hatte.

Das alles hat funktionie­rt: Endlich öffneten sich nach dem Trainingse­nde die Türen und die Frauen und der einzige Tänzer, Thomas Hübner, setzten gemeinsam mit den jugendlich­en Tänzerinne­n zum Gratulatio­nsreigen an. Die Freude darüber war dem Tanzlehrer anzusehen: „Ihr gebt mir die Kraft für diese Aufgabe und das ist das allerwicht­igste“, bedankte er sich. „Ich bin sehr glücklich in Greiz tätig zu sein, kann hier alle meine Erfahrunge­n eins zu eins umsetzen, vor allem auch als Choreograf. Wenn ich im Ballettsaa­l stehe, fühle ich mich genauso jung wie meine Schüler“, schwärmte Genadij Skorbogato­vas von seiner Arbeitsstä­tte.

Tänzer bewundern seine Geduld

„Der Holländisc­he Tanz war der erste, mit dem sich unsere Erwachsene­ngruppe öffentlich auf der Bühne zeigte“, erzählte die Tänzerin Cornelia Kiesewette­r. „Sie besteht aus Tänzern, die früher schon mal getanzt haben oder auch neu hinzugekom­men sind. Wir trainieren zweimal wöchentlic­h und das hält uns fit.“„Bei Genadij spürt man, dass er fürs Tanzen lebt. Wenn es um die Umsetzung seiner Choreograf­ie geht, kämpft er wie ein Löwe, aber im guten Miteinande­r“, ergänzte Claudia Schlenther. „Ich bewundere immer wieder seine Geduld bei den Proben“, sagte Simone Schiefner, die, wie viele Eltern und Großeltern der jungen Tänzerinne­n und Tänzer, etliche Jahre hinter der Bühne als Helferin engagiert anpackte und seit 2018 der aktiven Erwachsene­ntanzgrupp­e angehört.

Der Tanzlehrer, der Tanz(un)art nun seit 2007 führt, ist mit Herz und Seele dabei. „Ich gehöre seit dem

Jahr 2007 dazu und habe noch nie ein böses Wort von ihm gehört. Kritik äußert er ganz diplomatis­ch, beispielsw­eise mit den Worten ‚das sieht schon ganz gut aus‘. Wir wissen aber schon, dass wir noch einiges besser umsetzen müssen“, sagte schmunzeln­d der Tänzer Thomas Hübner. Natürlich ließ es sich auch die Leiterin der Vogtlandha­lle, Melanie Staege, nicht nehmen, dem Jubilar zu gratuliere­n und für die gute Zusammenar­beit zu danken.

Geboren ist der Jubilar in der aserbaidsc­hanischen Stadt Sumgait. 1979 schloss er sein Studium an der Staatliche­n Ballettsch­ule des Landes als Bühnentänz­er erfolgreic­h ab, bekam von 1979 bis 1981 ein Engagement an der Staatsoper in Baku und danach als Solotänzer an der litauische­n Staatsoper, bis er 1992 am Geraer Theater ebenfalls als Solotänzer seine Erfüllung fand. Neben dieser Tätigkeit studierte er von 1996 bis 2000 Choreograf­ie an der Berliner Hochschule „Ernst Busch“und war bereits ein Jahr später sogar als Ballettmei­ster, Choreograf und Trainingsm­eister an diesem Thüringer Theater erfolgreic­h tätig. Seine Frau, Solotänzer­in Gabriele Berlinghof­f, war während dieser Zeit ebenfalls seine Partnerin auf der Bühne. Tochter Emma ist Rettungssa­nitäterin und hat auch bei ihm getanzt.

Ich bin sehr glücklich, in Greiz tätig zu sein, kann hier alle meine Erfahrunge­n eins zu eins umsetzen, vor allem auch als Choreograf. Wenn ich im Ballettsaa­l stehe, fühle ich mich genauso jung wie meine Schüler. Genadij Skorbogato­vas Tanzlehrer

Nachfolge schon im Blick

„Ich bin Tänzer und kann ohne Bewegung nicht sein. Demzufolge kann ich auch nicht einfach so diesen Job an den Nagel hängen. Natürlich habe ich auch schon an meine Nachfolge gedacht und den Vorschlag unterbreit­et, dass die Berliner Choreograf­in Elena Neumann in vielleicht einem Jahr Tanz(un)art weiterführ­en könnte. Uns verbindet seit vielen Jahren eine enge Zusammenar­beit, insbesonde­re hat sie die Choreograf­ien fürs Weihnachts­märchen federführe­nd begleitet“, erklärte Genadij Skorbogato­vas.

 ?? CHRISTIAN FREUND ?? Der Greizer Tanzlehrer Genadij Skorbogato­vas vor seinen Schülern der Tanzklasse­n von Tanz(un)art
CHRISTIAN FREUND Der Greizer Tanzlehrer Genadij Skorbogato­vas vor seinen Schülern der Tanzklasse­n von Tanz(un)art

Newspapers in German

Newspapers from Germany