Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
Gastwirt dringend gesucht
Der neue Pächter der „Linde“in Langenwolschendorf könnte auch bei der Sanierung mitreden
Langenwolschendorf. Seit rund zehn Jahren steht das Gasthaus „Zur Linde“in Langenwolschendorf leer. So mancher Bürger freute sich über den gelungenen Kauf, doch dann fristete das Gebäude ein einsames Dasein und nichts geschah. Das soll sich nun ändern. Jedenfalls wenn es nach dem Ansinnen von Anton Bühler aus dem baden-württembergischen Schwäbisch-hall geht. Er verspricht am Gebäude mit der Gaststätte, dem Saal und dem dazugehörigen Anbau und den Räumen, in denen wohl schon einige Firmen eingezogen sind, Hand anzulegen.
Niedrige Gewerbesteuer lockte nach Ostthüringen
Für die Gaststätte sucht der Besitzer einen Betreiber. „Schön wäre es, wenn es gleich eine Familie wäre“, sagte er auf der Einwohnerversammlung am Mittwochabend in Langenwolschendorf vor rund 80 teilnehmenden Frauen und Männern jeder Altersklasse. Der Besitzer würde es begrüßen, wenn sich ein Wirtsehepaar finden würden, das Interesse daran hätte, die Gaststube zu einem Anziehungspunkt zu machen. Für sie würde dann auch eine Wohnung über der Gaststätte saniert werden, so der Sohn einer Bauernfamilie, der Wirtschaft studiert und im Vorstand einer Frankfurter Bank gearbeitet habe. 50 Hektar Fläche hätte er mit Photovoltaik belegt und über 200 Wohnungen gebaut, die zum großen Teil verkauft sind, berichtet er vor den Anwesenden. Den Weg nach Langenwolschendorf habe er über die niedrige Gewerbesteuer gefunden.
Die Gemeinde Langenwolschendorf hat im Jahr 2020 ihren Gewerbesteuersatz gesenkt. Das Land Thüringen regt einen Gewerbesteuersatz von rund 395 Prozent in ihren Kommunen an. Langenwolschendorf hat eine bedeutend niedrigere Gewerbesteuer. Die Gemeinde, auch gallisches Dorf oder Dorf der Unbeugsamen genannt, zieht dadurch zwar jede Menge Gewerbetreibende an, sie bekommt aufgrund der hohen Einnahmen aber keine finanzielle Unterstützung vom Land.
Fakt aber ist, Anton Bühler ist auf Langenwolschendorf exakt durch die niedrige Gewerbesteuer aufmerksam geworden. Er sprach beim Bürgermeister Gisbert Voigt (CDU)
vor. Der führte ihn durch den Ort und es habe Anton Bühler gefallen. Schließlich würde er auch aus einer Bauernfamilie stammen, wie er auf der Einwohnerversammlung erzählte. Auch das Sorgenkind, das Gasthaus mitten im Ort, mit dem gegenüberliegenden Parkplatz, blieb nicht unerwähnt. Am Ende kaufte Anton Bühler aus Schwäbisch Hall das komplette Gebäude mit dem Gasthaus, dem großen Saal und dem Anbau an das Objekt. Anfänglich wurden die Wohnungen im Anbau vermietet, doch schnell stellte sich heraus, dass hier etwas getan werden musste. Nun haben sich Firmen eingemietet.
Das Sorgenkind bleibt die Gaststätte im 850-Seelen-dorf. Anton
Bühler möchte auch hier bauen. Er sieht es aber als bedeutend besser an, wenn er die Gaststätte an der Bundesstraße 94 in Richtung Schleiz nach den Vorstellungen des Betreibers sanieren und umgestalten könnte. Die Suche nach einem Wirtsehepaar war bis zum jetzigen Zeitpunkt noch erfolglos und so entschlossen sich die Langenwolschendorfer jetzt an die Öffentlichkeit zu gehen. Flugs hatten sie ein Plakat gemalt und nutzten die Gelegenheit zur Einwohnerversammlung, sich für ein Foto alle um das Plakat zu scharen. Anton Bühler ist überzeugt, dass, wenn die Gemeinde ordentlich zusammenhält, die „Linde“wieder zum Ortsmittelpunkt werden könnte.