Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
Von der Wiese auf den Teller
Kräuterpädagogin Corina Hermann kennt Kräuter, die nicht nur gesund sondern auch lecker sind
Auf den vogtländischen Wiesen sprießt und blüht es gerade. Doch Gänseblümchen, Löwenzahn und Co. erfreuen nicht nur das Herz, sie sind auch richtig lecker und gesund. In der Ernährungsmedizin gelten Wiesenkräuter schon seit geraumer Zeit als Superfood. Doch das Wissen um die Kräuter, die da am Wegesrand wachsen, geht immer mehr verloren. Ja, sie werden oftmals als lästiges Unkraut abgestempelt. Das will Corina Hermann ändern. Schon als Kind ist sie mit ihren Eltern durch Wald und Flur gestreift und hat so ihre Liebe zu den Wildkräutern entdeckt. Als sie dann ihren Naturkosmetiksalon an ihre Tochter übergeben hat, kam der Entschluss, ihre Leidenschaft mit anderen zu teilen. So ließ sie sich im Erzgebirge an der „Gundermann-akademie“zur Kräuterpädagogin ausbilden.
Heilversprechen gibt es nicht
Mit kleinen Gruppen streift Corina Hermann mit ihren Kursteilnehmern über ganz normale Wiesen, wie sie im Vogtland noch zu finden sind. Viel kann man dann da entdecken, an dem man sonst oft achtlos vorübergeht. Da gibt es zum Beispiel den von Gärtnern meist hart bekämpften Giersch. Er schmeckt ein wenig nach Petersilie und man kann ihn gerade jetzt im Frühjahr, wo die Blätter noch zart sind, als Salat zubereiten.
Früher wurde er auch als Heilpflanze gegen die Gicht eingesetzt. Auch Vogelmiere, Schafgarbe und Brennnessel haben lukullisches Potenzial. So kann man aus der Brennnessel einen leckeren, eiweißreichen Spinat zubereiten, der voller Mineralien, wie Kalium, Eisen, Silicium, Kalzium und Magnesium steckt. Auch der Gundermann, mit seinen kleinen blauen Blüten, steckt voller Vitamine. Die Blätter, mit Schokolade überzogen, werden zur gesunden Knabberei.
Trotz der unumstrittenen vielfältigen Inhaltsstoffe der Wildkräuter, die sich positiv auf unseren Körper auswirken, werden auf den Wanderungen keine Heilversprechen gemacht. Es geht um den Genuss, den uns die Natur mit den unscheinbaren Pflanzen bietet.
Um Verwechslungen auszuschließen, konzentriert sich Corina Hermann auf die Kräuter, die unverwechselbare Merkmale haben und leicht wiederzuerkennen sind, wie der Spitzwegerich oder die Knoblauchrauke. „Doldenblütler sammeln
wir nicht auf den Wanderungen. Auch wenn ich den Wiesenkerbel kenne, zwischendrin kann auch mal Schierling stehen, und der ist giftig“, erklärt Corina Hermann. Dieser ist übrigens so giftig, dass man in der Antike zum Tode verurteilten den Schierlingsbecher zum Trinken gab. „Ich sage dann immer, ich zeige Euch das, aber wir nehmen es nicht mit“, erzählt sie.
Corina Hermann ist selbst überrascht, wie hoch die Resonanz auf die Wanderungen ist. So bekam sie kürzlich einen Brief aus Berlin, von einer älteren Dame, die den Flyer in Zeulenroda bei der Touristeninfo entdeckt hatte. Sie schrieb ihr, wie sie sich freue, dass sie dieses alte
Wissen weitergibt und bewahrt. „Oder ein Mann“, berichtet sie, „hat mich schon zweimal angerufen und mir gesagt, dass er bei ihr viel dazugelernt hat und die Kräuter tatsächlich wiedergefunden hat.“
Nach der circa 90-minütigen Wanderung wird geschlemmt. Gemeinsam werden dann die neu entdeckten Wild-delikatessen verkostet. Dafür wird von der Kräuterpädagogin liebevoll ein kleiner Imbiss vorbereitet. Da wird dann Kräuterbrot mit frischem Wiesenkräuterquark und Kräuterbutter und Wildsalat mit in Butter geschwenkten Löwenzahnknospen serviert. Immer der Jahreszeit entsprechend, immer selbstgemacht.
„Es ist einfach schön, wenn dann eine Sportgruppe, die bei mir war, alle Rezepte noch einmal selber macht“, freut sich Corina Hermann. So gibt sie auch alle verkosteten Rezepte den Kursteilnehmern mit. Eine Wanderung mit kleinem Imbiss kostet 20 Euro pro Person. Kinder bezahlen nur fünf Euro. Am 18. und 25. Mai kann man wieder mit Corina Hermann auf Entdeckertour gehen. Im Juli gibt es dann eine Sommertour über die Wiesen. Buchen kann man die Kräuter-exkursionen über die Touristinformation Zeulenroda. Wer es ganz individuell haben möchte, kann sich direkt per E-mail unter corina_hermann@web. de melden.