Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
Eine ganz andere Welt
Sabine Maria Schoeneich über die Begegnung mit Nele
Sicher geht es Ihnen, wie mir. Wenn man im Moment in die Welt schaut, kann einem nur Himmelangst werden. Der Ruf, nach dem starken Mann, wird immer lauter. Das Misstrauen unter den Menschen wächst, man grenzt sich weiter voneinander ab. Die Folge davon sind immer mehr Kriege in dieser wunderschönen Welt. Ohne Erbarmen fordern sie ihren Tribut in Form von Leben und Zerstörung ein. Die nimmersatte Gier des Geldes lässt unsere Mutter Erde ächzen und stöhnen. Ich bin überzeugt, dass keiner von uns, für diesen Irrsinn wirklich eine Erklärung hat.
Als ich der sanftmütigen und so geduldigen Therapiehündin Nele beim Tag der offenen Tür in der Carolinenschule begegnet bin, schoss mir der Gedanke durch den Kopf: Warum sind wir nicht alle wie sie. Ich konnte förmlich in ihren Augen lesen, wie die Hündin die Welt sah. Sie stand, in der Mitte des Klassenzimmers, in dem sich Kinder und Erwachsene um sie drängten. Mit großer Ruhe schaute sie in die Runde. Ihre Blicke schienen jedem einzelnen zu sagen: Du bist toll.
Auf jeden ging Nele, mit ihrem offenen Hunde-herzen zu und schenkte ihm ein freundliches Schwanzwedeln. Das eine Leckerli, dass sie zur Belohnung bekam, wenn sie ihre Aufgabe erfüllt hatte, genügte ihr. Seitdem frage ich mich, sollten wir nicht alle was von ihr lernen und überhaupt von den Tieren. Sie nehmen jeden so, wie er ist. Ob arm oder reich, hübsch oder hässlich, weiß oder schwarz. Wenn sie satt sind, sind sie satt und schreien nicht immer nach mehr. Nele hat einfach nur jedem im Raum eine Portion ihrer Hundeliebe geschenkt. Vielleicht ist das ja auch die Lösung für diese verkorkste Welt: Dass wir einfach alle zueinander ein bisschen liebevoller sind. Wie anders wäre dann wohl unsere Welt. Wie schön.