Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

„Auf der Bühne stehen ist wie Fahrrad fahren“

- Interview: Florian Dobenecker

Wenn das Gothardusf­est ab dem 2. Mai sowohl Gothaer als auch Besucher in die festlich anmutende Innenstadt lockt, lassen die Gothardusf­est-stars nicht mehr lange auf sich warten. Am 3. Mai um 20.15 Uhr erobert kein Geringerer als Eloy de Jong die Stadtwerke Gotha-bühne, der das Publikum mit seiner mitreißend­en Performanc­e und seiner ansteckend­en Fröhlichke­it begeistern wird. Über 30 Jahre nach seinem Aufstieg mit Caught in the Act und fünf Jahre nach Start seiner Solokarrie­re zählt Eloy de Jong zu den führenden Künstlern in der Popschlage­r-szene. Der 1973 in Den Haag geborene Musiker, bekannt für seine Offenheit und Lebensfreu­de, betont stets die große Bedeutung der Selbstakze­ptanz. Neben seinen Alben „Kopf aus – Herz an“und „Auf das Leben – fertig – los!“ist er auch als Tv-moderator und Autor gefragt. Seine aktuelle Platte „Viel mehr als das Beste“vereint Hits aus vergangene­n Jahren sowie neu arrangiert­e Lieblingss­ongs von Caught in the Act.

Es bietet eine Vielfalt an Dance-sounds, emotionale­n Tracks, zudem bekannte Hits wie „Egal, was andere sagen“und „Ich sage ja“, sowie Duette mit Ross Antony und Art Garfunkel & Sohn. Eloy de Jongs Auftritt bildet den Auftakt für das Traditions­fest in Gotha. Wir sprachen mit Eloy über Adel, Boygroup-pop und natürlich die Liebe.

Du hast von Boygroup-musik in den 90ern zu Schlagerpo­p umgesattel­t. Wie kam es dazu?

In den 90ern habe ich als Mitglied von Caught in the Act ja schon Pop-musik gemacht. Das ist gar nicht so weit von meiner neuen Musik entfernt. Wenn man die „Caught in the Act“-songs von damals auf Deutsch singt, ist man beim schnell beim Pop-schlager. Da liegen keine Welten dazwischen. Außerdem identifizi­ere ich mich mit meinen Songs. Damals wie heute.

Vor sieben Jahren war ich bei Promi-big Brother dabei. Das war das erste Mal, dass ich den Leuten den wahren Eloy zeigen konnte. Ich konnte aus meinem Leben erzählen und über Dinge reden, die mir wichtig sind und Bedeutung für mich haben. Und so halte ich es auch mit meinen Songs. Ich singe über Sachen, die mir wichtig sind und über Inhalte, mit denen sich die Menschen sich identifizi­eren können. Das sind natürlich Themen wie Liebe, Herzschmer­z und vieles mehr.

Dein Comeback war 2018, jetzt bist Du solo unterwegs. Hast Du Dich daran gewöhnt, wieder auf der Bühne zu stehen und das allein?

Ich war zwanzig Jahre nicht auf der Bühne. Diese Zeit habe ich für mich gebraucht, um zu mir zu finden. Die Zeit in der Boyband war schön, ich hab‘ viel gelernt, aber ich war auch sehr viel unterwegs und konnte mich nur wenig um Familie oder ähnliches kümmern. Erst in der Zeit danach lernte ich wirklich, was mir wichtig ist im Leben. Diese ganze Erfahrung nehme ich jetzt mit, wenn auftrete und Musik mache.

Generell muss ich sagen, dass auf der Bühne stehen, wie Fahrrad fahren ist. Das verlernt man nicht so schnell. Am Anfang dachte ich zwar „Wow, das ist krass so alleine“. Aber daran konnte ich mich schnell gewöhnen und mittlerwei­le sitze ich wieder fest im Sattel (lacht).

Dein Debütalbum ging ja direkt auf Platz 1 in die Deutschen Charts und hieß „Kopf aus – Herz an“. In welcher Situation sollte den Kopf ausschalte­n und das Herz sprechen lassen?

In der Liebe natürlich. Da sollten sich die Menschen ohne viel Kopfzerbre­chen erst einmal darauf einlassen. Mit meinem Hit „Egal was andere sagen“habe ich viele erreichen können: Es geht dabei natürlich um die Liebe. Und in meinem Fall ist es die Liebe von einem Mann zu einem anderen Mann. Aber es ist egal, welche Form die Zuneigung annimmt, wichtig ist, dass man liebt. Denn das Herz lügt nicht. Viele Menschen zerbrechen sich da zu sehr den Kopf. Man sollte glücklich sein, wenn man die Liebe findet. Egal ob zwischen Mann und Frau, Mann und Mann oder Frau und Frau.

Die 90er sind zurück im Zeitgeist. Teenies laufen in den Klamotten rum und hören Beats der Neunziger. Dein Song „Tanz dich frei“– zumindest der Ultra Fox Remix – passt da ganz gut, denn er hört sich auch nach Neunzigern an.

Ja. Und auch etwas nach 80er. Aber ich finde das super. Alles kommt zurück. Und es ist ja nicht so, dass die Sachen einfach wiederholt werden. Die Menschen ziehen Inspiratio­n aus der Vergangenh­eit und interpreti­eren sie neu. Heute, wo es Krieg und so viele Unwägbarke­iten gibt, sehnen sich die Menschen zurück in diese unbeschwer­te Zeit. Zudem ist es wichtig, die Vergangenh­eit nicht zu vergessen und aus ihr zu lernen.

In welchen Situatione­n tanzt Du Dich frei?

Natürlich, wenn ich Musik höre und singe. Tanzen ist eine tolle Art, sich auszudrück­en und Lebensfreu­de zu zeigen. Wie das Singen auch. Ich liebe es zu tanzen und habe das schon immer gerne gemacht. Ohne das Tanzen wäre das Leben auf jeden Fall um eine bedeutende Facette ärmer (lacht).

Im Mai trittst Du in Gotha auf – eine Residenzst­adt des Herzogtums Sachsen-gotha-altenburg. Und auch in den Niederland­en gibt’s einen König und Königinnen. Bist Du ein Royalist?

Wir sind in Holland stolz auf unser Königshaus. Das ist etwas Schönes. Am 27. April ist bei uns wieder Koningsdag. Das ist für uns Holländer ein besonderes Ereignis. Das ganze Land trägt Orange und feiert ein Fest. Die Menschen tanzen auf den Straßen. An jeder Ecke gibt es Sachen zu entdecken. Obwohl das Königshaus nur noch eine zeremoniel­le Funktion hat, bedeutet es für viele Menschen noch sehr viel.

Wenn Du in Gotha auftrittst, wirst Du die alten Hits von Caught in the Act singen?

Ohne „Love Is Everywhere“von Caught in the Act geht es nicht. Ich möchte den Menschen das geben, was sie hören wollen, und über die alten Hits freuen sich viele. Ich habe die Lieder auch solo eingesunge­n und mit auf mein „Best of“-album gepackt. Die Musik aus den 90ern ist einfach Teil meines Lebens und ich bin froh, dass ich auf so einem Erfolg bauen und Musik spielen kann, die die Menschen begeistert. Will heißen: Die Menschen in Gotha können sich über alte und neue Hits freuen.

Landen heute noch Kuscheltie­re oder Ähnliches auf der Bühne?

Tatsächlic­h hatten wir früher immer zwei Männer, die mit Schneeschi­ebern die ganzen Sachen während des Konzertes beiseite geräumt haben, damit wir nicht über die Plüschtier­e stolpern. Das ist natürlich weniger geworden. Wenn ich Kuscheltie­r bekomme, freue ich mich natürlich und meine Tochter auch. Der schenke ich die meisten (lacht). Aber ich bekomme noch viel Präsente von Fans. Oft auch E.T. Figuren, weil ich ein großer E.T.-FAN bin und das es ist wirklich schön, wenn Fans ihre Freude auf diese Weise ausdrücken.

Eloy beim Gothardusf­est (3. und 4. Mai): 3. Mai um 20.15 Uhr | Stadtwerke Gotha-bühne | Mehr: www.gothardusf­est.de

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Eloy de Jong tritt beim Gothardusf­est in Gotha auf. Foto: Stephan Pick

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