Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
Paul Müller sichert sich Bronze
Deutsche Ringer-meisterschaft: Der Greizer verliert den ersten Kampf im Turnier, lässt sich nicht beirren und holt sich auf seinem Weg zu Platz drei Sieg um Sieg
Als im Oktober vorigen Jahres nach dem Ringerturnier in Aalen Tobias Ulamec, einer der württembergischen Landestrainer mit Bezug zu seinem Sohn Tom und Paul Müller zum Greizer Trainer sagte: „Vielleicht stehen sich unsere Jungs bei der nächsten deutschen Meisterschaft im Finale gegenüber“, war das noch optimistische Zukunftsmusik.
Paul Müller setzt Enttäuschung in Leistung um
Sechs Monate später wäre es beinahe Realität geworden. Ein Sportler aus Nordrhein-westfalen machte jedoch einen Strich durch diese Rechnung. Bei den deutschen Meisterschaften im Freistilringen der Altersklasse U17 im nordbadischen Ladenburg siegte Efe Can Atak aus Nordrhein-westfalen in der Gewichtsklasse 92 kg unangefochten. Der einzige, der ihm noch einigermaßen Paroli bieten konnte, war der Greizer Rsv-ringer Paul Müller. Alle anderen Gegner hatte der Modellathlet, der volles Gewicht auf die Waage brachte, nach rund zwei Minuten schon entscheidend bezwungen. Nur der sechs Kilogramm leichtere Greizer leistete ihm hartnäckig Widerstand, obwohl er bereits in der Anfangsphase 0:4 in Rückstand geriet. Die Kampfrichter hatten die Aktion ursprünglich sogar mit 0:5 gewertet, erst nachdem die Greizer Ecke einen Videobeweis verlangt hatte, wurde die Entscheidung revidiert. Der Greizer („der Gegner war kräftemäßig einfach überlegen“) kämpfte hervorragend, musste am Ende aber eine 2:10 Niederlage hinnehmen. Leider übersahen die Kampfrichter in den Schlusssekunden noch eine Müllersche Zweierwertung, was an der Niederlage aber nichts geändert hätte.
Der mit viel Selbstvertrauen in den Jahreshöhepunkt gestartete Schüler des Greizer Ulf-merboldgymnasiums musste jetzt erst mal seine Enttäuschung verarbeiten. Er musste nun alle Kämpfe gewinnen, um noch an Bronze zu kommen. Dem sehr trainingsfleißigen Zehntklässler gelang es, seine Enttäuschung in Leistung umzusetzen. Gegen den zweiten Nrw-vertreter Adrian Schmidt war noch etwas Sand im Getriebe, der 7:0-Sieg aber ungefährdet. Der Vorjahresvierte Erik Skotarczak aus Aue hatte auch diesmal keine Siegchance, er wurde 5:1 bezwungen.
Im Kampf um den Einzug ins kleine Finale um Bronze war der bayerische Vertreter Jens Wörmann (Kottern) der Widersacher. Ursprünglich war geplant, die bayerischen Gegner beim Osterturnier in Unterföhring unter die Lupe zu nehmen. Diese waren aber beim Vorbereitungstrainingslager für die DM, so dass dem Greizer der Turniersieg damals zwar leicht fiel, die Kampfweise des bayerischen Gegners aber unbekannt blieb.
Bronze nach erfolgreicher Brückenfesthalte
Jetzt war der Greizer – auch gegen einen nach Freilos ausgeruhten Bayern – aber wieder voll auf dem Damm. Schon nach Sekunden ging er durch einen sehenswerten Wurf 4:0 in Führung und kurz nach der Pause stand der 10:0-Abbruchsieg über den späteren Fünften fest. Der Gegner im Kampf um Bronze kam vom gastgebenden nordbadischen Verband. Karol Huber (Bruchsal) hatte seinen Platz mit unorthodoxen
Techniken erkämpft und schien trotz abendlichen Videostudiums nicht so leicht ausrechenbar. Vorsicht war also geboten. Doch bereits nach gut einer Minute war alles entschieden. Paul Müller hatte einen Griffansatz verhindert, selbst die Initiative ergriffen und den Gegner schon nach 25 Sekunden in der Brückenfesthalte.
Nach 1:06 Minuten wurde der Greizer zum Schultersieger erklärt und konnte sich bei seiner fünften deutschen Meisterschaft über die erste Medaille freuen. Nach seiner Auftaktniederlage konnte er die nächsten vier Kämpfe mit einem Punktverhältnis von 24:1 für sich entscheiden, was auch dem Bundestrainer auffiel. .
Während Paul Müller zum ältesten startberechtigten Jahrgang gehört und im nächsten Jahr bei den Junioren (U20) starten wird – in diesem Jahr gelang ihm hier als Jüngster mit einem Schultersieg der siebte Platz –sind die beiden anderen Greizer Starter noch zweimal in
dieser Altersklasse startberechtigt. Leroy Jetschke (80 kg) traf gleich auf den späteren Vizemeister Deni Kosumov (Fulda) und unterlag deutlich. Gegen Pius Zienicke (Luckenwalde) wäre ein Sieg möglich gewesen, die Chance blieb aber ungenutzt. Mit einem Schultersieg über den zweiten Luckenwalder Linus Hübner sicherte sich der Greizer den zehnten Rang.
Silas Warmuth gerät früh in einen Rückstand
Silas Warmuth (48 kg) startete etwas überhastet gegen den Saarländer Justin Ebinger und geriet anstatt in Führung zu gehen, schnell in Rückstand. Hier war mehr als eine 2:8-Niederlage möglich. Nach einem 0:10 gegen den späteren Bronzemedaillengewinner aus Nordbaden rangierte er am Ende auf Platz acht.
In der Vereinswertung landete der RSV Rotation Greiz unter 97 Teams mit vier weiteren Vereinen auf den Rängen 13 bis 17.