Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
Staunen an der Paketautobahn bei Amazon
Am Tag der Logistik erfahren unsere Zeitungsleser Spannendes auf einem Rundgang durch das riesige Logistikzentrum
Gera. „Ich hatte Glück“, erzählt Annett Bettermann. Am Dienstag habe sie kurzfristig eine Mail erhalten, dass sie eingeladen sei zum Leserklub-rundgang bei Amazon in Gera. Gemeinsam mit Amazon hatte unsere Redaktion für die Leser Besichtigungstouren zum Tag der Logistik am 18. April in dem riesigen Logistikzentrum im Industrie-gebiet Gera-cretzschwitz verlost. „Offenbar hat wohl einer abgesagt, so dass ich nun teilnehmen kann“, freute sich die Frau aus Greiz. Denn sie sehr interessiert an dem, was dort in der Halle geschieht, erklärte die Grundschullehrerin noch dazu.
In zwei Gruppen zu je etwa 15 Teilnehmern konnten Mitglieder des Leserklubs von TA, OTZ und TLZ am Tag der Logistik das Zentrum am Stadtrand von Gera von innen kennenlernen. Auf der ersten Tour führte Danilo Kahl, Bereichsleiter Inbound, also für den Wareneingang, durch die riesigen Hallen, erläuterte die Abläufe vom Wareneingang über das Sortieren, Verpacken und Etikettieren von bestellten Waren bis zum automatischen Verteilzentrum am Warenausgang.
Über 2000 Mitarbeiter aus 50 Nationen
2300 Mitarbeitende sind im Amazon-logistikzentrum in Gera, das im August 2021 den Betrieb aufgenommen hatte. Menschen aus 50 Nationen. Die Digitaltechnik kommuniziert deshalb nicht nur auf Deutsch, sondern wahlweise auch auf Englisch oder Arabisch, beispielsweise. Gearbeitet wird in drei Schichten in einer Sechseinhalb-tage-woche. So solle gewährleistet werden, dass bestellte Waren möglichst am Tag darauf oder express noch taggleich beim Kunden in der Region ankommen. „An die Nachtschicht hat man sich schnell gewöhnt“,
weiß Kahl, und sie sei besonders beliebt bei den Kollegen wegen der Zuschläge zum Lohn, der aber für die Mitarbeiter durchweg über dem Mindestlohn liegen, auch für einfache Anlerntätigkeiten.
Herzstück des Geraer Amazonzentrums ist die voll automatisierte Regallager-abteilung zwischen kilometerlangen Förderbändern, auf denen die Päckchen, durch Strichcodes und Scanner gesteuert ihren Weg durch die Logistik bis zum Versand nehmen. Das Waren-regallager ist ein Hochsicherheitstrakt, eingezäunt und mit einer Warnanlage versehen. „Bei uns müssen die Mitarbeiter zum Sortieren der Waren nicht zu den Regalen laufen, die Regale kommen zu ihnen an den Arbeitsplatz gefahren. Ein riesiger
Technologiesprung im Vergleich zu anderen Lagern“, erklärt Danilo Kahl dem staunenden Publikum.
20 Millionen Artikel im Lagerbestand
Trotz des hohen Grades der Digitalisierung und Automatisierung in dem jungen Amazon-zentrum in Gera geht es nicht ohne Handarbeit, etwa beim Bestücken der schwarzen Warenboxen, die auf die Lkw zum Versand geladen werden. 20 Millionen Artikel hat das Zentrum Gera auf zwei Fluren im gut geschützten Warenbestand. Pro Woche gehen 2 Millionen Artikel rein und raus. „Alles kleinere Artikel und davon alles außer Tiernahrung“, erklärt Kahl. 20 bis 30 Lkw rollen täglich damit voll beladen an und ab. Große Geräte wie Fernseher oder Waschmaschinen kommen von anderen Standorten in Deutschland. Und „Amazon fresh“, also die Box mit frischen Lebensmitteln, gebe es nur in großen Metropolen wie Berlin, wo die Nachfrage dafür vorhanden sei.
Scheinbares Chaos mit einem schlauen System
„Für den Außenstehenden mag das alles chaotisch anmuten“, räumt Kahl ein, „aber das System weiß, wo was ist.“Und wenn von der Paketautobahn ein Päckchen fällt, wird es von einem Netz darunter aufgefangen. In einer Pause wird es dann von den Technikern eingesammelt
und wieder ins System eingeordnet. Der Datenschutz sei durch die Abläufe gesichert: „Keiner unserer Mitarbeiter sieht die Kundendaten“, erklärt Kahl, die Etiketten auf den Paketen werden erst automatisch aufgebracht, wenn die verpackten Waren den Arbeitsplatz aufs Förderband gewechselt haben.
„Jetzt können wir ein bisschen mitreden“, sagen nach dem Rundgang Roswitha und Ulrich Vogel aus Langenwetzendorf im Landkreis Greiz. Der Enkel habe eine Lehre in der Logistik begonnen. Um sich ein Bild zu machen, hätten sie den Tag der Logistik für einen Rundgang genutzt.