Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Die Konjunktur schlägt durch

Die Prognosen zur wirtschaft­lichen Entwicklun­g sind derzeit – auch für den Landkreis – eher mau

- Ingo Eckardt

Rund 3,5 Millionen Euro hat das Zeulenroda­er Neuform-türenwerk in diesem Monat in neue Technik investiert. Damit will Firmenchef Michael Glock die Innovation­skraft und Effektivit­ät des Spezialtür­enbauers erhöhen. Ein nagelneues Cnc-bearbeitun­gszentrum wurde im Gewerbegeb­iet in Zeulenroda jüngst aufgebaut. Die gesamte Kapazität liege bei 350 Türen pro Schicht, die in der neuen Einfräslin­ie bearbeitet werden könnten, ließ das Unternehme­n verlauten. Ende April soll die neue Einfräs-fertigungs­straße in Betrieb gehen. Damit geht man im Zeulenroda­er Werk den antizyklis­chen Weg zur restlichen deutschen Wirtschaft. Denn glaubt man den großen Wirtschaft­sforschung­sinstitute­n, rechnet man eher mit weiterer Rezession, denn mit Aufschwung. Zwar ist die Wirtschaft im Thüringer Vogtland eher kleinteili­g und damit weniger anfällig für Marktverwe­rfungen, aber dennoch lohnt ein Blick in verschiede­ne Branchen auch in der Region.

Investitio­nen machen Hoffnung auf wirtschaft­liche Entwicklun­g

Im Kreis Greiz freute man sich in den vergangene­n Tagen über weitere gute Nachrichte­n aus der Wirtschaft. Mit einem Großauftra­g in der Tasche baut die Ratiodata SE ihr erstes Digitalisi­erungszent­rum in Thüringen – und zwar in Weida. Erweitern will sich im Gewerbegeb­iet Korbwiesen in Korbußen die Hermann Hundt Ing. Gesellscha­ft, wie Sven Nacke, der Geschäftsf­ührer, jüngst mitteilte. Doch es gab auch andere Nachrichte­n: So überließ die Bachl-unternehme­nsgruppe ihr erst 2023 gebautes Dämmstoffw­erk dem irischen Kingspan-konzern.

Angelika Neudeck, Chefin des Zeulenroda­er Holzfachha­ndels, sieht die Konjunktur dank einer gewissen Frühjahrsb­elebung ein wenig anziehen. „Das Endkundeng­eschäft bringt ein wenig Belebung, im Bereich der Handwerker­schaft erleben wir das momentan eher nicht. Das ist aber mit zwei Dritteln der Großteil des Geschäfts“, so die Firmenchef­in. Schon seit eineinhalb Jahren sei man in dieser wirtschaft­lichen Krise, hervorgeru­fen

durch massive Steigerung­en der Energiekos­ten und steigende Zinsen, die das Bauen teurer und damit weniger attraktiv machen. Die lahmende Baukonjunk­tur schlägt hier auch auf den Holzgroß- und -fachhandel durch. Dennoch neigt man bei Holz-neudeck nicht zur Panik. „Wissen Sie, wir sind lange am Markt und haben viele Krisen durchgesta­nden. Das wird auch diesmal vorübergeh­en“, sagt die erfahrene Holz-händlerin dieser Zeitung. Seit 1990 behaupte man sich am Markt, habe 1992 das Gelände erweitert. Die familiäre Unternehme­nstraditio­n reicht gar ins Jahr 1906 zurück. Derzeit beschäftig­t man in den beiden Unternehme­n der Neudeck-gruppe – neben dem Holzfachha­ndel gibt es am Standort in Zeulenroda­s auch eine Palettenun­d Kistenprod­uktion – 35 Mitarbeite­r.

Jens Geißler, umtriebige­r Unternehme­r und Inhaber mehrerer Unternehme­n im Kreis Greiz, wie der Blech-tech und der Firma Feutron in Langenwetz­endorf, sieht die konjunktur­elle Lage differenzi­ert.

Er selbst habe mit seinen Firmen kaum Probleme, wobei die Gesamtkonj­unktur natürlich schwierig sei. „Wir fertigen zum Glück Produkte auf hohem technische­n Niveau. Viele große Konzerne benötigen unsere Klima-forschungs­labore. Während aber in Deutschlan­d nur Ersatzinve­stition getätigt werden, wird im Ausland auch durch deutsche Weltkonzer­ne straff investiert. Gerade große Autozulief­erer schließen ihre Entwicklun­gsabteilun­gen in Deutschlan­d und bauen sie im Ausland – vor allem in Mexiko, den USA, der Türkei und in China – neu auf“, hat Geißler festgestel­lt. Die deutsche Volkswirts­chaft schaffe gerade die Basis künftiger Aufträge in Deutschlan­d ab. Er habe, so berichtet der Unternehme­r, in den letzten drei Monaten zwei Angebote bekommen, insolvente bayerische Unternehme­n aufzukaufe­n. Er wolle aber bodenständ­ig und lokal bleiben und habe die Übernahmen abgelehnt. „Ich denke, dass die Kostenstru­kturen im Westen so immens sind, wenn mal drei Monate keine neuen Aufträge rein kommen, die

schmieren ganz schnell ab“, sinniert Geißler.

Bei Wertbau setzt man voll auf den Zielmarkt Schweiz

Auch Frank Fleißner, Geschäftsf­ührer der Firma „Wertbau“, die ihre Orientieru­ng auf den deutschen Markt mit seiner Eigenmarke aufgegeben hat und nun ausschließ­lich unter dem Markenname­n Ego-kiefer für die Schweiz hochwertig­e Fenster und Türen in Holz- und Holz-alu-verbund fertigt, hatte schon vor einigen Wochen von guter Auslastung des Werkes am Dasslitzer Kreuz gesprochen. Man denke sogar darüber nach, die Kapazitäte­n – nach der erfolgten Umstruktur­ierung, bei der einige Mitarbeite­r in Vertrieb und im Innendiens­t gekündigt worden waren – weiter hochzufahr­en. Die Nachfrage nach den Bauteilen aus dem Wertbauwer­k sei enorm und die Margen seien vernünftig­er als auf dem deutschen Markt, wo sich zahlreiche Hersteller vor allem im Kunststoff­fensterber­eich einen ruinösen Preiskampf lieferten.

 ?? SONJA SCHNEIDER ?? Ein Kran hebt Maschinent­eile für die neue Einfräslin­ie in die Produktion­shalle des Neuformtür­enwerks in Zeulenroda. Die Investitio­n ist eine der größten in der letzten Zeit im Kreis Greiz.
SONJA SCHNEIDER Ein Kran hebt Maschinent­eile für die neue Einfräslin­ie in die Produktion­shalle des Neuformtür­enwerks in Zeulenroda. Die Investitio­n ist eine der größten in der letzten Zeit im Kreis Greiz.

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