Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
Hündin Nele ist eine gute Lehrerin
Beim Tag der offenen Tür in der Carolinenschule in Greiz ist die Co-pädagogin Nele der Star
Greiz. Das erste Mal ist der Tag der offenen Tür in der Carolinenschule, dem staatlich anerkannten regionalen Förderzentrum mit dem Schwerpunkt geistige Entwicklung, an einem Sonnabend. Trotzdem ist die Turnhalle der Schule zur Eröffnung so voll, dass die Menschen an der Tür Schlange stehen, sodass man Mühe hat, alle unterzubringen. „Ich bin sehr glücklich über die positive Resonanz“, sagt der Schulleiter Peter Peikert.
Eine Woche lang haben sich die Schüler in einer Projektwoche auf diesen Tag vorbereitet. Das Thema war: „Eine Reise um die Welt“. Es wurde eine große Weltkugel gebastelt, es gab jeden Tag ein Mittagessen aus einem anderen Land und es wurden syrische Kekse, für die Besucher gebacken. Man hat sich mit dem Leben in anderen Ländern befasst. Die Ergebnisse all dieser Aktivitäten, kann man an verschiedenen Stationen betrachten. Mit dem Tag der offenen Tür will man den Menschen nahe bringen, was die Carolinenschule eigentlich so macht.
„Wir wollen zeigen, dass wir ein ganz offener Laden sind, der für jeden da ist. Wo es keine Vorurteile gibt. Welche Religion, welche Behinderung oder welche Hautfarbe man hat, das alles spielt hier keine Rolle.“, und Peter Peikert ergänzt: „Es geht hier darum, dass wir jedem Kind im Rahmen seiner Möglichkeiten gerecht werden.“
Der Therapiehund hilft den Kindern, Ängste zu überwinden
Für den Schulleiter Peter Peikert, spielen Tiere beim Lernen eine große Rolle. „Tiere urteilen nicht. Die nehmen mich so, wie ich bin. Das ist der große Vorteil“, erklärt er. Zurzeit gibt es an der Schule zwei Pädagogen auf vier Pfoten. Eine davon ist die Hündin Nele. Zehn Jahre ist sie nun schon im Schuldienst und hat so manchem Kind, mit schweren kognitiven Einschränkungen, den Weg ins Leben geebnet.
Nele ist eine geduldige Lehrerin. Immer an ihrer Seite, die Sonderpädagogische Fachkraft Silke Korn, ihr Frauchen. Mathematik steht jetzt auf dem Stundenplan. Aufmerksam, verfolgt Nele mit ihren braunen, sanften Augen, wie eine Gurkenscheibe auf eine umgedrehte Schüssel gelegt wird. Dann kommt darauf ein großer, leichter Würfel aus Schaumstoff. Auf Befehl, stupst sie ihn mit der Nase runter. Er kullert durch den Raum
und bleibt bei zwei liegen. „So lernen die Kinder die Zahlen“, berichtet Silke Korn. Die Gurkenscheibe darf der staatlich geprüfte Therapiehund zur Belohnung als Leckerli verputzen und da Nele nicht unbegrenzt naschen darf, lernen die Kinder auch so das Addieren. „Denn die Leckerlis muss man gut abzählen können“, sagt Silke Korn schmunzelnd.
Im Alltag haben Kinder, mit geistigem Förderbedarf oft Angst vor Hunden und wissen nicht wie sie sich verhalten sollen und geraten in Panik. Auch da ist Nele, eine wichtige pädagogische Kraft. Wenn sie mit
ihrem Schultäschchen im Maul durchs Treppenhaus und die Korridore scharwenzelt, wissen die Kinder, sie tut uns nichts.
Damit sich Mensch und Hund auch immer gut verstehen, lernen sie an Hand von Nele, alles über den ältesten Begleiter des Menschen. Auf dem Lehrplan stehen da nicht nur, was frisst ein Hund und wie alt wird er. Die Körpersprache der Hunde wird ebenfalls vermittelt. So können die Kinder das Verhalten von Hunden, außerhalb ihrer Schule, einschätzen und entsprechend reagieren.
Dass ohne Nele das Lernen nur
halb soviel Spaß machen würde, davon ist nicht nur ihr Frauchen überzeugt. Auch der 15-jährige Janis findet die Hündin einfach nur toll. „Die ist hervorragend“, freut er sich. Janis hat eine Entwicklungsstörung und lernt dadurch mit Verzögerung. Für seine Mutter, Isabel Schürer, steht ebenfalls fest, dass Nele sehr wichtig in der Schule für ihren Sohn ist. „Nele baut eine Beziehung zu Janis auf. Sie tut ihm gut, sie erdet und beruhigt ihn“, und eins weiß die Mutter bestimmt: „Ohne Nele ginge Janis nur halb so gern zur Schule. Sie ist eine klasse Lehrerin.“